Österreichischer Langläufer Johannes Dürr gedopt
Der österreichische Langläufer
Johannes Dürr wurde positiv auf EPO getestet. Laut Karl Stoss, dem Präsidenten des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC), hat
Dürr bei der Konfrontation mit dem positiven Test Doping sofort zugeben. "Er hat gesagt, er ist ein Einzeltäter, niemand anders ist involviert", sagte Stoss auf der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Krasnaja Poljana. Den positiven Dopingtest gab Dürr am 16. Februar während des Trainings in Obertilliach ab. Es war seine 15. Dopingprobe in dieser Saison, die ersten 14 waren negativ gewesen.
Noch am Sonntag schloss der ÖSV Dürr aus dem Verband aus. Ein Ausschluss aus dem Verband ist praktisch mit dem Karriere-Ende gleichzusetzen.
Einer von Dürrs Wachstechnikern soll als Reaktion auf die Doping-Nachricht sogar eine Art Nervenzusammenbruch erlitten haben. In den Vormittagsstunden saß er laut ÖOC-Angaben kreidebleich im Wachscontainer. Er hatte eigens Gewicht abgenommen, um auf Dürrs Masse zu kommen, damit der Athlet bei Skitests ideal simuliert werden konnte. Andere Teammitglieder, wie einer erfahrener Betreuer und eine Physiotherapeutin, waren demnach in Tränen aufgelöst..
Stoss selbst stand der Schock ins Gesicht geschrieben. "Mir persönlich tut das wirklich unglaublich weh und auch sehr leid, weil wir ja tolle Spiele erlebt haben. Diese tollen und großartigen Leistungen der anderen Athletinnen und Athleten sollten dadurch nicht in den Hintergrund gerückt werden. Die haben ehrlich diese tollen Leistungen errungen. Leider haben wir jetzt zum Schluss einen Einzeltäter, der überführt werden konnte. Das ist wirklich ein trauriges Kapital und ein schwarzer Sonntag für uns", sagte er.
"Froh, dass es ein Ende hat"
Das ORF-Fernsehen hat Dürr noch auf dem Flughafen von Sotschi vor der Heimreise nach Österreich erwischt. Der 26-jährige Niederösterreicher wirkte gebrochen, entschuldigte sich vor allem gegenüber seiner Familie und zeigte sich aber auch froh, "dass es ein Ende hat".
"Es bleibt mir nichts anderes über, als mich bei allen zu entschuldigen, bei meiner Familie, bei meiner Frau", sagte Dürr. Ob er sich bewusst gewesen sei, was er getan hat? "Schon, aber was für mich im Vordergrund steht, dass ich die Leute, die ich alle enttäuscht habe... Ich kann das nicht mehr gut machen, aber ich möchte mich einfach dafür entschuldigen. So viele Leute haben sich den Arsch für mich aufgerissen und ich habe sie enttäuscht mit meiner Blödheit."
Der schwer gezeichnete Dürr wollte sich vorrangig nur entschuldigen. "Alle weiteren Schritte werden wir dann eh sehen, was noch alles auf mich zukommt. Das weiß ich selbst nicht einmal genau. Ich werde das Schritt für Schritt bewältigen. Das Wichtigste ist, dass mir die Familie das verzeihen kann und meine Frau, die alle so hart gekämpft haben für das. Mehr kann ich dazu im Moment nicht sagen."
In gewisser Weise zeigte der Niederösterreicher aber auch Erleichterung, denn auf die Frage, ob er Angst vor dem hat, was nun auf ihn zukommt, sagte er: "Angst nicht. Ich bin auf der anderen Seite froh, dass das ein Ende hat, ein Ende genommen hat." Ob er den falschen Menschen vertraut habe? "Mit Sicherheit ja. Es ist in jeglicher Hinsicht das Schlimmste, was ich in meinem Leben gemacht habe. Das ist ganz, ganz schwer, das kann man nicht in drei Sätzen erklären."
Prominente heimische Dopingsünder:
Aus dem Nichts zum großen Hoffnungsträger und schnurstracks ins Doping-Abseits. Johannes Dürr hat nach einem steilen Aufstieg in der in Österreich von vergangenen Dopingfällen ohnehin bereits schwer belasteten Sportart Langlauf einen tiefen Fall hingelegt.
Zunächst schien es, dass es der 26-jährige Niederösterreicher allen Widrigkeiten zum Trotz mit erlaubten Mitteln in die (dank vieler anderer Dopingfällen unter Generalverdacht stehende) Langlaufweltspitze geschafft haben könnte. Seit dem Olympiaschlusstag steht aber fest, dass er es wie schon einige seiner namhaften Vorgänger ebenfalls mit unlauteren Methoden probiert hat.
Dabei hatte er den Argwohn, der dem Langlauf in Österreich seit den unrühmlichen Dopinggeschichten von Walter Mayer, Christian Hoffmann und Co. entgegenschlägt, stets mit logisch klingenden Argumenten zu begegnen versucht. Trainingsfleiß, Durchhaltevermögen und ehrliche Arbeit waren seine Antworten auf die Frage, wie sein Anschluss an die Weltspitze funktioniert hat.
