Lena Dunham und ihre "Girls" auf Sky

Vier Frauen in der großen Welt des Big Apple: Dachte man bei dieser Beschreibung bis vor kurzem noch zwangsläufig an Carrie Bradshaw und ihre Freundinnen aus "Sex and the City", gibt es seit dem Vorjahr ernsthafte Konkurrenz für die modebewussten Enddreißiger. Mit dem HBO-Format "Girls" traf Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Lena Dunham den Zeitgeist, heimste zwei Golden Globes ein und sitzt aktuell an den Vorbereitungen für eine dritte Staffel. Die Neugier der österreichischen Zuschauer kann spätestens am 12. Mai gestillt werden, wenn TNT Serie (empfangbar über Sky) die zehn Episoden der ersten Staffel ab 15.35 Uhr in geballter Form ausstrahlt.
Zum Auftakt heißt es dabei für Hannah (Dunham) erst mal Abnabeln vom Elternhaus, wenn auch nicht ganz freiwillig. Bei einem Besuch eröffnen die bis dahin stets (finanziell) unterstützenden Eltern, dass der Geldhahn abgedreht wird. Nach dem ersten Schock muss die angehende Schriftstellerin also neue Möglichkeiten finden, um als Mittzwanzigerin mit akademischem Hintergrund und endenwollenden Perspektiven zurecht zu kommen. Eine Situation, die ihre Freundinnen Marnie, Jessa und Shoshanna nur zu gut kennen. Und dennoch versprüht "Girls" einen nicht zu leugnenden Optimismus, der mit ironischen Brechungen und einer großen Portion Humor daherkommt.
Keine "Stimme ihrer Generation"
Kein Wunder also, dass mit Judd Apatow ein Könner des neuen Hollywood-Komödienfachs als ausführender Produzent mit eingestiegen ist. Der erfrischend neue, oft ungeschönte Blick auf ihre Alterskollegen machte Dunham quasi über Nacht zum Star. Nach der ersten Staffel folgte diesen Frühling die Fortsetzung, für 2014 hat HBO bereits weitere 12 Folgen geordert. Und die 26-Jährige wird zur Stimme ihrer Generation stilisiert, was ihr allerdings nicht wirklich passt. "In unserer fragmentierten, globalisierten Welt ist es so gut wie unmöglich, die Stimme einer Generation zu sein", erklärte sie im Interview mit Spiegel Online. "Aber ich würde mich schon freuen, wenn ich erhellen kann, wie es sich anfühlt, heute jung zu sein."
Geht es nach Dunham, dann bedeutet das eben nicht finanzielle Sicherheit, ungebrochenes Selbstvertrauen oder eine teure Garderobe. Vielmehr zeichnet sie subtile Zwischentöne und stellt Außenseiter in den Mittelpunkt. Und konfrontiert nicht zuletzt das US-amerikanische Publikum mit oft tabuisierten Themen. "Ich bin froh, Dinge machen zu dürfen, die man sonst im Fernsehen eher nicht sieht. Und wenn das dazu beitragen sollte, dass manche Leute sich weniger einsam fühlen und ihre Erfahrungen etwas normaler finden, bedeutet mir das ungeheuer viel."
Ein Kunststück, das auch aufgrund der mit etlichen Ecken, Kanten und natürlich auch Makeln ausgestatteten Charaktere gelingt. So bezeichnet Dunham Hannah etwa als "kleines Arschloch", die sich immer wieder selbst ein Bein stellt. "Das Fernsehen ist so stark damit beschäftigt, liebenswerte Figuren zu zeichnen, dass viele Leute sich wohl erst an Charaktere gewöhnen müssen, die man - wie Hannah - nicht ohneweiteres ins Herz schließen kann." Für das US-Publikum war es offensichtlich kein Problem. Bleibt abzuwarten, ob die "Girls" (Staffel 1 ist bereits auf DVD erhältlich) auch in Österreich für Gesprächsstoff sorgen werden.
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