2100: Grönland als grüne Insel

Grönland. Also "grünes Land" könnte seinem Namen bald gerecht werden. Geht es nach jüngsten Forschungsergebnissen, so könnte bereits im Jahr 2100, also in knapp 90 Jahren, ein Großteil der Landmasse der arktischen Insel den Großteil des Jahres eisfrei und damit "grün" bleiben.
Jens-Christian Svenning von der Universität in Aarhus fasst eine mögliche Entwicklung zusammen: " Grönland hat das Potential um vieles grüner zu werden. Wälder, wie sie heute in Alaska oder im westlichen Kanada existieren, könnten auch in großen Teilen Grönlands, vorwiegend an der Küste gedeihen. Bäume wie die Sitka-Fichte oder die Küsten-Kiefer könnte heimisch werden".
Grönlands Eis schmilzt in Rekordzeit
Laut der jüngst von der Royal Society B veröffentlichten Studie wären viele der in Europa und Nordamerika beheimateten Pflanzenarten bereits heute in der Lage, in Grönland Fuß zu fassen. Dem im Wege stehe lediglich die Tatsache, dass die Selbstausbreitung von Wäldern nicht unbedingt ein hohes Tempo an den Tag legt. Computersimulationen hätten gezeigt, dass die natürlich auf Grönland vorkommenden Gewächse knapp 2000 Jahre brauchen würden, um alle im Jahr 2100 nutzbaren Flächen zu bewachsen.
Wandel als Chance
Svenning sieht eine derartige Entwicklung jedoch auch als Chance: "Der Wandel wird den Grönländern neue Möglichkeiten schaffen." Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Tourismus sind laut Svenning die logischsten Folgeerscheinungen eines Fauna-Wandels. Hauptverantwortlich dafür werden aber wohl die Bewohner Grönlands selbst sein. "Menschen ziehen Nutz- und Zierpflanzen wo auch immer sie die Möglichkeit dazu haben, es liegt in der Natur des Menschen. [...] Solche Pflanzungen können großen Einfluss auf die Zukunft der Insel, vor allem als Streuungsquelle für neue Samen, haben", zeichnet der Wissenschaftler ein positives Gedankenexperiment.
Selbstredend birgt eine "Begrünung" Grönlands nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren. Unkontrollierte Ansiedlung von Pflanzen und Tiere könnten arktische Flora und Fauna und als Kulturfolger invasive Arten auf die Insel tragen - was ohne natürliche Feinde und Resistenzen "Klondyke'esque" (Anm.: Klondyke in Arizona gilt als "Hauptschauplatz" des "Wilden Westens") Auswirkungen haben könnte.
Grönland: Reich an Bodenschätzen
Ungeachtet dieser Entwicklung wird auch die Erschließung der gigantischen Rohstoffvorkommen angedacht, welche Gelder in die Kassen der zu Dänemark gehörigen Insel spülen könnte - vorausgesetzt die damit verbundene Belastung der neu gewonnenen "grüneren" Umwelt wird billigend in Kauf genommen.
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