Tour de Ski
Er wolle mit seinen Leistungen auslösen, dass "die jungen Sportler in einer besseren Zeit als ich und viele andere damals aufwachsen", hatte er noch vor wenige Wochen gemeint. Dank ihm steht der Langlauf nun aber wieder vor sehr schweren Zeiten.
Mit den Umständen in seiner Jugend meinte er den Dopingskandal von 2006 und die Jahre danach. "Das war eine beinharte Zeit für uns. Damals traute ich mir nicht einmal zu sagen, dass ich
Langläufer bin. Ich habe immer geantwortet, ich studiere, weil ich die Diskussionen leid war. Ich wollte den Leuten einfach nur vermitteln, wie es wirklich abläuft, dass es ein beinharter Sport ist, in den man ehrliche und harte Arbeit steckt."
Ungeachtet der aktuellen Entwicklungen war der Werdegang des Göstlingers bemerkenswert. Am Anfang seiner Karriere hatte er lange mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Das Pfeiffersche Drüsenfieber und eine Bakterieninfektion kosteten dem schon in Juniorentagen vielversprechenden Talent drei ganze Saisonen. Erst in den vergangenen vier Jahren hatte er sich unter ÖSV-Trainer Gerald Heigl ungehindert entwickeln können. Und das gelang zuletzt in Riesenschritten.
In der Vorsaison ließ Dürr im Weltcup mit den ersten Top-Ten-Plätzen und der viertbesten Laufzeit beim harten Schlussanstieg der
Tour de Ski erstmals so richtig aufhorchen. In diesem Winter legte er bei der hoch dotierten Tour noch ein Schäuferl nach. Nach starkem Saisonauftakt skatete er Anfang Jänner zu zwei Tour-Etappensiegen und stand schließlich nach bester Laufzeit als Gesamtdritter inmitten der Topstars auf der Alpe Cermis.
Daran schloss der Langdistanzspezialist auch bei
Olympia an und lief zum Auftakt im Skiathlon zu einem starken achten Platz. Eine Woche später bekam er im Trainingslager für den 50-km-Bewerb dann aber den folgenschweren Besuch der Dopingjäger.
Ursprünglich wollte Dürr, der sieben Geschwister hat, Fußballer werden. Als talentierter Nachwuchsspieler brachte er es sogar zu Probetrainings bei Rapid und der Admira. Gleichzeitig widmete er sich aber auch schon in frühen Jahren dem Langlauf. Nach der Sporthauptschule in Göstling entschied er sich nach Zusagen für Sportschulen mit Fußball- bzw. Langlaufschwerpunkt für den Wintersport in der ÖSV-Kaderschmiede Stams. Dort maturierte Dürr 2006, ehe sich nach ersten internationalen Erfolgen noch im Junioren-Alter die hartnäckigen gesundheitliche Probleme einstellten.
Der Schlüssel zum späteren folgenden Aufstieg sei eine Trainingsumstellung vor fünf Jahren, seither hatte er die Umfänge kontinuierlich auf aktuell 850 Loipenstunden pro Saison steigern können. "Die Trainer haben immer am mich geglaubt und mir die Zeit gegeben", so Dürr. Seine Betreuer attestieren Dürr ideale körperliche Anlagen, einen eisernen Willen und enormen Trainingsfleiß. "Er ist irre, natürlich im positiven Sinn", sagte Heigl über seinen Schützling. Worte, die jetzt einen seltsamen Beigeschmack bekommen haben.
Als anderen wichtigen Erfolgsbaustein bezeichnete Dürr stets sein privates Umfeld. Die sportbegeisterten Eltern, die am schwersten Tag seiner Karriere ebenfalls vor Ort waren, förderten ihn von klein auf. Während der Olympia-Skiathlons erzählte seine Mutter noch mit leuchtenden Augen, wie stolz sie sei, dass er es nach den vielen Problemen bis hierher geschafft habe.
Auch in seiner Frau Mirjam, die aus einer Südtiroler Biathlonfamilie stammt, hatte er eine Unterstützerin gefunden. Im Vorjahr sind die beiden wenige Monate nach der Geburt von Söhnchen Noah von Göstling nach Antholz umgezogen. Dort fand Dürr nicht nur Ruhe und Entspannung zwischen den Wettkämpfen vor, sondern auch ideale Trainingsbedingungen. Das Biathlonzentrum und die umliegenden Gebiete bieten ihm die anspruchsvolle Loipen in hoher Lage.
Der österreichische Langlauf-Chef Markus Gandler hat mit tiefer Enttäuschung und Zorn auf den Dopingfall Johannes Dürr reagiert. Acht Jahre nach dem Skandal von Turin erlebte der ehemalige Weltklasseathlet schon wieder einen Betrugsfall in seiner Mannschaft. An Rücktritt denkt Gandler nicht. Er wolle den Fall in seiner Funktion als Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon für den Österreichischen Ski-Verband aufarbeiten.
Johannes Dürr hat gedopt, wie schwer hat Sie diese Nachricht getroffen?
