Zwischen Klimawandel und Wohlstandstraum

Die größte Insel der Welt könnte dank ihrer Bodenschätze vom Klimawandel profitieren.

Das große Wahlkampfthema auf Grönland klingt angesichts von weltweit strauchelnder Wirtschaft fast ein wenig bizarr: Wie umgehen mit der Aussicht auf mehr Wohlstand und staatliche Unabhängigkeit dank des Klimawandels? Die Stimmberechtigten unter den 56.000 Bürgern der riesigen Polarinsel entscheiden am 12. März über das neue Parlament in Nuuk.

Sie stellen dabei auch die Weichen für den Umgang mit Grönlands gigantischen Bodenschätzen, deren Ausbeutung wegen der immer länger werdenden "eisfreien" Zeit immer größerer Landstriche immer näher rückt.

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A worker at the Jinyuan Company's smelting worksho
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Samples of the different rare earth elements are m
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General view of Greenland's capital Nuuk with a ce
Zwischen Klimawandel und Wohlstandstraum

Fishing boats sit in the harbour in the town of Uu

Seit vier Jahren ist Kuupik Kleist (54) Regierungschef seiner teilautonom zu Dänemark gehörenden Heimat. Er hat den Weg freigemacht für den "Import" tausender Billigarbeitskräfte aus China für ein Erzbergwerk 175 km nördlich von Nuuk. "Die werden so weit ab von unseren eigenen Siedlungen leben müssen, dass sie kaum mit ihnen in Berührung kommen können", beruhigte Kleist in Kopenhagen bange Frager.

Wende

Der Linkssozialist kam 2009 bei einer Protestwahl gegen die alte Politikergarde auf Grönland an die Spitze, die als korrupt verrufen war. Jetzt kann der ehemalige Sänger und Poet ("Grönlands Leonard Cohen") mit einem ähnlich starken Ergebnis wie den zuletzt 43 Prozent für seine Partei Inuit Ataqatigiit rechnen. Inzwischen verbinden viele Grönländer mit seiner Person die Hoffnung auf die endgültige Loslösung von der alten Kolonialmacht Dänemark, die noch immer die Diplomatie und Außenverteidigung Grönlands übernimmt.

Traum von der eigenen Nation

Aber noch sind alles nur Hoffnungen. "Es gibt bisher keinen einzigen Investor", sagte Gram Hossie von der mit chinesischem Kapital operierenden Gesellschaft London Mining der Nachrichtenagentur Ritzau. Knapp zwei Milliarden Euro muss London Mining auftreiben. Gelingt das, sollen 3.000 Arbeiter aus China in der Arktiswüste schuften.

Fast täglich kommen aus Kopenhagen mahnende Stimmen, die Grönländer als Nationenwinzling würden sich von den Chinesen überrollen lassen.

Auf der Insel unter dem Nordpol kommt das teils als Ausdruck altkolonialer Arroganz an. Vor allem aber als schlecht kaschierter Versuch, einen möglichst großen Teil des möglichen Reibachs auf Grönland in dänische Taschen zu lenken.

Noch allerdings steuert Kopenhagen pro Jahr 3,2 Milliarden Kronen (430 Mio. Euro) zum Haushalt bei. "So wie es jetzt ist, könnten wir ohne dieses Geld unseren Lebensstandard bei weitem nicht halten", gibt auch Kuupik Kleist unumwunden zu.

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