Netflix: Online ist das neue TV

Noch heuer startet der Bezahlfernseh-Anbieter, der den US-Markt auf den Kopf gestellt hat, in Österreich.

Bezahlfernsehen (abseits des öffentlich-rechtlichen Gebühren-TV) ist mit Reichweiten zumeist im einstelligen Prozentbereich immer noch Sache einer verschwindenden Minderheit. Und dennoch ist der nun fix angekündigte Markteintritt eines weiteren Anbieters in Österreich bemerkenswert. Denn mit Netflix startet noch heuer in Österreich jener Anbieter, der den US-Markt auf den Kopf gestellt hat. Und der für nicht wenige für die Zukunft des Fernsehens steht.

Der Papierform nach klingt es mittelspektakulär: Netflix bietet, gegen eine vergleichsweise geringe monatliche Gebühr (in den USA: 9 Dollar), wie eine Online-Videothek Hollywood-Filme und Serien zum jederzeitigen Abruf über das Internet an. Diese kann man auf (geeigneten) Fernsehern, am Computer und auf Handys anschauen. Doch hat es das Unternehmen mit einer Mischung aus gutem Service, gelungener Selbstdarstellung und, zuletzt, namhaften Eigenproduktionen geschafft, sich als revolutionär darzustellen.

So wurde das Konsumverhalten (vorwiegend) junger Seher bei Serien mit Netflix-Hilfe grundlegend verändert: Statt Woche für Woche eine Folge anzubieten, stellt Netflix ganze Staffeln (u.a. von den viel gelobten Eigenproduktionen"House Of Cards"und "Orange Is The New Black" ) auf einmal online. Diese werden vom Publikum in ausführlichen Sitzungen konsumiert. Das hat schon Auswirkungen darauf, wie Serien produziert werden: Weniger als halbstündige Häppchen denn als große, durchgängige Erzählungen.

Konkurrenz

Damit ist Netflix in den USA zum ernsthaften Konkurrenten der finanzstarken Kabelsender wie HBO geworden. Derzeit zählt Netflix weltweit 48 Millionen Kunden. Diese brachten im ersten Quartal 2014 einen Umsatz von 1,27 Milliarden Dollar und 53 Millionen Gewinn. Der Einstieg in Österreich – zugleich startet Netflix u.a. in Deutschland und Frankreich – war allseitig erwartet worden. Über die genauen Konditionen schweigt sich das Unternehmen noch aus.

Auch mit welchen Inhalten Netflix starten wird, ist offen. In einem KURIER-Interview meinte Sky-Österreich-Chef Kai Mitterlechner, dass sein Unternehmen, das mit Sky Go ein eigenes On-Demand-Service hat, sich "nahezu alle wesentlichen Rechte auf Jahre hinaus gesichert" habe. Im Sky-Angebot gab es auch die Netflix-Serie " House of Cards" .

Netflix ist auch in anderer Hinsicht bedeutend: Die Videos machen zu Spitzenzeiten mehr als ein Drittel des Internet-Datenverkehrs in den USA aus. Das hat Auswirkungen auf die Internetanbieter, die ihre Infrastruktur anpassen müssen – und zuletzt von u.a. Netflix Geld für eine bevorzugte Übertragung wollten. Dies widerspricht aber einem der grundlegenden Pfeiler des Internets – nämlich, dass alle Daten gleichberechtigt übertragen werden.

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