Markus Gandler: Da gibt es gar keine Beschreibung dafür. Das ist das Schlimmste, was ich mir nie mehr erträumt habe, dass das passiert. Es ist da passiert, mit einem Athleten, für den wir alles getan haben, wirklich alles. Die Mannschaft drüben ist zerbrochen, da waren Nervenzusammenbrüche dabei. Wir haben uns den Arsch aufgerissen für den Hund. Und dann wirst du so betrogen. Das ist ja nicht irgendwas, das ist schwerstes Doping, das verurteilt gehört bis zum Letzten. Das sind Betrüger, aus fertig. Sowas gehört bestraft. Mir tut es leid für die Olympiamannschaft, wieder
Olympische Spiele, wo ich sage unglaublich auch für meine Leute. Dann haben wir so einen Schurken, wo ich noch vor einem Tag gesagt habe: Ein Traumbursche. Und was sage ich heute? Man lernt nicht aus im Leben. Betrüger gibt es.
Überwiegt bei Ihnen die persönliche Enttäuschung?
Ja, aber gar nicht für mich, sondern für die Leute, die reißen sich für ihn den Arsch auf, die haben ihren Job für ihn gemacht. Da ist alles passiert. Mir ist das wurscht, er muss nicht Dritter in der
Tour de Ski werden, ich bin mit einem 15. auch zufrieden. Ich brauche nicht betrügen, das brauche ich nicht mehr. Da ist auch klipp und klar gesagt worden, der Präsident sagt das, ich sage das, die Trainer sagen das, es gibt keinen, der das nicht sagt, aber das Vertrauen habe ich verloren. Ich kann in keinen mehr ein Vertrauen haben.
Dürr hat gesagt, er hat den falschen Menschen vertraut, kennen Sie diese Menschen?
Zuerst habe ich es aus ihm gestern fast herausgeprügelt. Weil EPO, das ist nicht etwas, das über einen Riegel oder sonst wie daherkommt, das ist schwerwiegend. Das hat schon gedauert, das hat mich gestört, weil da brauche ich nicht lang, wenn ich es mache, muss den Mumm und den Arsch in der Hose haben, dass ich es sage. Dann hat er es anderen Leuten irgendwas gestanden, mehr weiß ich im Moment auch nicht.
War es im Nachhinein ein Fehler, dass man die Athleten während
Olympia alleine nach Hause zum Training hat fahren lassen?
Jetzt ist alles ein Fehler. Man macht es ja im Guten, nicht im Schlechten, muss ich ganz ehrlich sagen. Wir haben von unserer Seite nichts gemacht, sondern im Guten. Das ist ja nichts Neues, das hat man auch schon in der Vergangenheit gemacht. Das liegt ja nahe, was soll er da so lange? Aber dass er uns schamlos für so etwas ausnützt, ist natürlich ein Skandal.
Können Sie für irgendeinen Athleten noch die Hand ins Feuer legen?
Das ist somit für mich gegessen, die gibt es nicht mehr, tut mir leid, auch wenn es ungerecht ist.
Der
Langlauf war wieder im Aufstieg begriffen nach dem schönen und erfreulichen Ergebnissen. Haben Sie schon darüber nachgedacht, was das Ganze bedeutet?
Nein. Ich will es aufarbeiten, schon alleine wieder für den Verband, noch einmal. Vor zwei Tagen ist Turin abgeschlossen worden, da habe ich ein Schreiben bekommen, alles Freisprüche. Und jetzt das, mehr brauche ich dazu nicht mehr sagen und mehr kann ich dazu nicht mehr sagen.
Haben Sie noch Lust und Kraft weiterzumachen?
Momentan brauche ich die Kraft für meine Mannschaft.
Österreichs Skiverbands-Präsident Peter Schröcksnadel stellt nach dem Dopingfall von Johannes Dürr den Fortbestand des Langlauf-Sports im ÖSV infrage. "Wenn man mit den Langläufern nur Probleme hat, muss man überlegen, wie weit die noch gefördert werden", sagte Schröcksnadel.
Dabei war sogar darüber diskutiert worden, künftig einen Teil der
Tour de Ski in Österreich ablaufen zu lassen. "Ich habe das bisher immer abgelehnt, wir werden das mit der FIS noch einmal diskutieren."
Er habe Dürr erst bei seiner Ankunft kennengelernt. "Wir haben 400 Athleten, da kennst du nicht jeden Einzelnen persönlich. Da habe ich ihm versprochen, ich komme zum 50er und bin deswegen da geblieben, weil ich erwartet habe, der Herr Dürr startet da oben. Da wäre ich lieber heimgefahren", ärgerte sich der ÖSV-Boss. "Wenn man ihn anschaut, das hätte ich ihm nie zugetraut. Er ist aber der Betrüger, das tut mir leid, so ist es und mit Betrügern können wir nichts anderes tun als ausschließen."
Mitgefühl zeigte Schröcksnadel mit dem Sportlichen Leiter, Markus Gandler. "Für den Gandi ist das ganz, ganz schlimm. Der ist ein Ehrenmann und der hätte sich das auch nie erwartet." Dürr werde sich bei den sehr strengen Anti-Doping-Gesetzen in Österreich eine Gerichtsverhandlung kaum ersparen können. "Er wird einen guten Rechtsanwalt brauchen."
