Der Eishockey-Traum auf großer Bühne
Traum.
Dieses Wort fällt am Dienstag im Bolschoi-Eispalast nicht nur ein Mal. " Olympia steht ganz oben. Das habe ich als Kind schon immer angeschaut", erinnert sich Thomas Vanek. "Ich habe mich riesig darauf gefreut", sagt Michael Raffl. Und auch Michael Grabner kann nicht leugnen, dass da etwas Besonderes in der Luft liegt: "Es fühlt sich an wie das erste NHL-Spiel. Man hat Schmetterlinge im Bauch."
Die drei Eishockey-Spieler sind die Stars im österreichischen Team, das sich nach zwölf Jahren wieder für Olympia qualifiziert hat. Sie verdienen ihr Geld in den USA und haben als NHL-Spieler in Sachen Liga-Niveau alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Und doch ist Olympia etwas anderes. Etwas, das über allem steht.
Große Gefühle
"Die Emotionen sind sehr hoch. Wir müssen versuchen, das in Schach zu halten", sagt Grabner, der mit Kapitän Vanek bei den New York Islanders spielt. "Aber Eis ist Eis, das müssen wir uns sagen", glaubt der 26-Jährige, der wie NHL-Kollege Raffl von den Philadelphia Flyers noch etwas müde aussah. Kein Wunder, sind die US-Legionäre doch erst am Tag zuvor mit einem der drei NHL-Flieger in Sotschi gelandet. Drei Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Finnland (Donnerstag, 9 Uhr MEZ).
"Wir sind das Reisen gewohnt, das ist kein Problem. Ich fühle mich eigentlich ganz frisch", sagte Thomas Vanek nach dem ersten Training mit den anderen Österreichern. So ein bisschen Jetlag kann den 30-jährigen Stürmer, der seit 2005 in der NHL spielt, nicht aus der Ruhe bringen.
Genauso wenig wie seine Rolle als Kapitän: "Das ist eine Ehre, bedeutet mir aber nicht so viel. Eishockey ist ein Mannschaftssport, da geht es nicht um mich."
Konzentriertes Team
"Wir müssen realistisch sein, wir sind Außenseiter gegen jeden", sagt Vanek. Vor allem gegen Olympiasieger Kanada, den Gegner im zweiten Spiel am Freitag (18 Uhr). "Auf dem Papier ist das die beste Mannschaft, die es gibt. Sie sind einfach das kompletteste Team", sagt der Teamleader, dem manch ein Kanadier wohlbekannt ist. Wie zum Beispiel John Tavares, der Center der Islanders, mit dem er im Liga-Alltag gemeinsame Sache macht. Ein Vorteil, dass man sich kennt? "Nein, es ist eher schlimmer", sagt Vanek und lacht.
Talentschau
Die Zukunft des Grazers ist noch ungewiss, nachdem am 1. Juli sein Vertrag bei den Islanders ausläuft. Olympia sieht er dennoch nicht als Bühne, um sich zu präsentieren: "Ich spiele schon lange genug, dass man weiß, was meine Stärken und Schwächen sind."
Für junge Talente könnte das Olympia-Eis aber zum Sprungbrett werden. "Wir haben einen guten Kader", sagt Grabner, der sich wünschen würde, dass die Scouts mehr nach Österreich schauen. "Das ist die größte Bühne für Eishockeyspieler", sagt Raffl. Und er muss es ja wissen: Der 25-Jährige hatte sich bei der WM in Helsinki für die NHL empfohlen. Nun steht ihm das nächste Karriere-Highlight bevor.
Der nächste Traum.
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