Vor den Vorhang geholt

Laura Koesten, Informatikerin an der Universität Wien, wurde für ihre Forschung „Talking Charts“ ausgezeichnet.
Hedy Lamarr Preis 2024. Stadt Wien ehrt Laura Koesten von der Universität Wien. Sie macht Daten und Algorithmen verständlich.

Auch Preise sind ein wichtiger Baustein dabei, exzellente Wissenschafter*innen zu ehren und in ihrem Tun zu bestärken. Einer davon ist der Hedy Lamarr Preis, den die Stadt Wien jedes Jahr mit DigitalCity.Wien und UIV Urban Innovation Vienna vergibt. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird an herausragende Frauen in der Forschung verliehen. Heuer durfte sich Laura  Koesten von der Universität Wien über den begehrten Hedy Lamarr Preis freuen.

Verschlungene Pfade 

„Es ist mir eine Ehre, mit dem Hedy Lamarr Preis der Stadt Wien ausgezeichnet zu werden“, sagte die Wissenschafterin sichtlich gerührt bei ihrer Dankesrede. „Mein beruflicher Werdegang war  – wie vieles im Leben – nicht immer geradlinig. Gerade deshalb möchte ich ein Vorbild und Inspiration für andere sein, sie ermutigen, eine Karriere im Technologiebereich zu verfolgen, unabhängig davon, wie direkt oder unkonventionell unser Weg dorthin sein mag.“ 

Laura Koesten schloss zunächst eine Ausbildung zur Physiotherapeutin ab und übte den Beruf auf selbstständiger Basis aus. Doch Künstliche Intelligenz (KI) und die daraus resultierenden Möglichkeiten faszinierten sie mehr, sodass sie sich letztlich für einen Karrierewechsel entschied. Laura Koesten studierte Informatik, ihren Abschluss machte sie an der University of Southampton und dem Open Data Institute (Großbritannien).  Im Anschluss forschte sie als leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin am King’s College in London. Danach kehrte die Informatikerin nach Wien zurück, wo sie als Postdoktorandin an der Fakultät für Informatik der Universität Wien arbeitet. Laura Koesten ist Expertin im Bereich der Künstlichen Intelligenz und Dateninteraktion. Aktuell leitet sie ein vom WWTF gefördertes Projekt im Bereich des Digitalen Humanismus. 

„Das übergeordnete Ziel meiner Arbeit ist es, Daten und algorithmische Modelle für verschiedene Zielgruppen verständlicher und zugänglicher zu machen“, sagt Koesten. „Mit unserer Forschung möchten wir dazu beitragen, das Verständnis darüber zu erweitern, wie Daten erstellt, entdeckt, wiederverwendet, ethisch verwaltet und sinnvoll genutzt werden.“

Visualisierung von Botschaften 

Laura Koestens aktuelles Projekt trägt den Titel „Talking Charts“. Dabei untersucht sie mit ihrem Team, ob die Interpretationen von Daten in Visualisierungen von der Öffentlichkeit mit den Botschaften übereinstimmen, die ihre Ersteller*innen vermitteln wollten. In ihrer Arbeit bezieht sie die Teilnehmer*innengruppen ein, die aufgrund ihres soziodemografischen Hintergrunds in der Informatikforschung nicht häufig vertreten sind. Diese Herangehensweise ermöglicht ein besseres Verständnis dafür, wie verschiedene Gruppen Daten und Modelle interpretieren, und unterstützt dateninformierte Entscheidungen. Ziel ist es, Schnittstellen zu entwickeln, die Inklusion und Vielfalt fördern, und mehr Mitglieder der Gesellschaft im Prozess der Digitalisierung zu erreichen.

„Die Forschung von Laura Koesten ist sowohl aktuell als auch entscheidend, da sie sich auf das menschliche Element in dem konzentriert, was sie ,Mensch-Daten-Interaktion‘ und ,Mensch-KI-Interaktion‘ nennt. In einem Bereich, der oft von technischen Überlegungen dominiert wird, bringt sie eine dringend benötigte Perspektive auf die Art und Weise ein, wie Menschen Daten erstellen, entdecken und ihnen einen Sinn geben“, sagt dazu TU-Wien-Professorin Martina Lindorfer, die heuer Jurymitglied des Hedy Lamarr Preises war. Im kommenden Jahr wird Laura Koesten diese Rolle übernehmen.

Die Stadt Wien verleiht den Hedy Lamarr Preis gemeinsam mit DigitalCity.Wien und UIV Urban Innovation Vienna. Er ist mit 10.000 Euro dotiert und wird von einer unabhängigen Fachjury vergeben. Die feierliche Preiszeremonie findet traditionell im Rahmen der Digital Days statt. Mehr Infos unter: digitalcity.wien/aktivitaeten/hedy-lamarr-preis/