Vanessa Mae hat den Bogen raus
Vanessa Mae hier, Vanessa Mae dort. Vanessa Mae war bislang schon ordentlich Aufputz der Olympischen Spiele am Schwarzen Meer. Die 35-Jährige war am Tag vor der Eröffnung Stargast beim Galadiner von IOC-Boss Thomas Bach. Tags darauf waren bei der Eröffnung die Kameras auf sie gerichtet, obwohl sie fast die thailändische Delegation (sieben Funktionäre, ein Langläufer) nicht gefunden hätte. Vanessa spricht zudem kein Thai, weil Vater und Mutter bei ihrer Geburt in Singapur lebten und sie schon mit vier Jahren nach London kam. Ihr ganzer Name ist Vanessa-Mae Vanakorn Nicholson. Nicholson war der zweite Mann ihrer Mutter, der sie adoptierte. Vanakorn – unter diesem Namen tritt sie an – heißt ihr thailändischer Vater, von dem sich die chinesische Mutter früh scheiden ließ.
In Sotschi war Vanessa Mae vorerst Gast bei Omega, ist sie doch Markenbotschafterin für die Luxusfirma.
In Sotschi lebt Vanessa Mae ihren zweiten Traum neben der Musik. „Die Musik ist meine lebenslange Leidenschaft, das Skifahren mein lebenslanges Hobby“, sagt sie. Schon mit vier Jahren begann sie, mit Skiern zu fahren, aber auch mit dem Piano zu spielen, mit fünf griff sie dann zur Geige. In diesem Fach galt sie schnell als Wunderkind, hatte mit 13 Jahren schon drei Alben eingespielt und soll bis dato rund 40 Millionen Euro mit ihrer Musik verdient haben.
Seit 2009 hat sie sich musikalisch zurückgenommen und ist nach Zermatt in die Schweiz übersiedelt. Sie absolviert maximal ein bis zwei Auftritte im Monat. „So habe ich mehr Zeit und die Chance erhalten, in meinem Alter noch richtig Ski zu fahren und Rennen zu bestreiten.“
Training mit Gut
Im Sommer bot sich ihr die Gelegenheit, mit der Schweizerin Lara Gut Trainingsläufe zu bestreiten. „Das hätte mich zwar fast umgebracht, weil sie derart gut fährt“, sagt Vanessa Mae. Als Trainer wollte sie Christian Neureuther. Der Vater von Felix konnte auf die Schnelle keinen Assistenten finden, der die Torstangen getragen und aufgestellt hätte. „In meinem Alter kann ich das nicht mehr“, sagte er 64-Jährige.
Für die Qualifikation für Sotschi musste sie bei FIS-Rennen eine gewisse Punkteanzahl erreichen. Das war nicht leicht, wurde sie bei ihren ersten Rennen mit etwa 20 Sekunden Rückstand Letzte.
Das Antreten in Sotschi ist auch eine Aufarbeitung ihrer Jugend. Die Mutter drillte sie zur Musik, verbot ihr im Alter von sieben Jahren das Reiten, damit ihre wertvollen Hände keiner Gefahr ausgesetzt werden. Nur beim Skifahren setzte sich die junge Vanessa zur Wehr.
Das machte sie aber jetzt auf der schweren Piste. In Sotschi will sie heil runterkommen. 2009 hat sie sich schon einmal den Ellbogen gebrochen. Allerdings nicht beim Skifahren, sondern beim Aussteigen aus dem Lift. Doch Angst um ihre Musikkarriere hatte sie deshalb nicht: „Ich habe mir mehr Sorgen über die OP-Narbe gemacht“, sagte sie. Nach Sotschi will sich Mae aber wieder ihrer ersten Karriere widmen: „Olympia ist toll, aber es ist das Größte, auf einer Bühne zu stehen und Geige zu spielen.“
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