Russische Eiszeit nach Eishockey-Aus
Wjatscheslaw Fetisow schien es bereits geahnt zu haben. Auf die Frage, was passieren würde, wenn die Russen bei den Spielen von Sotschi nicht olympisches Gold holen würden, sagte der einstige russische Nationalmannschaftskapitän im Scherz: "Dann kommen die Spieler nach Sibirien und müssen dort nach Gold graben." Ganz ernsthaft ergänzte er: "Es gibt acht Teams, die gut für Gold sind, und wir sind nur eines davon."
Seit Mittwoch nicht mehr. Denn als die Schlusssirene in der Bolschoi-Arena im Olympiapark erklang, da war der selbsternannte olympische Mitfavorit kein Kandidat für Gold mehr. 1:3 (1:2, 0:1, 0:0) verloren die Russen gegen Finnland im Viertelfinale des olympischen Turniers und schieden aus.
Trauer
Viele Zuschauer in der Arena wirkten empört und frustriert. Manche weinten, die Spieler ließen die Köpfe hängen. Und die, die in der letzten russischen Formation auf dem Spielfeld gestanden hatten, lagen trauernd auf dem Eis. Torwart Bobrowski sagte später: "Dazu kann ich gar nichts Vernünftiges sagen, das ist ein schwerer Moment in meiner Karriere. Wir fühlen uns alle ganz leer."
Mit einer Eishockey-Medaille hatten sie in Russland alle gerechnet. Präsident Putin hatte seit Monaten immer wieder über das Vorhaben mit Nationaltrainer Sinetula Biljaletdinow gesprochen und sich nach dem Stand der Vorbereitungen erkundigt. Owetschkin hatte seinen Landsleuten sogar Gold versprochen. "Es ist unsere Mission", hatte der Starstürmer aus der NHL gesagt.
1992 hatten russische Spieler zuletzt olympisches Gold gewonnen, in der Auswahl der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS). Seitdem ist das russische Team zwar schon wieder Weltmeister geworden – zuletzt 2012 sogar in Finnland –, allerdings nie in derart dominanter Form, wie es einst der Sowjetunion gelungen war. Als ganz großer Favorit auf Gold galten sie 2014 wohl nur in der Heimat. In Russland haben sie eben nur von der Goldmedaille im Eishockey geträumt.
Bis Mittwoch.
Kommentare