„Wegen mir muss keiner aufräumen“

Elizabeth T. Spira hat auch mit 72 Jahren noch nicht genug vom Verkuppeln. Bereits zum 19. Mal war sie mit ihrem Team in ganz Österreich unterwegs, um in fremde Seelen und Wohnungen zu blicken – im Auftrag der Liebe.
Anlässlich der neuen Staffel von „Liebesg'schichten und Heiratssachen“, die am 6. Juli (ORF 2, 20.15 Uhr) mit einer Rückschau auf frühere Sendungen beginnt, haben wir Frau Spira zum Interview getroffen.
KURIER: Kann Sie nach 19 Jahren noch etwas überraschen?
Elizabeth T. Spira: Es ist immer eine Überraschung, welche Paarungen sich nach den Sendungen ergeben. Oft ist es nämlich so, dass jene Männer, die am meisten umschwärmt werden, dann leer ausgehen, weil sie sich nicht entscheiden können. Und dann trifft man bei den Dreharbeiten immer wieder auf ungewöhnliche Einrichtungsgegenstände – zum Beispiel auf ein Whirlpool im Wohnzimmer.
Aus welchem Bundesland melden sich die meisten Kandidaten?
Die Steirer sind super! Aus der Steiermark kam auch der ersten Homosexuelle. Der war aus Graz und hat das Eis gebrochen – danach haben sich sehr viele homosexuelle Männer bei mir gemeldet. Schwierig ist es mit den Tirolern und so gut wie kaum Zusendungen bekommen wir aus Vorarlberg. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren. Vielleicht ist es dort nicht in Ordnung, wenn man im Fernsehen nach einem Partner sucht.

Melden sich auch Lesben?
Wir haben bei der neuen Staffel eine lesbische Kandidatin dabei. Aber grundsätzlich melden sich sehr wenige lesbische Frauen. In den 19 Jahren waren es erst drei oder vier Kandidatinnen.
Welche Kriterien muss ein Kandidat erfüllen?
Es muss seine Geschichte erzählen wollen. Ich habe zwar großes Verständnis dafür, dass jemand vor laufender Kamera nicht über seine gescheiterte Ehe, seine Liebesprobleme sprechen möchte, aber dann ist er als Kandidat für meine Sendung ungeeignet. Denn diese lebt von menschelnden Geschichten.
Wie kommen Sie zu den Geschichten?
Die Geschichten melden sich bei mir. Zwei Damen helfen mir dann beim Sortieren der Bewerbungen, recherchieren nach und lassen sich Fotos schicken. Und dann komme ich und gebe meinen Senf dazu. Ich mach das schon seit rund 20 Jahren, da entwickelt man einen gewissen Riecher für gute Geschichten.
Wie haben sich die Anforderungen an den zukünftigen Partner über die Jahre verändert?
Manche Kandidaten verlangen viel zu viel. Wenn zum Beispiel ein dicker, alter und langweiliger Mann nach einer jungen, aktiven und schlanken Frau sucht, die dann noch dieses und jenes können sollte, frage ich immer, was er denn im Gegenzug bieten könne. Danach entblößen sich die Männer vor laufender Kamera selbst. Und die Kamera ist unerbittlich.
Wie haben sich die Kandidaten über die Jahre verändert?
Beim weiblichen Geschlecht hat sich viel getan. Man hat nicht mehr die kleine, nette Hausfrau, die von ihrem Partner abhängig ist. Die Kandidatinnen sind viel emanzipierter als früher . Bei der neuen Staffel sind selbstbewusste, dynamische und schöne Frauen dabei. Das kann man von den Männern nicht behaupten. Sie sind unsicher, vorsichtiger geworden und trauen sich vor laufender Kamera nicht mehr zu sagen, dass die Zukünftige kochen können muss – wie ernst das auch immer gemeint ist.

Haben sich schon mal zwei Kandidaten ineinander verliebt?
Das ist schon zwei, drei Mal passiert. Wir helfen da auch gerne nach. Vor Jahren gab es etwa einen Steirer, der auf kleine Frauen stand. Und dann hatten wir in derselben Staffel eine kleine Kärntnerin. Die zwei haben wir dann direkt verkuppelt.

Gab es auch schon unangenehme Situationen?
Oftmals kommt man in Wohnungen, wo es fürchterlich stinkt und man sich nirgends hinsitzen möchte. Einmal bin ich mit meiner Bluse an einem Sessel hängengeblieben. Zuerst dachte ich, es wäre ein Nagel, aber dann hat mich mein Team darauf hingewiesen, dass ich am Dreck klebe. Aber wegen mir muss keiner aufräumen. Jeder präsentiert sich so, wie er möchte.
Wie würden Sie den Durchschnittsösterreicher beschreiben?
Den gibt es nicht. Es gibt tolle Leute und große Arschlöcher, wie überall auf der Welt. Aber was es gibt, ist eine österreichische Mentalität, die uns etwa von den Deutschen unterscheidet: Wir kommen hinten herum. Man meidet die Konfrontation, sagt dem Gegenüber nicht die Wahrheit ins Gesicht. Das kann zwar manchmal angenehm sein, aber in Wirklichkeit würde man schon gerne wissen, mit wem man es zu tun hat.
Info: „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ – ab 6. Juli auf ORF 2 (20.15). Bewerbungen für die 20. Staffel werden hier entgegengenommen.
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