Ukraine gewinnt Damen-Staffel

Die Deutschen erleben unter dem Eindruck vom Dopingfall Sachenbacher-Stehle ein Debakel.

Unter dem Eindruck der blutigen Politwirren in ihrer Heimat haben sich am Freitagabend die Biathletinnen aus der Ukraine Staffel-Gold gesichert. Ein Debakel erlebten hingegen die vom ersten Dopingfall der Winterspiele in Sotschi betroffenen Deutschen (11.), deren Teamkollegin Evi Sachenbacher-Stehle laut noch unbestätigten Medienberichten positive A- und B-Proben abgeliefert haben soll.

Die weiteren Medaillen über 4 x 6 km gingen an Gastgeber Russland (+ 26,4 Sek.) und Norwegen (37,6). Österreich war nicht am Start gewesen.

Aufregung

Einige Stunden vor dem letzten Damenbewerb in den Bergen von Krasnaja Poljana war bekannt geworden, dass Sachenbacher-Stehle positiv getestet worden sei. Offiziell bestätigt wurde vorerst aber nur, dass es eine positive A-Probe im deutschen Olympiateam gegeben habe.

Die Teamkolleginnen der fehlenden Vierten des Massenstarts erlebten dann auch auf der Strecke einen schwarzen Tag. Startläuferin Franziska Preuß kam zunächst zu Sturz und hatte danach auch noch am Schießstand große Probleme, weil ihre Visier verunreinigt war.

Die erst 19-Jährige übergab schließlich mit mehr als zwei Minuten Rückstand, der bis zum Zieleinlauf von Schlussläuferin Laura Dahlmeier noch bis auf dreieinhalb Minuten anwuchs. Mit dem schlechtesten Staffelresultat der Olympiageschichte wurde das medaillenlose Abschneiden der erfolgsverwöhnten deutschen Damen besiegelt.

Brunet bricht zusammen

Außerdem sorgte ein Schwächeanfall der Französin Marie Laure Brunet für Aufsehen. Sie musste von Rettungskräften an der Strecke behandelt und danach abtransportiert werden. Laut ersten Informationen soll es sich aber lediglich um vorübergehendes Unwohlsein gehandelt haben.

Jubel gab es hingegen bei Wita Semerenko, Julia Dschyma, Walj Semerenko und Olena Pidgruschna, die das erste Olympia-Biathlongold für die derzeit leidgeprüfte Ukraine holten.

"Es ist Krieg", sagte Bogdana Matsotska am Freitagmittag zum KURIER. Die 24-jährige Absolventin eines Sportstudiums kann nicht an Sport denken, "ich bin seit zwei Tagen nicht mehr auf den Skiern gestanden, ich weine viel, es ist schrecklich." Deswegen startete die Ukrainerin auch nicht im Slalom. Zwar gab es ein Gespräch mit Sergej Bubka, dem Chef des Olympischen Komitees der Ukraine, der die 43 Athleten zum Bleiben aufforderte, doch die 27. des Super-G kann und will nicht starten, es ist ihre Form des Protests.

Wie in Kiew wird auch in Matsotskas Heimat Kossiw in der Westukraine protestiert. "Meine Freunde sind dort auf dem Hauptplatz, ich hoffe, ihnen passiert nichts." Kontakt hält sie übers Internet, ihr Vater Oleg, zugleich ihr Trainer, ist mit ihr in Sotschi.

Wie es weitergehen soll in ihrer Heimat? "Ich bin kein Politiker, aber die Menschen wollen einen anderen Präsidenten, eine andere Verfassung, sie wollen, dass die Sicherheitskräfte sich zurückziehen. Und sie wollen eine ukrainische Ukraine."

Was sie nun tun wird? "Ich werde heimfahren", sagt Bogdana Matsotska, "und dann gehe ich auch auf den Maidan von Kiew. Oder auf unseren kleinen Maidan in Kossiw."

Julia Dschima, Olena Pidruschna sowie die Zwillinge Vali und Vita Semerenko hingegen starteten und triumphierten. Die Damen-Staffel holten die ersten Biathlon-Goldmedaille in der Geschichte der Olympischen Spiele für die Ukraine.

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