"Apple Cider Vinegar": Was macht Belle Gibson heute?

Frau in beigem Kleid steht vor einer rosa Leinwand, dahinter steht Apple Cider Vinegar
In der Netflix-Show "Apple Cider Vinegar" wird die unglaubliche Geschichte von Belle Gibson behandelt. Was macht sie heute?

Zusammenfassung

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  • Die Netflix-Serie "Apple Cider Vinegar" thematisiert die auf Lügen basierende Geschichte der Influencerin Belle Gibson, die fälschlicherweise behauptete, Krebs durch gesunde Ernährung geheilt zu haben.
  • Gibson verdiente über ihre Wellness-App The Whole Pantry viel Geld unter dem Vorwand, Krebskranke zu unterstützen. 
  • Sie spendete aber nur einen Bruchteil der Einnahmen an Wohltätigkeitsorganisationen.
  • Nach ihrer Entlarvung 2015 wurde sie zu einer Geldstrafe verurteilt, die sie bis 2023 nicht vollständig beglichen hat.

Was macht man mit einer wahren Geschichte, die eigentlich auf einer Lüge basiert? Genau, man produziert eine Netflix-Serie dazu, die das Publikum fassungslos zurücklässt. Die Rede ist von "Apple Cider Vinegar", einer True-Crime-Show, welche die Geschichte der krebskranken Belle Gibson behandelt – die gar keinen Krebs hatte.

Worum geht es in "Apple Cider Vinegar"?

In der Sendung wird die australische Wellness-Influencerin Gibson von Schauspielerin Kaitlyn Deyer verkörpert. Darin verfolgt man ihre "vermeintliche" Erfolgsstory, sowie das Schicksal der Betroffenen Milla Blake, die tatsächlich an Krebs leidet und in einem Blog darüber berichtet. 

Gibson behauptet im Netz, dass sie ihren unheilbaren Gehirnkrebs durch gesunde Rezepte und Wellness-Tipps geheilt habe. Mit ihrer App The Whole Pantry und einem dazugehörigen Kochbuch wollte sie auch anderen Menschen zu diesem "Wunder" verhelfen. Gibson fixiert sich immer mehr auf Blake und "stiehlt" ihre Krebserfahrungen, um ihre eigene Geschichte weiter auszubauen. 

Gibson wurde als Entrepreneurin und Vorbild gefeiert und zog ihren eigenen Nutzen daraus: viel Aufmerksamkeit und viel Geld – auf Kosten von ahnungslosen, verzweifelten Menschen. Doch als unter anderem Milla immer mehr erkennt, dass nichts davon wahr ist, setzt sie alles daran, um Gibson auffliegen zu lassen. Dass ihre Krankheit nur eine Lüge war, stellte sich viel später heraus. Es gab nie einen Beweis dafür, dass die Australierin einen Gehirntumor hatte. 

Die Serie ist inspiriert von dem Buch "The Woman Who Fooled the World" (2017) der Journalisten Beau Donelly und Nick Toscano. 

Die echte Geschichte von Belle Gibson

Im Vergleich zur "echten Geschichte" rund um Gibson wurden in der Show auch einige Charaktere erfunden oder Details verändert. Die wahre Geschichte zeigt vor allem, dass sich die angeblich Krebskranke ein Netz aus Lügen aufgebaut hat. Sie log nicht nur, dass sie an einem Gehirntumor im vierten Stadium leiden würde (und diesen wieder geheilt hätte), sondern auch, dass ihr Bruder beispielsweise Autismus hätte. Dies wurde von ihrem Bruder später dementiert. 

Doch warum hatte Gibson dieses Bedürfnis zu lügen, um Aufmerksamkeit zu erlangen? Laut People geht man davon aus, dass ihre Kindheit damit zu tun haben könnte. Ihre Mutter leidet an Multipler Sklerose und ihr Vater war nicht Teil der Familie. Gibson musste sich seit ihrem fünften Lebensjahr um sich selbst und ihre Familie kümmern. 

  • 2009 brach sie mit 17 die Schule ab und zog nach Perth, um dort in einem Callcenter für eine private Krankenkasse zu arbeiten. 
  • In dieser Zeit berichtete sie in einem Online-Forum, dass sie bereits einen Schlaganfall erlitten hätte, während einer Herzoperation kurzzeitig verstarb und ins Leben "zurückgeholt" wurde und schließlich ein aggressiver Gehirntumor diagnostiziert wurde, der ihr nur mehr bis zu vier Monate zu leben gab. 

Als die Australierin im Netz vor allem mit Mitgefühl überschüttet wurde, sah sie dies als Chance, eine eigene Community aufzubauen. Auf ihrem Blog teilte sie nicht nur ihre Geschichte, sondern auch kontroverse Behauptungen zu Impfungen und Ernährung.

  • Die Unternehmerin behauptete beispielsweise, dass sie von der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs selbst Krebs bekommen hätte. Freunden und Followern empfahl sie, ihre Kinder nicht zu immunisieren – egal mit welcher Impfung.
  • Gibson behauptete zudem, dass man unpasteurisierte Milch konsumieren sollte, was ebenfalls ein gesundheitliches Risiko mit sich bringt. Die Rohmilch kann unter anderem Salmonellen, Listerien und Escherichia coli enthalten.