So ein Dummer
Besonders ärgerlich ist für Schröcksnadel auch, dass acht Jahre nach dem Skandal in Turin erst vergangene Woche das Urteil in zweiter Instanz bestätigt wurde und "wir alle freigesprochen wurden". "Und dann macht so ein Dummer wieder so einen Blödsinn." Schröcksnadel habe den Langlauf-Sport in den vergangenen Jahren relativ stark zurückgedreht, dann aber nicht zuletzt wegen Dürr oder auch Teresa Stadlober wieder Hoffnung geschöpft.
Diese neuerliche Enttäuschung lässt Schröcksnadel nun überlegen, den Langlauf überhaupt auszugliedern.
Schröcksnadel hofft, dass die Erfolge der ÖOC-Sportler nicht übertüncht werden. "Der Herr Dürr ist nicht die ganz große Nummer. Er hätte vielleicht eine Chance gehabt für ganz vorne, aber er ist weder Medaillenträger, noch hat er in der Vergangenheit sehr viel gewonnen. Darum wäre es wirklich schade um die großen Leistungen von Mario Matt, von Marcel Hirscher, vom Biathlon-Team, von den Snowboardern."
Die Pressekonferenz von ÖOC-Präsident Karl Stoss am Sonntag zum Dopingfall Johannes Dürr im Wortlaut.
Herr Präsident, wie lautet Ihr erstes Statement zum
Dopingfall
Johannes Dürr?
Karl Stoss: "Tief erschüttert müssen wir Ihnen hier bekannt geben, dass sich das leider bewahrheitet hat. Johannes Dürr wurde während eines Trainingsaufenthaltes in Österreich am 16. Februar getestet. Der EPO-Test ist positiv ausgefallen. Wir vom ÖOC wurden kurz nach Mitternacht davon in Kenntnis gesetzt, haben dann einen Krisenstab gebildet und sofort Kontakt zum Athleten aufgenommen. Das hat unser Leiter des Ärzteteams, Dr. Wolfgang Schobersberger getan. Er hat ihn zur Rede gestellt. Johannes hat das sofort zugegeben und wir haben ihm dann sofort die Akkreditierung entzogen, ihn aus der Mannschaft verwiesen, ihn aus dem Olympischen Dorf genommen. Mittlerweile ist er auf dem Heimweg nach Österreich."
Können Sie weitere Details aus diesem persönlichen Gespräch nennen?
"Sie können sich vorstellen, für uns alle, die ihn betreut, begleitet, trainiert haben, ist eine Welt zusammengebrochen. Johannes ist ein Athlet, der mitgeholfen hat, den österreichischen Langlaufsport wieder nach vorne zu bringen. Er selbst war dann auch schwerst geschockt, als wir ihn damit konfrontiert haben. Er hat dann sofort gesagt: 'Ich bin ein Einzeltäter, es ist niemand anderer involviert. Ich möchte mich in aller Form und Deutlichkeit bei euch entschuldigen. Vor allem aber bei allen, die mich in den letzten Jahren und Monaten so intensiv begleitet haben. Es tut mir unendlich leid, dass ich das getan habe.' Wir konnten das einfach nur zur Kenntnis nehmen."
In
Sotschi wollte der ÖSV einen neuen Angriff im
Langlauf wagen. Befürchten Sie jetzt wieder Konsequenzen für den
Langlaufsport in
Österreich?
"Ich möchte da niemandem vorgreifen. Jetzt gibt es das ganz normale Prozedere. Das IOC setzt sich mit dem internationalen Verband in Verbindung bezüglich der Sperre des Athleten. Der internationale Verband nimmt dann Kontakt zum nationalen Verband auf. Vonseiten des ÖSV wird es ganz sicher auch Konsequenzen geben im Sinne eines Ausschlusses."
Zuerst der Medaillenregen, dann der große Schock. Wie geht es Ihnen persönlich?
"Mir geht es sehr schlecht, wie man sich vorstellen kann. Von 180 auf null runterzufahren. Die Freude war riesig nach dem Samstag mit fünf Medaillen, der tollen Gesamtbilanz mit 17 Medaillen. Und dann dieser Paukenschlag, der uns wie eine Keule getroffen hat. Unvorstellbar, weil wir ja alle noch mitgefiebert haben und ein uns ein Quäntchen Chance für den 50-Kilometer-Langlauf ausgerechnet hatten. Aber das zählt heute alles nicht mehr, es ist wirklich furchtbar. Wir sind zutiefst enttäuscht und erschüttert. Diese Betrügereien hätten wir nie in unseren Reihen erwartet."
Was steht schon fest bezüglich A- und B-Probe?
"Fest steht, dass die A-Probe positiv war. Er wurde persönlich kontaktiert und aufgeklärt über seine Rechte und Möglichkeiten. Es wurde ihm auch offeriert, eine B-Probe zu machen. Das hat sich erübrigt, nachdem er selbst zugegeben hat, dass er gedopt hat, braucht es keine B-Probe. Die Disqualifikation ist damit endgültig."
Wo wurde er kontrolliert? Hat die Kontrolle die
NADA durchgeführt und wurde er auch nach seinem ersten Auftritt in
Sotschi kontrolliert?
