Julia Jäkel: Eine steile Karriere

Julia Jäkel ist nach ihrem Aufstieg an die Spitze von Gruner+Jahr eine der mächtigsten Medienmanagerinnen Deutschlands. Nun warten aber auch die vielen Baustellen des Zeitschriftenriesen auf die neue Nummer eins.
Cambridge-Absolventin, Verlagsmanagerin, Vorstandschefin: Die Karriere von Julia Jäkel geht seit Jahren steil nach oben. Jetzt hat die 41-Jährige beim Zeitschriftenriesen Gruner+Jahr das Sagen und ist eine der einflussreichsten Medienmanagerinnen in Deutschland. Das Hamburger Traditionshaus mit Titeln wie "Stern", "Brigitte" und "Geo" setzt im Jahr mehr als zwei Milliarden Euro um. Es ist auch Mehrheitseigentümer der "News-Gruppe" in Österreich.
"Es gab schon rosigere Zeiten."
Jäkel ist häufig im schwarzen Rollkragenpullover zu sehen - und mit ernstem Blick. Über das Geschäftsjahr 2012 sagte sie klipp und klar: "Es gab schon rosigere Zeiten." In ihren bisher nur sieben Monaten im Vorstand bei Gruner+Jahr bewies sie Durchsetzungskraft - gerade auch bei unangenehmen Entscheidungen wie der Einstellung der defizitären " Financial Times Deutschland". Die Managerin hatte vor 13 Jahren zum Gründungsteam der "FTD" gehört und dort lange gearbeitet.
"Julia Jäkel hat bereits in den vergangenen Monaten unter Beweis gestellt, das sie mit Entscheidungs- und Gestaltungsfreude wichtige Veränderungen umsetzt", lobt Bertelsmann-Chef Thomas Rabe die Verdienste Jäkels. Und er bescheinigt ihr, "dass sie mit hoher Glaubwürdigkeit für die publizistischen Werte von Gruner + Jahr steht." Wer den Haupteigentümer Bertelsmann aus Ostwestfalen kennt, weiß, wie viel dieses überschwängliche Lob bedeutet. Rabe ist auch Aufsichtsratsvorsitzender von G+J.
Heidelberg, Harvard, Cambridge
Dass die Arzttochter, die in Heidelberg, Harvard und Cambridge Geschichte, Politik und Volkswirtschaft studierte, ihre Laufbahn einst bei Bertelsmann begann, hat ihr den Aufstieg vielleicht etwas erleichtert. Vor ihrem Antritt galten die Beziehungen von G+J zur Bertelsmann-Zentrale in der Branche als sehr angespannt. Dort, in Gütersloh, hat Jäkel 1997 mit einer Trainee-Ausbildung ihre Management-Karriere gestartet, dann kam sie zu Gruner+Jahr als geschäftsführende Redakteurin beim Leute-Magazin Gala. Und es ging weiter steil bergauf.
Ziel sei, in allen Märkten das führende Haus der Inhalte zu sein, machte die 41-Jährige zuletzt klar. "Dazu wollen und müssen wir besser, schneller, effizienter und digitaler werden." Punkt. Schon im Dezember schrieb die "Süddeutsche Zeitung" über Jäkel im Vergleich zu ihrem Vorgänger, G+J-Vorstandschef Bernd Buchholz: "Und jetzt kommt sie und zieht die harten Sachen durch." Dafür holte sie sich zwei Vertraute neu in den Vorstand - die beiden bisherigen Mit-Vorstände, Auslandschef Torsten-Jörn Klein und Finanzchef Achim Twardy, müssen gehen.
Doch die Managerin - Mutter von Zwillingen, verheiratet mit früheren " Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert - bewegen nicht nur die Geschäftszahlen. Immer wieder schwärmt sie für den Journalismus, zum Beispiel über den jüngsten Relaunch des hauseigenen Magazins Stern. "Ein munterer Geist breitet sich dort aus. Wir arbeiten am Handwerk, am Produkt."
Jenseits der Freude über gelungene Produkte ist ihr bewusst, dass der Verlag, der 2012 rote Zahlen schrieb, mit der Umsetzung einer Digitalstrategie vor einer der größten Herausforderungen seiner Unternehmensgeschichte steht. Andere Medienhäuser haben weit früher reagiert. Dieser Weg werde Zeit brauchen, sagt sie, aber auch: "Es geht um die Zukunft eines der größten Inhaltehäuser dieser Welt. Ich hoffe, Sie verzeihen mir diesen Pathos."
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