Die Mutter eines Sohnes erzählte sogar, dass sie sich gegen eine Chemo- und Strahlentherapie entschieden und sich stattdessen auf die Suche nach einer natürlichen Heilung gemacht habe. Ihre Heilung hätte sie durch "gesunde Ernährung, Geduld, Entschlossenheit und Liebe" geschafft.

Als sie auf Instagram mehr als 200.000 Follower hatte und 2013 ihre kostenpflichtige Wellness-App launchte, wurde diese sogar von Apple als "beste neue Essens- und Getränke-App" gewählt. The Whole Pantry wurde sogar für die Vorinstallation auf der bald erscheinenden Apple Watch (2015) ausgewählt. Gibson hatte in der Zeit mehr als 304.700 Euro durch ihre App sowie ihr Kochbuch eingenommen, wovon sie laut eigenen Angaben das Meiste angeblich an Wohltätigkeitsorganisationen spendete. Doch ihren Freunden, Mitarbeitern und Fans fiel immer mehr auf, dass sich die junge Mutter in teure Kleider hüllte oder neue Sportwagen fuhr. 

Gab es Milla Blake?

Die Person Milla Blake wurde von Netflix für die Show erfunden, jedoch gab es im echten Leben eine Person, die diesen Charakter inspiriert hat: Jessica Ainscough. Die junge Frau erkrankte an Krebs und verließ sich nicht auf die Schulmedizin, sondern suchte alternative Behandlungen. Mit nur 29 Jahren erlag sie jedoch der Krankheit. Belle Gibson besuchte damals ihre Beerdigung. 

Der Einsturz des Kartenhauses aus Lügen

Wie auch in der Serie wurde Gibson von den zwei Enthüllungsjournalisten Beau Donelly und Nick Toscano, die ein Buch über den Fall geschrieben haben, entlarvt. Sie deckten laut BBC 2015 auf, dass von knapp 183.000 Euro der eingenommenen Gelder nur 4.200 Euro tatsächlich von Gibson gespendet wurden. Zudem konnten nie Arztakten gefunden werden, die Gibsons Tumor bestätigten. Außerdem soll sie auch gelogen haben, wann sie mit Krebs diagnostiziert wurde. Zwar behauptete sie, dass sie 2009 20 Jahre alt gewesen sei, doch tatsächlich war sie erst 17. 

Als das Kartenhaus der Lügen für die vermeintlich Krebsüberlebenden einfiel, gab sie tatsächlich in zwei Interviews teilweise zu, gelogen zu haben. Jedoch erklärte sie beispielsweise gegenüber Women's Weekly, dass sie angeblich eine Falschdiagnose von Ärzten bekam. Dasselbe behauptete sie auch im TV-Interview mit 60 Minutes Australia. Gibson erklärte, dass sie überzeugt war, einen Gehirntumor zu haben. 

Ihre App wurde von Apple zurückgezogen und auch ihr Kochbuch, in dem sie unter anderem Rezepte von Star-Köchin Martha Stewart klaute, wurde von dem Verlag nicht mehr vertrieben. 

Was macht Belle Gibson heute?

Wie Forbes Australia berichtet, verschwand Belle Gibson nach 2015 aus der Öffentlichkeit. In 2020 behauptete sie jedoch in einem Interview, dass sie der Oromo-Gemeinschaft, einer äthiopischen ethnischen Gruppe in Melbourne, beigetreten sei. Das dementierte der Präsident der Australian Oromo, Dr. Tarekegn Chimdi, jedoch und erklärte in einem Daily-Mail-Interview 2021, dass die Australierin nichts mit der Community zu tun hätte – und sich dies auch Zukunft nicht ändern würde. 

Obwohl Gibson nicht strafrechtlich belangt wurde, verklagte der australische Bundesstaat Consumer Affairs Victoria Gibson 2016 vor dem australischen Bundesgerichtshof wegen irreführenden und betrügerischen Verhaltens sowie gewissenlosen Verhaltens unter Verstoß gegen das australische Verbrauchergesetz (Vic). Im März 2017 wurde sie zur Zahlung von Strafgeldern in Höhe von knapp 250.000 Euro verurteilt.

The Guardian berichtete, dass Gibson bis Anfang 2020 die Geldstrafe, die sich mit Zinsen und zusätzlichen Gebühren auf über eine halbe Million australische Dollar summiert hatte, noch nicht bezahlt hatte. 

  • Im Januar 2020 führten die Behörden eine Razzia in Gibsons Haus in Melbourne durch, um Gegenstände zu beschlagnahmen, die sie verkaufen wollte, um die unbezahlte Geldstrafe zu begleichen. 
  • Nachdem die Geldstrafe nicht bezahlt worden war, wurde Gibsons Wohnung 2021 erneut durchsucht.
  • Ende 2023 erhielten Donelly und Toscano in ihrem Buch ein Update von den australischen Behörden. Ein Sprecher teilte ihnen mit, dass die Behörde Gibson "weiterhin verfolgt" und dass der "gesamte Betrag" ihrer Schulden "noch offen" sei.

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