"Sie wurde am 16. Februar in Österreich durchgeführt, es war eine übliche Trainingskontrolle. Durchgeführt wurde sie meines Wissens von der NADA, sie kann aber auch vom internationalen Verband angeordnet worden sein. Wo sie genau stattgefunden, weiß ich nicht. Er hat in dieser Saison bereits 14 Kontrollen gehabt, die alle negativ verlaufen sind. Internationale Spitzenleute werden auch regelmäßig über den internationalen Verband kontrolliert."
Hat Dürr auch gesagt, seit wann er dopt?
"Nein, hat er nicht. Aber es kann nicht allzu lange sein, weil er ja die vorigen 14 Proben überstanden hat."
Wenn er 14 Proben negativ absolviert hat, gehört dann eventuell bei den Proben etwas verbessert?
"Nein, das glaube ich nicht. Das Netz wird immer engmaschiger. Und das ist auch gut so. Betrügereien gehören aufgedeckt. Aber es kann das Netz nicht so engmaschig sein, dass es nicht trotzdem Menschen gibt, die es schaffen, zu betrügen. Das ist im wirklichen Leben so, das ist im Sport so. Gott sei Dank gibt es immer mehr Kontrollen und deshalb wird es immer schwieriger für die Athleten zu dopen."
Hatten Sie schon die Möglichkeit, mit Langlauf-Sportdirektor
Markus Gandler zu sprechen?
"Natürlich haben wir in der Nacht mit ihm persönlich gesprochen. Er ist total erschüttert. Ihn hat es wahrscheinlich am allerschwersten getroffen. Denn er hat versucht, den Langlaufsport wieder nach vorne zu bringen. Für ihn ist eine Welt zusammengebrochen, er war zu tiefst erschüttert."
Befürchten Sie nach drei Olympia-Skandalen der österreichischen
Langläufer auch Konsequenzen durchs
IOC?
"Ich glaube nicht. Vonseiten des IOC ist es wichtig, dass wir sofort die richtigen Konsequenzen gesetzt haben. Die Konsequenzen für den Langlaufsport in Österreich obliegen dem ÖSV, nicht dem ÖOC."
Hat Dürr gesagt, was genau er genommen hat und wer es ihm verabreicht hat?
"Er hat gesagt, dass er sich das EPO-Präparat selbst verabreicht hat. Mehr weiß ich nicht."
Dürr sagt, er ist ein Einzeltäter. Wird man trotzdem einen genaueren Blick in die Langlaufsparte werfen?
"Auch die anderen Langlaufsportler werden regelmäßig kontrolliert. Natürlich wird der ÖSV eine sehr ausführliche Diskussion führen, wie hier weiter kontrolliert wird. Auch das ÖOC hat im Vorfeld alles unternommen. Es werden regelmäßig Schulungen durchgeführt. Es werden Aufklärungen durchgeführt. Es muss jeder einen Test machen und bestehen. Und nebenbei gibt es noch die Kontrollen. Und der Athlet unterschreibt ja auch und verpflichtet sich, keine verbotenen Mittel zu nehmen. Deshalb stößt uns diese Betrügerei so besonders übel auf."
Was unterschreibt der Athlet genau?
"Er verpflichtet sich mit einer Unterschrift, mit fairen Mitteln an den Start zu gehen. Und auch bei der Angelobung durch den Bundespräsidenten wurde dieser Eid abgenommen."
Wann hat man den Sportler informiert?
"Gleich als wir es nach Mitternacht erfahren haben. Dürr musste sofort sein Zimmer räumen und das Olympische Dorf verlassen. Wir haben ein Zimmer hier herunten (in Krasnaja Poljana, Anm.) zur Verfügung gestellt und die Abreise organisiert."
Ist es möglich, dass ein Dopingnetzwerk vorliegt?
"Er sagt, es ist niemand anderer einbezogen. Aber es wird in Zusammenarbeit mit der NADA sicher weitere Nachforschungen geben. Alles weitere wird der ÖSV unternehmen."
Das Hormon Erythropoietin (EPO) regt die Bildung roter Blutkörperchen an, die für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich sind. EPO wird vom menschlichen Körper gebildet, kann seit 1983 aber auch gentechnisch hergestellt und damit künstlich zugeführt werden. Das Hormon trägt im Ausdauersport zu einer erheblichen Leistungssteigerung bei und steht daher seit 1990 auf der Verbotsliste.
Entwickelt wurde EPO für Patienten mit schweren Nierenleiden, bei denen Blutarmut auftritt. Bis zum Jahr 2000 war der analytische Nachweis eines EPO-Missbrauchs im Sport sehr schwierig, weil das vom Organismus produzierte nicht vom synthetischen EPO zu unterscheiden war. Den Durchbruch beim Aufspüren von verbotenen EPO-Einnahmen schaffte der Franzose Francoise Lasne, der ein direktes Nachweisverfahren auf der Grundlage einer Urinanalyse entwickelte.
Die leistungssteigernde Wirkung von EPO hält wie bei der Methode der Transfusion mit Eigen- und Fremdblut (Blutdoping) zwei bis drei Wochen an, kann aber im Urin lediglich 48 Stunden lang zuverlässig nachgewiesen werden. Das österreichische Anti-Doping-Labor in Seibersdorf hat dafür eine Spezialkamera und eine Spezialsoftware entwickelt, die weltweit eingesetzt wird. Bis ins Jahr 2000 war künstliches EPO nur im Blut und höchst unzuverlässig nachzuweisen.
