Frucht und Stärke: Agrana will unter neuem Chef expandieren

Agrana-Chef Mühleisen
Höhere Rohstoffpreise lasteten im ersten Quartal auf dem Ergebnis. Im Gesamtjahr wird ein deutlicher Gewinnanstieg erwartet

Der neue Agrana-Chef Markus Mühleisen sieht vor allem Wachstumspotenzial im Geschäftsbereich Frucht und Stärke. "Bei Zucker wollen wir die Marktposition verteidigen und etwas ausbauen", sagte der Agrana-Vorstandsvorsitzende im APA-Gespräch. Anfang Juni hatte Langzeitfirmenchef Johann Marihart das Zepter an Mühleisen übergeben. Im ersten Quartal 2021/22 (per Ende Mai) ging der Nettogewinn um 37 Prozent auf 12,1 Mio. Euro zurück.

Marihart war 29 Jahre als Agrana-Chef im Amt. Im Zuge der Neuaufstellung des Managements verließen auch Thomas Kölbl nach 16 Jahren und Fritz Gattermayer nach 12 Jahren den Agrana-Vorstand per Ende Mai. "Agrana ist in einem guten Zustand und hat eine sehr, sehr solide Basis", so der neue Konzernlenker. Die Eigenkapitalquote lag Ende Mai bei 54,5 Prozent. Die langjährige Diversifikationsstrategie von Marihart "habe sich ausgezahlt" und Agrana sei auch "ganz okay durch die Krise" gekommen, sagte Mühleisen.

Grund für den Gewinnrückgang im ersten Quartal waren höhere Rohstoffpreise, die die Ergebnisse im Segment Stärke belasteten, sowie gesunkene Absätze in der Zucker-Sparte. Der Umsatz stieg hingegen um 8,2 Prozent auf 705,8 Mio. Euro. "Obwohl das laufende Geschäftsjahr pandemiebedingt wieder sehr volatil und die Covid-19-Pandemie noch nicht ausgestanden ist, erwarten wir für das Gesamtjahr 2021/22 einen deutlichen Ergebnisanstieg gegenüber 2020/21", sagte der Agrana-Chef. Mühleisen rechnet mit einer Erholung des Fruchtsaftkonzentratgeschäfts, steigenden Zuckerpreisen und einer besseren Marktnachfrage im Stärke-Geschäftsbereich.

Mit einem neuaufgestellten und verkleinerten Vorstand will der neue Agrana-CEO in den kommenden Monaten die Unternehmensstrategie überarbeiten. Ziel sei es "näher an die Kunden und die Märkte" heranzukommen und die Profitabilität sowie das Wachstum zu erhöhen. "Ich sehe noch Luft nach oben bei den finanziellen Ergebnissen." Weiters will Mühleisen aus dem Produktlieferanten Agrana einen Lösungsanbieter für Kunden machen und beim Absatz den Fokus mehr auf Marge als auf Volumen legen. Geografisch sieht er Wachstumspotenzial im Fruchtbereich in Asien, Lateinamerika, Afrika und im Nahen Osten.

Der Betrieb der Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf im Marchfelde (NÖ) ist für heuer gesichert, nachdem die heimischen Zuckerrübenbauern eine Anbaufläche von 38.000 Hektar zugesichert haben. Die Agrana hatte im vergangenen Jahr mit der Schließung der Zuckerfabrik gedroht. Außerdem haben das Landwirtschaftsministerium und die Agrana mit einem "Zuckerpakt" den Rübenbauern unter die Arme gegriffen. Der neue Agrana-Chef zeigte sich "tief beeindruckt" über "das Zusammenspiel aller Akteure". Unter 38.000 Hektar Anbaufläche rentiere sich der Betrieb von zwei Zuckerfabriken in Österreich nicht. "Die Rübenanbaufläche ist das entscheidende Kriterium", so Mühleisen.

Für das Gesamtjahr 2021/22 bestätigte der Agrana-CEO den Ausblick und erwartet einen "zweistelligen Prozentanstieg" beim Betriebsergebnis (Ebit) und ein moderates Umsatzplus. Wegen der Coronapandemie müsse man den Ausblick aber mit "einem kleinen Warnhinweis" versehen. "Wir sehen, dass sich das Marktumfeld verbessert", so Mühleisen.

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