DNA-Tests: 23andMe ist insolvent – Was passiert mit den Kundendaten?

US-Unternehmen 23andMe hat Konkurs angemeldet, nachdem nicht genug DNA-Kits verkauft wurden. Nun sind Kunden über ihre Daten besorgt.
Zusammenfassung
- 23andMe hat Insolvenz angemeldet, nachdem die Nachfrage nach DNA-Tests sank.
- Ein Hackerangriff 2023 führte außerdem zur Offenlegung personenbezogener Daten von fast sieben Millionen Kunden und einem Rechtsstreit, der das Image des Unternehmens ebenfalls schwer schädigte.
- Kunden sind nun besorgt um die Weitergabe ihrer Daten, die das Unternehmen durch die DNA-Kits gesammelt hat.
Mit einem einfachen Speicheltest bewarb das DNA-Testunternehmen aus den USA ihren Service auch in Europa. Wer einen detaillierten Familienbaum nachstellen oder mehr über potenzielle Erkrankungen wissen wollte, konnte mithilfe des Unternehmens einen einfachen Test durchführen. Doch jetzt meldet Reuters, dass 23andMe, mit dem Hauptsitz in Kalifornien, insolvent ist.
23andMe ist bankrott
23andMe hat am Sonntag in den USA Konkurs angemeldet, nachdem das Unternehmen mit einer zurückgehenden Nachfrage ihrer DNA-Tests und einem Datenschutzskandal in 2023 gekämpft hatte. Die Aktien des Unternehmens fielen am Montag um 50 Prozent auf 88 Cent.
- Mitbegründerin Anne Wojcicki trat infolgedessen als CEO zurück. Wojcicki hat seit April letzten Jahres auf eine Übernahme gedrängt, wurde aber vom 23andMe-Vorstand abgewiesen.
- Sie wird übergangsweise von Finanzvorstand Joe Selsavage abgelöst. Wojcicki sagte in einem Beitrag auf X am Montag, dass sie beabsichtigt, ein weiteres Angebot zu machen.
- 23andMe teilte nicht mit, ob es weitere Interessenten einer Unternehmensübernahme gibt. Der Konzern wird während des Verkaufsprozesses weiterarbeiten, nachdem es sich eine Finanzierung in Höhe von 35 Millionen US-Dollar gesichert hat.
23andMe wurde gehackt
2023 wurde das Unternehmen von Hackern infiltriert, fünf Monate lang waren persönlich Daten von fast sieben Millionen Kunden offen. Vor allem das Image der Kooperation litt unter diesem Cyber-Angriff. Der Einbruch löste bei den Kunden Alarm aus, die sich Sorgen um ihre Privatsphäre und den Umgang mit ihren Daten bei DNA-Tests machten. Ende letzten Jahres stimmte 23andMe schließlich einem 30 Millionen US-Dollar schweren Vergleich in einem Rechtsstreit um die Daten-Panne zu. Das in San Francisco ansässige Unternehmen hat außerdem 200 Mitarbeiter entlassen und die Auswertungen aller Tests im Rahmen einer umfassenden Umstrukturierung gestoppt.
Was passiert jetzt mit den Daten?
Nach dem finanziellen Einsturz des Unternehmens fragen sich nun einige Kundinnen und Kunden, was mit ihren gesammelten Daten aus den DNA-Tests passiert. In den Datenschutzrichtlinien von 23andMe ist festgeschrieben, dass die Kundendaten potenziell an andere Firmen verkauft werden können. Laut Reuters erklärte das Unternehmen, dass das Insolvenzverfahren keinen Einfluss darauf hat, wie es Kundendaten speichert, verwaltet oder schützt.
Etwa 80 Prozent der Kunden von 23andMe haben sich bei der Anmeldung für den Dienst dafür entschieden, ihre genetischen Daten für die medizinische Forschung analysieren zu lassen. "Diese Quote ist seit vielen Jahren konstant", erklärte ein 23andMe-Unternehmenssprecher Andy Kill gegenüber npr. Das Unternehmen hat eine Vereinbarung mit dem Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) getroffen, die es dem Arzneimittelhersteller ermöglicht, die Kundendaten des Technologieunternehmens zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für Krankheiten zu nutzen.
Auch auf Twitter wird das Thema schwer kritisiert und diskutiert, unter dem X-Posting von Anne Wojcicki kommentierte eine Userin: "Sie haben die DNA-Daten von über sieben Millionen Menschen verloren, jetzt sind sie da draußen in Gott weiß, wessen Händen und jetzt könnten die verbleibenden DNA-Daten an noch schlimmeren Orten landen." Die Nutzerin erklärte weiter, dass die Unternehmensidee von Anfang an "schrecklich" gewesen sei, zudem würde sie sich fragen, was der "wahre" Zweck des Unternehmens war.
Das können Betroffene nun tun
Der kalifornische Generalstaatsanwalt Rob Bonta empfiehlt in einer Verbraucherwarnung an die Kunden von 23andMe, die Löschung ihrer genetischen Daten gemäß dem Genetic Information Privacy Act (GIPA) und dem California Consumer Privacy Act (CCPA) zu verlangen. Auch auf TikTok wird immer häufiger darauf hingewiesen, dass Betroffene ihre ausgewerteten Daten in ihren 23andMe-Accounts löschen beziehungsweise eine Löschung beantragen sollen.
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