EPO-Doping ist in den vergangenen Jahren in Ausdauersportarten zu einem erheblichen Problem geworden. Der Fall des Skilangläufers Johannes Dürr ist der bisher letzte in einer langen Reihe auch weit prominenterer Sportler, denen die Verwendung nachgewiesen wurde. EPO wird im Sport in kleinen, schwer nachweisbaren Dosen und häufig auch in Verbindung mit anderen Substanzen missbraucht.
Mögliche Nebenwirkungen des Missbrauches des Medikamentes, das als flankierende Maßnahme bei Chemotherapien und in der Chirurgie bei Operationen mit erheblichem zu erwartenden Blutverlust angewendet wird, sind Blutverdickung und in weiterer Folge die Bildung von Blutgerinnseln. Als Maß für die Zähflüssigkeit des Blutes dient der Hämatokrit-Wert, der den Anteil von zellularen Bestandteilen im Verhältnis zum Gesamtvolumen angibt und mittels Zentrifuge ermittelt wird.
Beträgt der Wert mehr als 50 Prozent, werden etwa Radsportler aus Gesundheitsgründen mit einer zweiwöchigen "Schutzsperre" belegt, dürfen in dieser Zeit zwar nicht zu Wettkämpfen antreten, werden aber nicht als Dopingfälle betrachtet. Zahlreiche Sportler argumentieren ihre hohen Werte mit genetischen Voraussetzungen sowie Höhentraining. Bei längerem Aufenthalt in hoch gelegenen Regionen mit sauerstoffarmer Luft reagiert der Körper auf natürliche Weise mit der Bildung zusätzlicher roter Blutkörperchen.
28. Februar 2002: In einem während der
Olympischen Winterspiele in Salt Lake City vom ÖSV-Langlauf-Team genutzten Privathaus werden nach dessen Abreise Geräte zur Durchführung von Bluttransfusionen gefunden. Das IOC sperrt Walter Mayer, damals Rennsportdirektor für Langlauf und Biathlon, daraufhin bis 2010 für
Olympische Spiele. Marc Mayer und Achim Walcher werden aus den Resultatslisten gestrichen. Walter Mayer beteuert, man habe UV-Bestrahlung des Blutes durchgeführt. Nach einer Grundsatz-Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS) vom Juli 2013 war die UV-Bestrahlung von Blut vor dem 1. Jänner 2011 jedoch keine verbotene Methode.
12. Mai 2003: Der Ski-Weltverband FIS sperrt Mayer lebenslang. Nach einer Klage vor einem ordentlichen Gericht darf Mayer ab Februar 2004 wieder als Trainer arbeiten und erhält von der FIS Schadenersatz. Der ÖSV stellt ihn darauf wieder als Cheftrainer für Langlauf und Biathlon ein.
18. Februar 2006: Mayers Anwesenheit bei den Winterspielen in Turin trotz IOC-Sperre und der Fund eines angeblich für Blutdoping geeigneten Gerätes durch WADA-Kontrollore in seiner Pension Ende Jänner führen zu einer vom IOC mitinitiierten spätabendlichen Anti-Doping-Razzia im Privatquartier der Langläufer in Pragelato und der Biathleten in San Sicario. Beschlagnahmt werden Geräte und Substanzen, die zu Blutdoping geeignet sind. Auch der Name Stefan Matschiner taucht im Rahmen des Doping-Skandals auf. Der Ex-Leichtathlet und Sportmanager war laut eigener Aussage auf Einladung von Mayer als Privatperson in Turin.
19. Februar 2006: Walter Mayer wird von der Polizei in Paternion in Kärnten in seinem Auto schlafend aufgefunden. Er widersetzt sich stark alkoholisiert der Kontrolle, flüchtet und kracht in eine Straßensperre. Der 48-Jährige wird von der Polizei in Gewahrsam genommen. Das Verfahren wird Ende Jänner 2007 wegen Unzurechnungsfähigkeit Mayers zum Tatzeitpunkt eingestellt. Mayer wird vom ÖSV als Sportlicher Leiter fristlos entlassen.
22. Februar 2006: In einer von rund 200 internationalen Journalisten besuchten Pressekonferenz gesteht ÖSV-Präsident Schröcksnadel eine "Fehleinschätzung" im Fall Mayer ein, verwehrt sich aber gegen den pauschalen Dopingverdacht: "Austria is a too small country to make good doping."
31. März 2006: Walter Mayer klagt den IOC-Präsidenten Jacques Rogge ("Für mich ist Walter Mayer jener Mann, der Doping organisiert") und den WADA-Vorsitzenden Dick Pound wegen Rufschädigung. Die Klagen zieht Mayer am 8.2.2007 zurück. Auf Anraten seines Arbeitgebers, des Bundesheeres, wie er später erklärt. Der KURIER berichtet Ende August 2008, dass Olympia-Stratege Erwin Roth 290.000 Euro an Mayer bezahlt habe, um sich damit die Rechte für dessen Memoiren zu sichern. Nur drei Tage später hätte Mayer seine Klagen zurückgezogen, die der Olympia-Bewerbung Salzburgs im Weg gestanden seien.
