Können Tote im Sarg wieder aufwachen? 19-jähriger Bestatter klärt auf

Bestatter Luis Bauer steht vor einem weißen Sarg
Der jüngste Bestatter Deutschlands, Luis Bauer, gibt auf Social Media Einblicke in seinen Alltag.

Er macht Edelsteine aus Verstorbenen, hat zusammen mit seinem Vater ein Buch geschrieben ("Wenn der Tod kommt, ist Sense") und wollte schon mit 14 Bestatter werden. Luis Bauer (19) hat das Tabuthema Tod insbesondere der jüngeren Generation zugänglich gemacht. 1,3 Millionen Interessierte folgen dem Bestatter auf TikTok, der seit rund fünf Jahren im familieneigenen Bestattungsunternehmen arbeitet.

Mit 14 Jahren tote Menschen gewaschen

Bereits in jungen Jahren hat der 19-Jährige Interesse für diese Berufsbranche entwickelt. "Ich bin als kleiner Junge immer schon zwischen Särgen auch bei der Arbeit dabei gewesen. Dann wollte ich mir mit 13, 14 ein bisschen Geld nebenbei verdienen. Und während meine Freunde Regale eingeräumt haben, habe ich angefangen, tote Menschen mit zu waschen. Mein Minijob hat mir mehr und mehr Spaß gemacht", erzählt er auf TikTok

Dem Bestatter ist es wichtig, den Menschen die Berührungsängste mit dem Tod zu nehmen. Im Interview mit Kirche + Leben erklärt er: 

Ich will möglichst viele Menschen aufklären und meinen Beruf etwas bekannter machen. Mich freut besonders, dass diese Videos tatsächlich Leuten helfen. Viele schreiben mir, dass sie lange Zeit große Angst vor dem Tod hatten und durch meine Videos inzwischen besser mit diesem Einschnitt umgehen können.

von Luis Bauer, Bestatter

Antworten auf Fragen zum Thema Tod

Bauer stand schon für ZDF und ProSieben vor der Kamera. Im TV und in den sozialen Medien beantwortet der 19-Jährige Fragen wie:

Alarmlicht, falls Toter wieder aufwacht?

Eines seiner TikTok-Videos hatte besonders viele Aufrufe (3,8 Millionen) ein Indikator dafür, dass das Thema von großem Interesse ist. In dem Clip geht es um die Frage, wofür das grelle Alarmlicht im Bestattungsraum gedacht ist. "Dieses Licht geht an, wenn einer von den Toten wieder aufwacht? Das habe ich schon öfter in den Kommentaren gelesen", schreibt der Deutsche.

Der 19-Jährige erklärt, was passiert, kurz bevor das Signallicht losgeht: "Wir holen uns einen ganz bestimmten Verstorbenen, fahren ihn rüber in unsere Lounge. Der Sarg wird geöffnet und das Licht geht an, aber nicht, weil auf einmal ein Toter wieder aufgewacht ist". 

Bauer: "Verstorbene wachen nicht plötzlich wieder auf"

Deutschlands jüngster Bestatter erklärt, dass es nicht passiert, dass ein Verstorbener plötzlich wieder erwacht. "Dafür gibt es viel zu viele Sicherheitsmechanismen und allerspätestens bei uns würde das dann auffallen" Doch wozu ist dann die Warnleuchte? "Das Licht geht an, weil wir auf Ruhe achten sollten. In der Lounge ist nämlich eine Familie, die von ihrem Verstorbenen Abschied nimmt. Wir müssen natürlich trotzdem weiterarbeiten, aber ganz leise."

"Auferstehung"? Gefürchtetes Lazarus-Phänomen

Tatsächlich aber gibt es das sogenannte Lazarus-Phänomen, auch Autoreanimation genannt. Das Syndrom bezeichnet in der Medizin verschiedene Beobachtungen einer scheinbaren Auferstehung. Benannt wurde es nach Lazarus von Bethanien, der in der Bibel durch Jesus von den Toten erweckt wurde. 

Bei diesem Phänomen kann es laut Informationsdienst Wissenschaft einige Minuten nach der erfolglosen Wiederbelebung (Patient wurde für tot erklärt) zu einer spontanen Rückkehr der Lebensfunktionen (Herzschlag, Atmung, Puls) kommen. Das Phänomen gilt als selten, einer Studie aus dem Jahr 2020 zufolge sollen aber 37 bis 50 Prozent der Intensivmediziner oder Notärzte in der klinischen Praxis bereits damit konfrontiert worden sein. 

Die Ursachen für die Autoreanimation sind nicht genau geklärt, lediglich verschiedene Vermutungen (wie etwa ein Rückenmarksreflex) werden diskutiert. Da die Autoreanimation aber wenige Minuten nach Feststellung des Tods vonstatten geht, ist es äußert unwahrscheinlich, dass ein Verstorbener erst Stunden oder gar Tage später im Sarg wieder aufwacht. 

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