117.000 Haushalte in Österreich von Energiearmut betroffen

117.000 Haushalte in Österreich von Energiearmut betroffen
Der größte Teil der Energie geht bei den energiearmen Haushalten fürs Heizen auf. E-Control und auch die EU wollen nun gegensteuern.

Laut Energieregulator E-Control sind hier zu Lande rund 117.000 Haushalte von so genannter Energiearmut betroffen. Das betrifft Menschen, die nur ein Einkommen unter der Armutsgefährdungsschwelle haben, aber überproportional viel für Energie zahlen.

Schon vor zwei Jahren hat die E-Control bei der Statistik Austria die Energiearmut-Daten im Detail erheben lassen, jetzt erneut - Basis sind die Zahlen für das Jahr 2016. Und es zeigte sich: Der Anteil ist kaum gesunken, bezogen aufs Jahr 2014 galten 3,2 Prozent der heimischen Privathaushalte als "energiearm". Diese gaben zuletzt im Durchschnitt 20 Prozent ihres gesamten verfügbaren Einkommens für "Wohn-Energie" aus, im Schnitt wendet ein Haushalt dafür nur 4,2 Prozent des Einkommens auf.

"Energiearme Haushalte" verfügten zuletzt laut Definition über höchstens 14.217 Euro jährliches Einkommen, das war die für 2016 maßgebliche Armutsgefährdungsschwelle - und gaben davon mindestens 1.509 Euro für Energie fürs Wohnen aus. Um in diese Gruppe zu fallen, ist es auch nötig, dass die Energiekosten um mindestens 40 Prozent über jenen eines durchschnittlichen Haushalts liegen. Darunter fallen Ausgaben für Strom für den Haushalt, Heizung und Warmwasser - Energie für Mobilität, also etwa Sprit, wird dabei nicht berücksichtigt. Der Regulator ist dabei für Strom und Gas zuständig, etwa die Netzgebühren.

117.000 Haushalte in Österreich von Energiearmut betroffen

Gebäude meist alt

Rund 44 Prozent der energiearmen Haushalte leben in Gebäuden, die bis 1960 erbaut worden sind (unter nicht-energiearmen Haushalten sind es nur 29 Prozent).

Deshalb ist es für den E-Control-Vorstand unterm Strich nicht verwunderlich, dass der jährliche Energieverbrauch der von Energiearmut betroffenen Haushalte mit 23.170 Kilowattstunden (kWh) deutlich über dem Österreich-Schnitt von 17.440 kWh liegt. Allein für Strom verbrauchen energiearme Haushalte 5.660 kWh - zu jährlichen Kosten von circa 1.170 Euro. "Das heißt, dass 9 Prozent des gesamt verfügbaren Haushaltseinkommens allein für Strom ausgegeben werden muss", so  E-Control-Vorstandsdirektor Wolfgang Urbantschitsch im Gespräch mit der APA.

Der weitaus größte Teil der Energie in energiearmen Haushalten geht aber fürs Heizen auf - und zwar 17.340 kWh oder circa 75 Prozent des Gesamtverbrauchs. Die Unterschiede bei den verwendeten Energieträgern sind jedoch geringer als vielleicht angenommen. So verfügten 2016 rund 18 Prozent der energiearmen Haushalte über eine Ölheizung, im Österreich-Schnitt immerhin auch 16 Prozent. Freilich sei ein Wechsel des Heizsystems mit hohen Investitionen verbunden, sagt Urbantschitsch. Eine Stromheizung wäre zwar auf den ersten Blick "das Einfachste", doch sei dies mit relativ hohen Kosten im Betrieb verbunden und eigentlich auch recht ineffizient.

Informationen

Die Regulierungsbehörde will nun gegensteuern und die betroffenen Haushalte mit entsprechenden Informationen versorgen. Die Informationen, die die Regulierungsbehörde den Konsumenten verstärkt geben will, beziehen sich auf die Chancen auf Ersparnisse durch einen Wechsel des Strom- oder Gaslieferanten, die Energieeffizienz, aber auch die recht einfache Möglichkeit für einen Nachlass - oder eine komplette Befreiung - von den Ökostromkosten, nämlich zugleich mit dem Antragsformular für die GIS-Gebührenbefreiung. Im Vorjahr habe es 131.000 Kunden gegeben, die eine Ökostromkosten-Deckelung in Anspruch nehmen konnten.

Auch die EU nimmt sich des Themas an. So sieht etwa die neue EU-Strombinnenmarktrichtlinie vor, dass Mitgliedsstaaten Unterstützungsleistungen zu notwendigen Energiebelieferung an schutzbedürftige Kunden oder Energieeffizienzmaßnahmen setzen sollen. Auch der neue europäische Rechtsrahmen "Clean Energy Package", der in diesen Tagen formell vollendet wird, enthält den Auftrag an die Mitglieder, Energiearmut einheitlich zu definieren und adäquate Maßnahmen zu ergreifen, damit auch jene Kunden Zugang zu Energie haben, die von Armut bedroht sind, so Urbantschitsch.

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