OECD: Alterung wird zu erheblichem Arbeitskräftemangel führen

Steigende Lebenserwartung bei zugleich schrumpfender Geburtenrate führen in den nächsten Jahren zu großen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Thematik ist bekannt. Laut einer aktuellen Langzeitprognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ist Österreich vom demografischen Wandel überdurchschnittlich stark betroffen.
Demnach wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter hierzulande bis 2060 um rund 24 Prozent schrumpfen, sofern keine Maßnahmen dagegen ergriffen werden. Der prognostizierte Rückgang in allen 38 untersuchten OECD-Mitgliedsstaaten beträgt im Schnitt nur acht Prozent (siehe Grafik). Deutschland ist mit 22 Prozent ebenfalls stark betroffen, vor Österreich liegen in der EU nur noch Italien und Polen.
Am stärksten schrumpft die arbeitende Bevölkerung in Südkorea mit 40 Prozent. Insgesamt hat sich der „Altenquotient“ – definiert als Verhältnis der Bevölkerung ab 65 Jahren zur Bevölkerung im Erwerbsalter – von 19 Prozent der Erwerbsbevölkerung im Jahr 1980 auf 31 Prozent im Jahr 2023 erhöht. Er dürfte bis 2060 auf 52 Prozent steigen.
BIP wird schrumpfen
Die Pensionierungswellen werden nach Einschätzung der OECD zu erheblichem Arbeitskräftemangel führen und die Industriestaaten wirtschaftlich und fiskalisch unter Druck bringen. Ohne „entschlossenes politisches Handeln“ würde sich das BIP-Wachstum pro Kopf im OECD-Raum um 40 Prozent verlangsamen – von durchschnittlich ein Prozent pro Jahr von 2006 bis 2019 auf 0,6 Prozent pro Jahr zwischen 2024 und 2060.
Auch wenn Langzeitprognosen mit großen Unsicherheiten behaftet sind, verweisen die Arbeitsmarktexperten der OECD einmal mehr auf die Belastungen für das öffentliche Pensions- und Gesundheitssystem. Zugleich mahnen sie die Mitgliedsstaaten zu ehrgeizigen Reformen, um die Entwicklung abzufedern.
So müsse sichergestellt werden, dass die Arbeitskräfte über die richtigen Kompetenzen verfügen, damit sie von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz (KI) profitieren können. Bei der Aus- und Weiterbildung älterer Beschäftigter zählt Österreich zu den Schlusslichtern aller OECD-Länder. Auch die (Alters)-Diskriminierung beim Jobwechsel ist ein Problem.
Job-Pension-Kombi
Um die Beschäftigungsquote bei den Über-60-Jährigen zu steigern, empfiehlt die OECD bekannte Maßnahmen wie altersgerechte Arbeitsplätze oder Anreize fürs länger Arbeiten. Ein wichtiger Punkt seien flexible Kombinationsmöglichkeiten zwischen Job und Pension, etwa die Teilpension, wie sie nun auch Österreich umsetzt.
„Um frühe Austritte zu verhindern, sollte jeder einzelne möglichst flexible Austrittsmöglichkeiten haben“, sagt OECD-Arbeitsmarktexperte Stephane Carcillo. Solche Kombinationen sind derzeit in 17 OECD-Ländern möglich, ein besonders flexibles Ausgleiten aus dem Erwerbsleben ermöglichen etwa Dänemark, Großbritannien und Schweden.
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