Song Contest findet in Wien statt
Die Entscheidung über den Ort dauerte allerdings gewaltig lange. Seit Dienstagvormittag wurde dem Vernehmen nach von
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, dem kaufmännischen Direktor Richard Grasl, Programmdirektorin Kathrin Zechner, dem Leiter des Song-Contest-Teams, Edgar Böhm, und Vertretern der European Broadcasting Union (EBU) verhandelt. Und das lag nicht an der EBU.
Zunächst waren noch drei Städte als Bewerber im Rennen: Innsbruck mit der Olympiahalle, Graz mit seiner Stadthalle sowie die Bundeshauptstadt mit der Wiener Stadthalle. Am Ende wogte es zwischen Innsbruck und
Wien hin und her. Im vom Song-Contest-Beauftragten Edgar Böhm präsentierten Vergleich soll noch Innsbruck voran gelegen haben. Finanziell und auch was die Bereitschaft, Ausfallsrisiken zu übernehmen, war die Tiroler Hauptstadt klar voran, hieß es. Die Rede ist von einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag.
ORF-Chef Wrabetz musste wohl sein ganzes Gewicht in die Waagschaale werfen, um doch Wien zum Austragungsort des Song Contests 2015 zu machen. Es war letztendlich die Entscheidung des Alleingeschäftsführers, der jetzt das wirtschaftliche Gelingen des Song Contests zu verantworten hat. Denn das Risiko liegt nun offenbar hauptsächlich beim Veranstalter ORF und nicht beim Veranstaltungsort Wien. Jede Kostenüberschreitung geht auf die Kappe von Wrabetz - und auf jene der Gebührenzahler. Gut für Wrabetz ist diese Wahl fürs Erste aber in jeden Fall: Denn die Stadt Wien hatte mit dem General noch eine Rechnung offen, nachdem der
ORF-Standort St. Marx nicht durchzubringen war.
Dass damit jetzt alles eitel Wonne ist, ist nicht anzunehmen. Im September, beim nächsten Stiftungsrat, werden sich die Aufsichsräte die Entscheidung des
ORF-Generals sehr genau erklären lassen, wurde bereits angekündigt. Wie auch immer: Der
Eurovision Song Contest findet am am 23. Mai 2015 statt. Die beiden Halbfinals sind davor am 19. und 21. Mai angesetzt.
In einer Aussendung erklärte Wrabetz: "Wir hatten drei sehr interessante Angebote, die alle über unseren Erwartungen waren - und ich möchte mich auch bei den Verantwortlichen in Graz und Innsbruck dafür bedanken. Nach sorgfältiger Prüfung und genauer Abwägung aller relevanten Parameter ist unsere Wahl auf Wien gefallen. Wien liegt im Herzen Europas, steht in besonderem Ausmaß für Musik und Weltoffenheit, war Gastgeber zahlreicher Großereignisse und ist natürlich als Hauptstadt besonders geeignet, einen Song Contest für das gesamte Land zu veranstalten. Unser Ziel ist es, einen Song Contest auszurichten, der Österreich stolz macht und Europa beeindruckt."
Reaktionen
"Wir sind über die
ORF-Entscheidung, dass Wien die Host City des nächsten '
Eurovision Song Contest' wird, sehr erfreut", sagte Executive Supervisor
Jon Ola Sand seitens der EBU. "Wir sind überzeugt, dass die Stadt über die Erfahrung, Menschen mit dem nötigen Know-how und die Einrichtungen verfügt, um Gastgeber des größten Unterhaltungsevents der Welt zu sein. Ich bin mir sicher, dass wir in Zusammenarbeit von Wien,
ORF und EBU im Mai drei außergewöhnliche Shows erleben werden."
"Wir freuen uns, dass der 60.
Eurovision Song Contest 2015 in Wien stattfinden wird", betonten
Wiens Bürgermeister
Michael Häupl und Stadtrat
Christian Oxonitsch in einer Aussendung. "Wien als weltoffene Stadt ist für dieses Event der beste Austragungsort und wird diese Weltoffenenheit auch international unter Beweis stellen. Der Song Contest am 23. Mai soll aber vor allem auch zu einem Fest für alle WienerInnen und Gäste des Stadt werden!"
"Wien als Austragungsort des 60.
Eurovision Song Contest 2015. Der Dank dafür gilt noch mal Conchita Wurst, denn nur ihr großartiger Erfolg hat dieses Riesengeschenk für Wien möglich gemacht. Es wird ein großartiges Fest für Wien und Europa werden", so
Wiens Vizebürgermeisterin
Maria Vassilakou.
"Diese Entscheidung ist unverständlich. Wir waren bis zuletzt offensichtlich ganz klar Erstgereihter. Aber der
ORF-Generaldirektor hat diese Entscheidung getroffen. Er wird auch die Folgen tragen müssen", sagte
Innsbrucks Bürgermeisterin
Christine Oppitz-Plörer.
"Ich bin darüber verwundert, die Entscheidung ist zu akzeptieren. Der
Eurovision Song Contest im kommenden Jahr ist für Österreich eine tolle Bühne", erklärte
Tirols Landeshauptmann
Günther Platter (
ÖVP).
"Wir sind weder enttäuscht, noch überrascht. Wien ist die Bundeshauptstadt. Wir werden uns mit ihr freuen", meinte
Gert Haubenhofer, Sprecher von Bürgermeister Siegfried Nagl. "Wenn nun Konzerte in der Wiener Stadthalle aufgrund des Song Contests abgesagt werden müssen, steht Graz bereit. Wir haben eine tolle Location."
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