BIP

Die Konjunkturlokomotive China verlangsamt sich

Mit 7,0 Prozent ist das Wachstum im ersten Quartal das niedrigste seit sechs Jahren.

Chinas Wirtschaft hat im ersten Quartal weiter an Fahrt verloren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März um 7,0 Prozent zu, die niedrigste Wachstumsrate seit sechs Jahren.

"Wir sind mit einer schwierigen internationalen Lage konfrontiert, und unsere Wirtschaft steht unter einem zunehmenden Abwärtsdruck", teilte das Statistikamt mit. Im Vorquartal hatte der Zuwachs noch bei 7,3 Prozent gelegen. Lediglich im ersten Vierteljahr 2009 war das Wachstum mit 6,6 Prozent noch geringer. Analysten zeigten sich dennoch erleichtert. Sie hatten einen noch stärkeren Rückgang befürchtet.

Ministerpräsident Li Keqiang hat für dieses Jahr ein Wachstumsziel von rund 7,0 Prozent ausgegeben. Allerdings ist das für chinesische Maßstäbe eine sehr geringe Marke. Im vergangenen Jahr hatte das Land mit 7,4 Prozent das schwächste Wachstum in 25 Jahren verzeichnet.

Im Umbruch

Li Keqiang, der ehemalige chinesische Premierminister, hält eine Rede.
epa04663042 Chinese Premier Li Keqiang gestures to journalists when they ask questions after he held a press conference following the closing of the third session of the 12th National People's Congress (NPC) at the Great Hall of the People in Beijing, China, 15 March 2015. The NPC has over 3,000 delegates and is the world's largest parliament or legislative assembly though its function is largely as a formal seal of approval for the policies fixed by the leaders of the Chinese Communist Party. EPA/WU HONG
Li Keqiang ( Bild) will die Wirtschaft seines Landes auf einen nachhaltigeren Kurs bringen. Der Binnenkonsum soll angekurbelt werden und die Abhängigkeit vom Export zurückgehen. Gleichzeitig soll sich China schrittweise aus arbeits- und energieintensiven Industrien zurückziehen, um sich stärker auf innovative Branchen und den Dienstleistungssektor zu konzentrieren. Li hat mehrfach betont, dass er dafür auch geringere Wachstumszahlen in Kauf nimmt, solange genug neue Stellen geschaffen werden und die Einkommen der Bevölkerung wachsen.

Wichtige Indikatoren deuten jedoch an, dass Chinas Wirtschaft die Talsohle noch nicht erreicht haben könnte. Im ersten Quartal verlangsamte sich die Industrieproduktion im Jahresvergleich unerwartet stark auf 6,4 Prozent. Im Vorquartal hatte der Zuwachs noch bei 10 Prozent gelegen.

Bisher war die Außenwirtschaft ein Wachstumstreiber für die größte Handelsnation der Welt. Im März waren die Ausfuhren unerwartet stark um 14,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen. Die Einfuhren gingen um 12,3 Prozent zurück. Die schwache Weltkonjunktur war auch in China zu spüren. Gleichzeitig trieben die starke chinesische Währung gegenüber dem Euro die Exportpreise im Geschäft mit der Europäischen Union - Chinas größtem Handelspartner.

Die wirtschaftliche Entwicklung wird von der Führung in Peking mit großer Aufmerksamkeit verfolgt, weil eine Schwäche in der Exportwirtschaft auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben könnte. Die kommunistische Regierung fürchtet, dass es bei einem Anstieg der Erwerbslosigkeit zu Unruhen kommen könnte. Nach Angaben des Statistikamtes liegt die Arbeitslosenquote bei 5,1 Prozent.

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