Literaturkritiker Karasek rezensiert den Ikea-Katalog

Literaturkritiker Hellmuth Karasek betätigt sich immer wieder einmal als Witzeerzähler. Nun zeigt er, dass er auch über seinen eigenen Beruf lachen kann. Karasek rezensierte den Ikea-Katalog 2016 in einem knapp fünfminütigen viralen Werbevideo, das nun online gestellt wurde. "Es ist ein möblierter Roman", befindet Karasek. "Ein Buch, in dem wir uns wohlfühlen sollen, weil es uns in eine gute Stimmung versetzen will."
"Karasek hatte sich bei seiner Rezension an keinerlei inhaltliche Vorgaben zu halten", versichert der schwedische Möbelkonzern, dessen erster Katalog 1951 verschickt wurde. Heute sei der Ikea-Katalog "das auflagenstärkste Druckerzeugnis der Gegenwart - noch vor der Bibel", heißt es.
"Eigentlich ist es ein Skandal, dass das meistverbreitete Buch der Welt mit einer Auflage von sage und schreibe fast 220 Millionen Exemplaren bisher nie rezensiert wurde", beginnt der im gemütlichen Fauteuil sitzende Kritiker seine Videorezension und kommt schmunzelnd zur Sache: "Man könnte dem Ikea-Buch vorwerfen, dass es mehr Bilder als Personen hat. Die Personen müssen sich zwischen die Möbel drängen, sie kommen selten zu Wort, sie reden kaum zusammenhängend - und trotzdem hat das Buch einen solchen Erfolg."
Wirklich begeistert zeigt sich das Mitglied der einstigen ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett" nicht: "Ich muss gestehen, ich liebe Bücher nicht so sehr, die sich altmodisch-aufdringlich mit einem Du an den Leser wenden", so Karasek. "Was fehlte dem Buch, wenn es ein schöngeistiger Roman wäre? Die Antwort muss heißen: Alles. Aber es wäre genauso ungerecht, als wenn man ein Buch der Postleitzahlen nach fehlenden Personen absuchen würde."
"Supergeile" Werbestrategie
Immer wieder versuchen Marken mit innovativen Spots neue Zielgruppen anzusprechen. Ein Vorreiter war 2004 die Baumarktkette Hornbach, die den deutschen Sänger Blixa Bargeld dafür gewannen, aus ihren Prospekten zu lesen. Mit großer Geste und bedeutungsschwerer Stimme rezitiert der Kopf der deutschen Band Einstürzende Neubauten und Bassist bei Nick Caves Bad Seeds nüchterne Werkzeugbeschreibungen, als seien sie Literatur-Klassiker, garniert mit einem "Ayayippiyippiyeah".
2014 holte sich der deutsche Supermarktverbund Edeka den spätberufenen Elektropop-Entertainer Friedrich Liechtenstein für mehrere virale Spots mit dem Slogan "Supergeil". Die Strategie ging voll auf, fast 15 Millionen Klicks erzielte das hippe Video mit dem sonoren Sprechgesang.
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