Auch im Offline-Modus: Laptop-Mikrofone können Nutzer abhören

Neue Studie enthüllt: Laptop-Mikros können Nutzer abhören - auch, wenn sie sich im Offline-Modus befinden.
In einer aktuellen Studie der University of Michigan und der University of Pennsylvania zeigen Forscher, dass Mikrofone in Laptops auch dann für Lauschangriffe missbraucht werden können, wenn sie scheinbar "ausgeschaltet" sind.
Wie funktioniert das?
Laptop-Mikrofone senden auch im inaktiven Zustand winzige elektromagnetische Signale, sogenannte "Leckstrahlung", aus. Diese Signale entstehen durch den Mikrofon-Taktgeber, ein elektronisches Bauteil, das in vielen handelsüblichen Mikrofonen verbaut ist und im Betrieb regelmäßig Impulse erzeugt. Auch, wenn der Nutzer das Mikrofon softwareseitig deaktiviert hat, kann dieser Taktgeber weiterhin elektromagnetische Signale abstrahlen, welche sich über Wände und andere Oberflächen ausbreiten.
Abhören durch die Wand möglich
Im Worst Case könnte ein Angreifer in der Nähe eines Laptops also ein spezielles Empfangsgerät positionieren, das diese Signale empfängt. Diese könnten anschließend analysiert werden, um Audiodaten zu rekonstruieren – etwa Sprache oder andere Geräusche. Das bedeutet: Selbst wenn der Laptop geschlossen ist und sich der Nutzer im Nachbarzimmer befindet, könnte potenziell ein Gespräch mitgeschnitten werden.
Brisantes Testergebnis
Mehrere Tests zeigten beunruhigende Ergebnisse: Gesprochenes wurde mit 95,5 Prozent Genauigkeit als solches erkannt. Sprich ganze Gesprächsinhalte wurden mitgeschnitten und transkribiert. Zudem konnte mit über 97 Prozent Genauigkeit bestimmt werden, wer spricht, selbst wenn mehrere Personen beteiligt waren. Da nicht nur den Inhalt von Gesprächen, sondern auch die Identität der sprechenden Personen offenlegt werden kann, könnte dies brisante Auswirkungen auf die Privatsphäre haben – auch bei Privatpersonen.
Auch bei einfachen Abhörmechanismen erfolgreich
Auch, als die Wissenschafter einfache, selbstgebaute Abhörsysteme (bspw. Antennen aus preiswertem Kupferband mit handelsüblichen Verstärkern) nutzten, konnten sie Gespräche nahezu exakt aufzeichnen. Gesprochene Ziffern wurde so mit einer Genauigkeit von über 94 Prozent identifiziert. "Was uns besonders schockiert hat, war, dass man mit Bastelmaterial aus dem Baumarkt ein effektives Abhörsystem bauen kann", so ein beteiligter Forscher gegenüber StudyFinds.
Spotify oder YouTube aktivieren Mikrofone automatisch
Ein besonders beunruhigender Aspekt war, dass viele Mikrofone automatisch aktiviert werden, sobald Audio- oder Videoinhalte abgespielt werden – etwa bei Plattformen wie Spotify, YouTube oder Amazon Music. Ohne Hinweis oder Warnung blieben die Mikrofone in vielen Fällen aktiv, oder wurden aktiv geschaltet, obwohl die Nutzer diese zuvor stummschalteten. Auch das schafft Überwachungsmöglichkeiten für Angreifer.
Was können Nutzer tun?
Das Stummschalten per Software reicht also in viele Fällen nicht mehr aus. Die Hardware muss tatsächlich vom Strom getrennt oder abgeschirmt sein.
- Ein externes Mikrofon mit physischem Schalter kaufen und Stecker ziehen
- Laptops mit Hardware-Schaltern für Mikrofone zulegen
- Überwachungs-Tools installieren, die davor warnen, wenn das Mikro plötzlich aktiviert wird (OverSight)
- Faraday-Hülle und Flugmodus nutzen
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