392.600 Jobsuchende im April: Arbeitslosigkeit verfestigt sich

- Arbeitslosigkeit im April stieg um 6,7 Prozent, mit 392.600 Menschen auf Jobsuche.
- Langzeitarbeitslosigkeit stieg um 14 Prozent auf 91.200 Personen.
- Die Arbeitslosigkeit bei Menschen mit nur Pflichtschulabschluss war 2024 drei mal so hoch wie die allgemeine
Nach mehr als zwei Jahren Stagnation kehrt Österreichs Wirtschaft nur langsam wieder zurück auf den Wachstumspfad. Im ersten Quartal gab es ein Plus von 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, zeigen die jüngsten WIFO-Konjunkturdaten.
Auf dem Arbeitsmarkt ist von einem „Mailüfterl“ noch wenig zu spüren. Ende April waren mit rund 393.000 Personen um fast 25.000 oder 6,7 Prozent mehr Menschen beim AMS als arbeitslos registriert oder in Schulung als noch vor einem Jahr. Am schwersten betroffen ist nach wie vor die heimische Industrie, wo es im Jahresvergleich um 15 Prozent oder 4.300 mehr Arbeitslose gab.
Allein im Industrieland Oberösterreich betrug der Anstieg fast 28 Prozent. Dort weitet sich der Personalabbau auch zunehmend auf den Handel aus. „Ein Anstieg von 19 Prozent deutet leider keineswegs auf eine wirtschaftliche Erholung hin“, analysiert AMS-Vorstand Johannes Kopf.
Die Arbeitslosigkeit von Frauen kletterte um 10,4 Prozent nach oben, während bei den Männern ein Anstieg von 6,9 Prozent verzeichnet wurde. Die Jugendarbeitslosigkeit legte um 10,9 Prozent zu, die Zahl der Lehrstellensuchenden um 19,4 Prozent.
Starkes Plus bei Langzeitarbeitslosen
Ein Alarmsignal für das AMS ist die zunehmende Verfestigung der Arbeitslosigkeit. Die Anzahl der Langzeitbeschäftigungslosen, also Menschen, die mit Unterbrechungen insgesamt länger als ein Jahr lang beim AMS vorgemerkt sind, stieg um 14 Prozent auf rund 91.200 Betroffene. Bei den länger als ein Jahr Arbeitslosen ohne Unterbrechung gab es sogar einen Anstieg um ein Viertel auf knapp 43.000 Betroffene.
Weil die Zahl der freien Stellen zuletzt deutlich zurückging, haben es ältere, gesundheitlich beeinträchtigte und gering qualifizierte Jobsuchende besonders schwer, einen Arbeitsplatz zu finden. „Die Situation für Langzeitarbeitslose ist besonders besorgniserregend“, kommentierte AK-Präsidentin Renate Anderl die Daten und forderte einmal mehr eine Qualifizierungsoffensive.
Bildungsfrage
Wie sehr der Bildungsabschluss mit den Jobchancen zusammenhängt, zeigt auch eine neue Auswertung des AMS. So war im Jahresdurchschnitt 2024 die Arbeitslosenquote bei Personen mit maximal Pflichtschulabschluss mit 21,3 Prozent drei Mal so hoch wie die allgemeine. In Wien lag sie sogar bei 31 Prozent. Immerhin rund 45 Prozent der arbeitslos vorgemerkten Personen hatten lediglich einen Pflichtschulbildung, etwa 28 Prozent verfügten über einen Lehrabschluss. Die Zurückhaltung bei den Neueinstellungen spüren aber auch Akademikerinnen und Akademiker. In dieser Gruppe gab es im April um 15 Prozent mehr Arbeitslose als noch vor einem Jahr.
Mittelfeld in der Eurozone
In der gesamten Eurozone ist im März (aktuellste Daten) die Arbeitslosigkeit für Ökonomen etwas überraschend wieder angestiegen – und zwar um 83.000 auf 10,82 Millionen Betroffene.
Österreich lag im März mit einer harmonisierten Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent im Mittelfeld. Den niedrigsten Wert im Euroraum verzeichnete Malta mit 2,8 Prozent, vor Slowenien mit 3,2 Prozent und Deutschland mit 3,5 Prozent. EU-weiter Spitzenreiter war Polen mit nur 2,7 Prozent. Die höchste Arbeitslosenquote wies Spanien mit 10,9 Prozent auf.
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