24. Mai 2007: Das Exekutiv-Komitee des IOC gibt Sanktionen gegen das ÖOC bekannt: Unter anderem streicht das IOC Fördermittel in Höhe von einer Million US-Dollar (741.290 Euro). Das IOC fordert das ÖOC außerdem auf, bis spätestens 30. Juni 2008 Nachweise dafür zu erbringen, dass es innerhalb der Organisation Änderungen gegeben hat.
29. Mai 2007: ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel tritt als Vizepräsident des Österreichischen Olympischen Comitees (ÖOC)zurück. Der ÖOC-Vorstand beschließt, künftig 13 Betreuer des ÖSV nicht mehr für
Olympia zu akkreditieren. Dies wird später revidiert.
30. Mai 2007: Der die Dopingaffäre untersuchende ÖSV-Disziplinar-Ausschuss wirft den Ex-Trainern Mayer und Emil Hoch vor, Doping geduldet und aktiv unterstützt zu haben. Sie werden auf Lebenszeit aus dem ÖSV ausgeschlossen.
13.02.2008: Beim Bundeskriminalamt geht eine anonyme Anzeige ein, die Verdachtslagen gegen drei Mediziner darlegt, die u.a. in der Wiener Plasmaphersestation Humanplasma Blutdoping an 31 in- und ausländischen Spitzensportlern vorgenommen haben sollen. In der Anzeige wird von "Blutdoping samt Versicherungsbetrug", das "systematisch seit dem Jahr 2000 bis zum Sommer 2006 betrieben wurde", gesprochen. Zu den Kunden soll von 2003 bis 2005 auch der Skilanglauf-Olympiasieger von 2002, Christian Hoffmann, gezählt haben.
22. März 2009: Mayer wird in der Steiermark festgenommen. Er wird verdächtigt, EPO bezogen und weitergegeben zu haben. Drei Tage später wird die Untersuchungshaft verhängt, sie dauert bis 30. April. Mayer beteuert, er habe nie mit Dopingmitteln gedealt oder diese verabreicht.
2. Oktober 2009: In Susa/Italien beginnt der Prozess gegen zehn aktuelle bzw. ehemalige Funktionäre, Trainer und Athleten des ÖSV, unter ihnen Präsident Peter Schröcksnadel und Sportdirektor Markus Gandler wegen Verstößen gegen die Anti-Doping-Gesetze. Am 6. Juli 2012 werden ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, Sportdirektor Markus Gandler, Mayer, Sportmediziner Peter Baumgartl sowie die Langläufer Martin Tauber und Jürgen Pinter freigesprochen. Der frühere Langlauf-Trainer Emil Hoch sowie die Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann wurden in erster Instanz zu bedingten Haft- und unbedingten Geldstrafen verurteilt.
31.12.2009: Die Disziplinarkommission der Nationalen Anti-Doping- Agentur (NADA) suspendiert Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann mit sofortiger Wirkung, dieser beendetet daraufhin seine Karriere. Gegen Hoffmann lief seit Mitte Dezember ein Verfahren wegen Verwicklung in Dopingpraktiken im Zusammenwirken mit Matschiner.
24. Februar 2011: Die Staatsanwaltschaft Wien bringt gegen Walter Mayer und vier weitere Personen einen Strafantrag wegen zahlreicher Verstöße gegen das Anti-Doping-Gesetz und das Arzneimittelgesetz ein. Mayer wird vorgeworfen, von 2005 bis zum Februar 2009 Doping für Sportler organisiert zu haben. Mayers Strafe wurde am 11. April 2013 nach seiner Berufung vom Oberlandesgericht Wien mit 15 Monaten Haft auf Bewährung festgelegt.
9.5.2012: Der zweifache Olympia-Medaillengewinner Michail Botwinow wird im Landesgericht Leoben nicht rechtskräftig zu vier Monaten bedingter Freiheitsstrafe verurteilt. Der ehemalige Langlauf-Profi soll bei Doping-Ermittlungen gegen Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer betreffend einen Humanplasma-Besuch falsch ausgesagt haben.
18.7.2012: Die Doping-Sperre von Ex-Langläufer Christian Hoffmann wird von der unabhängigen Schiedskommission von sechs auf zwei Jahre reduziert. Der Oberösterreicher wird in vier der fünf Anklagepunkte freigesprochen, bestraft wird er wegen Anwendung einer verbotenen Methode (Blutdoping).
23.2.2014: Bei den Winterspielen in Sotschi wird am späten Abend des 22.2. bekannt, dass Skilangläufer Johannes Dürr bei einem Test in der Heimat vor der Abreise zum olympischen 50-km-Rennen eine positive Probe auf EPO abgegeben hat. Der 26-Jährige gab in Sotschi Doping zu, wurde aus dem ÖOC-Team entlassen und überdies aus dem ÖSV ausgeschlossen.
1968
Grenoble: 86 Kontrollen, 0 Dopingfälle
1972
Sapporo: 211/1
Dem deutschen Eishockeyspieler Alois Schloder wird die Einnahme von Ephedrin nachgewiesen.
