Servus, pfiat Gott und auf Wiedersehen Karl Moik

Karl Moik, geboren am 19. Juni 1938 in Linz, starb am Donnerstag 76-jährig im LKH Salzburg. 1980 hatte er die Unterhaltungssendung "Musikantenstadl" erfunden. Sie wurde am 5. März 1981 erstmals (aus Enns) ausgestrahlt. Bis Ende 2005 moderierte er 180 Ausgaben. Soweit die Fakten und Lebensdaten. Aber Karl Moik ließ sich schon zeitlebens mit Zahlen nicht beikommen.
Herr Moik, sind Sie glücklich? So begann, zum 20-jährigen "Stadl"-Jubiläum, das Interview, das der Autor dieser Zeilen mit Moik führte. "Ja, rundumadum", antwortete er. "Ich muss ein großes Dankeschön ans Leben sagen: Mehr als ich kann man nicht mehr erreichen." Schon daran sieht man, wie wichtig ihm die Karriere war. Er, ausgebildeter Werkzeugmacher, lernte seine Form des Moderierens in einer Sprechausbildung am Mozarteum, aber auch auf Fußballplätzen und als Vertreter für Öfen und Antennen. Dass er diesen Verkaufsschmäh nur unwesentlich weiterentwickelte, warfen ihm Kritiker immer wieder vor.
Ein Weinderl, ein Bier
Zum Vorwurf, dass der "Stadl" eine heile Welt vorgaukle, sagte er: "Ja, da gebe ich Ihnen recht. Aber warum gehen Sie ins Theater? Sie gehen doch nicht rein und denken zwei Stunden an Ihre Sorgen. Das größte Kompliment ist, wenn mir die Leute sagen: Schön war’s wieder. Hat sein Weinderl trunken, sein Bier, und geht zufrieden ins Bett. Nix anderes will ich. "Seinem Publikum Freude zu bereiten – das gelang ihm ebenso, wie dank der Popularität des "Stadl" ordentlich zu verdienen. "Wenn Sie weniger verdienen als ich, muss ich Ihnen sagen, dann müssen S’ mehr arbeiten", reagierte er auf solche Fragen sehr pragmatisch. Bei manchen seiner Sendungen sahen allein in Österreich drei Millionen zu. Und die Menschen liebten das Gesehene.
Karl Moik war einer, der dem Fernsehkastl vor allem die Funktion des Gehirnauslüftens zukommen ließ. Andere wollten die Gehirne füttern, er war für die Entsorgung von Alltagsproblemen zuständig. Mit dem Rückzug von Gottschalk von "Wetten, dass ..?" endete die Epoche der Samstagabendshows, sagt man. Moiks Abschied war zumindest ebenso ausschlaggebend.
Nun gibt es keinen Grund, über Moiks Sendung die Nase zu rümpfen. Er trieb die Quotenfixierung mit spezieller Zielgruppenanalyse nur auf die Spitze. Und machte das extrem professionell. Er ließ singen und sang selber – am Ende stets "Servus, pfiat Gott und auf Wiedersehen". Er ließ auf Bierbänken schunkeln und witzelte sich – nicht immer geschmackssicher – durch die langen Abende. Bis 1991 gemeinsam mit dem Hias, von dem er sich schließlich nicht ganz freundschaftlich trennte.
Was man Moik vorwerfen kann, ist, dass er Volksmusik, dieses wunderbare Genre, ohne das ein Franz Schubert nicht möglich gewesen wäre, durch volkstümliche Musik ersetzte. Das befeuerte eine ganze Branche. Und erzeugte ein falsches Bild des traditionellen österreichischen Musikschaffens.
Staatsempfang

Einmal, bei einem "Stadl" in Südafrika, wurde er vom damaligen Staatschef Nelson Mandela empfangen. Dessen Protokollchef hatte ihn mit Alois Mock verwechselt, so die Fama.
Grandios war der Auftritt von Stefan Raab im "Stadl", bei dem er sang: "Der Karl, der Karl, der Moik, Moik, Moik, der kifft das schärfste Zeug, Zeug, Zeug." Moik bewies Humor und lächelte.
Am Samstag wird er im "Stadl" in Oberwart gewürdigt. Er ist die vorletzte Sendung seines Nachfolgers Andy Borg. Ab September soll es einen Neuen geben. Wer weiß, vielleicht folgt der "Stadl" seinem Erfinder bald in die ewigen Jagdgründe.
Zu Beginn der 1980er – der ORF sendete live einen Frühschoppen von der Messe in Wien – stellte sich Moik (damals 43) dem nachmaligen Unterhaltungschef Dieter Böttger (heute 74, Pensionist) unabwimmelbar vor: "Ja, der Karl wusste immer genau, was er wollte – ab März 1981 ging die Idee on air. Sein größter Vorteil: Er hatte vom Start weg alles fest in Händen und dazu a Pratz’n fürs Programm. Monate hat er daran getüftelt, keiner durfte mitreden." Das Aus "hat ihn mehr gekränkt, als er je zugab", so Böttger, "und mit seinem Abgang starb der Stadl schon vor zehn Jahren."
Der Trompeter Stefan Mross, eine Entdeckung des Verstorbenen, der 1989 seinen ersten Fernsehauftritt in Moiks Sendung "Wie die Alten sungen" hatte, richtete sich via Twitter an seine Fans: "Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie sehr ich traurig bin. Bin nur am Weinen."
Die erfolgreiche Schweizer Volksmusiksängerin Francine Jordi verabschiedete sich ebenfalls bewegt von ihrem Vorbild: "Ich bin tief traurig... genau wie auf diesem Bild will ich dich in Erinnerung behalten... vielen Dank für alles was du für mich getan hast! Ruhe in Frieden..."
Karl Blecha, Chef des Pensionistenverbandes, zeigte sich in einer Aussendung tief betroffen: "Karl Moik war ein großes Idol für 'unsere Generation' und dem Pensionistenverband Österreichs sehr freundschaftlich verbunden." Er erinnere sich noch heute an die "wunderbaren Moderationen" Moiks auf Veranstaltungen des Pensionistenverbandes: "Wir verlieren einen ganz Großen der Unterhaltungsbranche, aber vor allem auch einen wunderbaren Menschen."
Die bayerische Band Münchner Zwietracht zollte ihrem Entdecker auf Facebook die letzte Ehre: "Gute Reise Karl Moik. Du hast die Münchner Zwietracht entdeckt und gefördert. [...] Danke für Dich und was Du uns gegeben hast. R.I.P. Karl."
Karl Moiks Heimatsender
ORF zollte am Donnerstag dem verstorbenen Volksmusik-Moderator seinen Respekt. "Er brachte mehr als 25 Jahre lang den Menschen rund um den Globus populäre österreichische Volkskultur näher", so ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, der die "unermüdliche Begeisterung" und den "aufopfernden Enthusiasmus" des TV-Präsentators würdigte.
Auch ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner erinnerte an den Verstorbenen: "Seine nicht enden wollende Kraft, Volksmusik und Schlager einem internationalen Publikum nahezubringen, hat mich auch in der gemeinsamen Zusammenarbeit immer beeindruckt." Sein Tod hinterlasse einen tiefen Schmerz.
Moiks Volksmusikkollege Patrick Lindner teilte via Twitter mit: "Soeben hat mich die Nachricht erreicht, dass mein Freund Karl Moik von uns gegangen ist, dem ich sehr viel zu verdanken habe und der den Anfang meiner Karriere wesentlich mit geprägt hat. [...] R.I.P. Lieber Karl. Du bleibst für immer in unseren Herzen."
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