Olympische Sommerspiele Sotschi 2014

Eine Frau steht im Wasser und hält eine russische Flagge hoch.
In Sotschi finden derzeit die Winterspiele statt. Während die Athleten um Medaillen schwitzen, stürzen sich Russen wie Touristen bei 20 Grad in die Meeresfluten.

Ich besitze die dickste Daunenjacke der Welt. Dafür wurde gesorgt, als meine Nominierung für die Olympischen Winterspiele feststand. Russland stand immerhin auf dem Reiseplan. Das Land, in dem sich Schneeleopard und Eisbär gute Nacht sagen, wo Väterchen Frost regiert und wo jeder zur Geburt eine Pelzhaube geschenkt bekommt, weil ihm sonst die Ohren abfrieren. Da muss man schließlich vorbereitet sein.

Alles Blödsinn.

Am Donnerstag zeigte die Temperaturanzeige im Olympic Park von Sotschi 19 Grad. In Worten: Neunzehn! Nach zehn Schritten außerhalb des Shuttlebusses hatte sich das Thema Daunenjacke erledigt. Den restlichen Tag durfte ich das raumgreifende Kleidungsstück mit mir herumtragen.

Vorbei an den drei jungen Männern, die sich mit nackten Oberkörpern vor den Olympischen Ringen sonnten. Sie wurden prompt auch zum Fotomotiv.

Vorbei an den prächtigen Palmen vor dem Pressezentrum und dem Topf mit den traurigen Hängepelargonien – den Blumen war es wohl zu heiß, sie schmiegten sich leblos an ihren Plastik-Topf.

Und vorbei an den zwei Typen in den US-Trainingsjacken: Flip-Flops an den Füßen und ein Eis in der Hand.

Falscher Film?

Hatte da nicht jemand etwas von Winterspielen gesagt? In Sotschi an der Schwarzmeerküste ist es derzeit wärmer als bei so manchen Sommerspielen. Kein Wunder also, dass manch ein Olympia-Tourist seine Zeit am Meer verbringt. Besonders Hartgesottene sogar im Meer. Badehose statt Skianzug lautet die Devise in Sotschi. Am Strand von Adler herrscht reger Betrieb. Olympia ist diesmal ein Zwei-in-Eins-Angebot: Zum Winterurlaub bekommt man den Sommer gleich dazu, Sonnenbrand inklusive.

Frühlingsboten

In 40 Kilometer Entfernung versprechen zumindest die weißen Bergspitzen so etwas wie Winter. Wie hingemalt sehen sie vor dem blitzblauen Himmel aus. Fast kitschig. Der Frühling schickt aber auch hier seine Vorboten. Den Heuschnupfen zum Beispiel, der dieser Tage Dominik Landertinger, Österreichs Silbermedaillen-Gewinner im Biathlon-Sprint, zu schaffen macht. Er trägt es mit Fassung und reibt sich die Augen.

Das tat am Donnerstag auch der eine oder andere Zuschauer ob der Kleidungswahl manch eines Olympia-Athleten. Kurzärmlig statt dick eingepackt lautete die Devise beim Langlauf. "Ich habe es genossen, obwohl es eigentlich Sommersport war", scherzte die Österreicherin Veronika Mayerhofer beim Olympia-Debüt. Biathlet Christoph Sumann stimmte ein: "Für einen kalten Augustabend war es gar nicht so schlecht zu laufen."

Wem es doch zu heiß hergeht, der kann sich zumindest im Olympia-Park in eine der Eishallen flüchten. Da lässt sich die Winterkleidung problemlos ausführen.

Auch die Daunenjacke.

"Hitzebilder" aus Sotschi

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