1976
Innsbruck: 390/2
Der Langläuferin Galina Kulakowa (UdSSR) wird nach Ephedrin-Nachweis die Bronzemedaille über 5 Kilometer aberkannt. Eishockey-Spieler Frantisek Pospisil (CSSR) wurde positiv auf das Opiat Codein getestet.
1980
Lake Placid: 440/0
1984
Sarajevo: 424/1
Methadon wurde dem Langläufer Batsuch Purewjal (MGL) zum Verhängnis.
1988
Calgary: 492/1
Der polnische Eishockeyspieler Jaroslav Morawiecki (POL) stolperte über die Testosteron-Einnahme.
1992
Albertville: 522/0
1994
Lillehammer: 499/0
Dem Tiroler Bobfahrer Gerhard Rainer wurde im Vorfeld der Spiele die Verwendung des anabolen Steroids Methandienon nachgewiesen. Er gab sein Vergehen ohne langes Zögern zu und wurde kurz darauf nach Hause geschickt, noch ehe das olympische Feuer zu brennen begann.
1998
Nagano: 621/0
Haschisch konsumiert zu haben, hat er stets bestritten. Und doch wurde dem Snowboarder Ross Rebagliati der Konsum von Marihuana nachgewiesen. Der kanadische Riesentorlauf-Sieger behielt nach Beschluss des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) seine Goldmedaille. Es hatte Diskrepanzen zwischen dem IOC und der FIS gegeben. Von allen Sportverbänden verbot nur die FIS Marihuana, im offiziellen Doping-Leitfaden für Nagano war nur vor übermäßigem Marihuana-Genuss gewarnt worden. Bei einer Disqualifikation wäre der Kärntner Dieter Krassnig auf den dritten Rang vorgerückt.
2002
Salt Lake City: 700/7
Ein weitreichendes Nachspiel hatten die Spiele für Österreich. In einem von ÖSV-Langläufern genutzten Privathaus wurden leere Blutbeutel und Injektionsnadeln gefunden. Das IOC disqualifizierte die Athleten Marc Mayer und Achim Walcher, bei denen UV-Behandlungen des Blutes durchgeführt worden waren.
Das Langlauf-Trio Johann Mühlegg (ESP), Larissa Lasutina, Olga Danilowa (beide RUS) wurde positiv auf die Einnahme des Blutdoping-Mittels Darbepoetin alfa (NESP) getestet. Mühlegg wurden drei Goldmedaillen aberkannt, Danilowa verlor Gold und Silber, Lasutina eine Gold und zwei Silber-Medaillen. Der britische Skifahrer Alain Baxter wurde positiv auf die verbotene Substanz Methamphetamine getestet, ihm wurde Bronze aberkannt.
Dem Oberösterreicher Christian Hoffmann wurde nachträglich Gold über 30 km zugesprochen, Michail Botwinow Silber. Benjamin Raich erbte Slalom-Bronze.
Weiters wurde dem weißrussische Eishockeyspieler Wassili Pankow vom Mannschaftsarzt ein Mittel mit Nandrolon verschrieben, die Dopingprobe war positiv. Erhalten hatte dieses Medikament auch Short-Track-Läuferin Julia Pawlowitsch, sie wurde allerdings nur verwarnt, weil die Dopingproben nicht ordnungsgemäß versiegelt waren.
2006
Turin: 1.200/7
Bei den Spielen in Turin war nur die russische Biathletin Olga Pylewa positiv getestet worden (Stimulanzmittel Carphedon), ihr wurde die Silbermedaille über 15 km nachträglich aberkannt. Das Großereignis wurde aber von der Razzia in den Quartieren der österreichische Skilangläufer und Biathleten überschattet, beschlagnahmt wurden Geräte und Substanzen, die zu Blutdoping geeignet waren. Keiner der ÖSV-Athleten gab einen positiven Doping-Test ab, dennoch gelten Wolfgang Rottmann, Wolfgang Perner, Martin Tauber, Jürgen Pinter, Johannes Eder und Roland Diethart als Dopingfälle. Bis auf Diethart wurden alle lebenslang für
Olympia gesperrt. Ihre Ergebnisse von Turin wurden gestrichen.
2010
Vancouver: 2.149/1
Die polnische Langläuferin Kornelia Marek war der einzige Fall während der Spiele, sie war positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestet worden. 30 Athleten und Athletinnen waren nach positiven Proben schon im Vorfeld der Spiele von der Teilnahme ausgeschlossen worden.
2014
Sotschi: 2.631/bisher 5 bekannt
Der österreichische Langläufer Johannes Dürr wurde bei einer Trainingskontrolle am 16. Februar positiv auf EPO getestet. Bei der deutschen Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle ist das Stimulanzmittel Methylhexanamin festgestellt worden. Ebenso beim lettischen Eishockey-Spieler Vitalijs Pavlovs. Außerdem waren noch der italienische Bobfahrer William Frullani auf das Stimulanzmittel Dymethylpentylamin, eine Untergruppe des vielen Nahrungsergänzungsmitteln illegal zugesetzten Methylhexanamins, und die ukrainische Skilangläuferin Marina Lisogor auf die verbotene Substanz Trimetazidin positiv.
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