Hayböck erneut Quali-Sieger
Mit einem Satz auf 131 m hat Michael Hayböck wie schon auf der Normalschanze auch auf dem großen Bakken in Krasnaja Poljana die Qualifikation für den olympischen Skisprung-Bewerb für sich entschieden. Der Oberösterreicher gewann vor dem Japaner Daiki Ito (130,5 m). Klar qualifiziert hat sich auch Thomas Morgenstern als Sechster (128,0) mit seinem bisher weitesten Sprung vom großen Bakken.
Mit von der Partie sind natürlich auch die vorqualifizierten ÖSV-Adler, Gregor Schlierenzauer, der nach einem Experiment nur bei 124,5 m landete, und Tourneesieger Thomas Diethart (131). Die zweite Olympia-Entscheidung der Skispringer geht am Samstag (18.30 Uhr MEZ) in Szene. Nicht am Quali-Start war nach einem 136-m-Probesprung der zu favorisierende Normalschanzen-Olympiasieger Kamil Stoch (POL).
Gewohntes Set-up
Hayböck, der als Qualifikationssieger vom kleinen Bakken im Wettbewerb Fünfter geworden war, war guter Dinge. "Ja, das war jetzt schon der beste Sprung auf dieser Schanze. Wir haben noch ein bisschen was herumgedoktert, geschaut, dass in der Hocke wieder alles passt", sagte der Oberösterreicher zur APA. Er will jetzt möglichst wenig am Set-up ändern.
"Eine Medaille ist drinnen, wenn alles zusammenpasst, das traue ich mich sagen." Dass er nun als größte ÖSV-Hoffnung gehandelt wird, will Hayböck gar nicht wirklich glauben, weil es seine anderen drei Teamkollegen genauso draufhaben.
Der beste ÖSV-Adler von der kleinen Schanze war Diethart als Vierter. "Es kribbelt auf alle Fälle. Der Sprung war auch sehr gut, ich freue mich auf morgen. Im Wettkampf funktioniert es einfach besser, da fühle ich mich wohler", betonte der Tourneesieger.
Schlierenzauer versucht alles
Der 52-fache Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer könnte in etwas mehr als 24 Stunden am Ziel seiner Träume sein, doch der Weg zum ersehnten ersten Einzel-Gold wird hart. "Stimmt, das war heute sicherlich ein Schritt zurück im Vergleich zu gestern. Ich habe vom Set-up her ein bisschen was probieren müssen, weil es mich gejuckt hat. Das ist aber ein bisserl in die falsche Richtung gegangen", gestand der 24-jährige Tiroler.
Seiner Meinung nach sind "zwei Leute in sensationeller Form, zwei, drei dann dahinter und dann ist ein bisserl eine Kluft drin. Skispringen ist sehr sensibel, da machen oft Kleinigkeiten viel aus". Ob er sich dennoch eine derartige Steigerung zutraut, dass er seinen Traum noch verwirklichen kann? "Ich muss mir alles zutrauen, sonst wäre ich fehl am Platz."
Morgi hat Michi auf der Rechnung
Für seinen langjährigen Teamkollegen Thomas Morgenstern gab es am Freitag den sechsten Rang, der den Kärntner freute. "Ich habe relativ gute Sachen gespürt beim letzten Sprung. Es sind noch Nuancen, das sind fünf Meter, die noch abgehen."
Das Wichtigste für ihn ist es aber wohl, dass die Unsicherheit vom ersten Training fast weggeblasen ist. "Das ist bei weitem nicht mehr vergleichbar mit dem Training von vor zwei Tagen. Im Großen und Ganzen ist es mehr oder weniger weg. Es baut sich immer mehr Sicherheit auf. Zu verlieren habe ich nichts."
Morgenstern legt sich auch auf einen Favoriten aus dem eigenen Team fest. "Für mich ist der Michi ein Favorit, dem ich es extrem gönnen würde, weil er ist jedes Training hier, ob kleine oder große (Schanze) immer vorne gewesen. Er macht eine geile Sache da", sagte Morgenstern anerkennend.
Anton Giger, der Entwicklungschef im Österreichischen Skiverband, ist auch bei den Olympischen Winterspielen eifrig mit seinem Fotoapparat unterwegs. Während des Normalschanzenbewerbs der Skispringer hielt er sich auf dem Schanzenturm auf - FIS-Kontrollor Sepp Gratzer wies ihn nach Hinweis des Schweizers Simon Ammann auf das geltende Verbot hin.
Die Schweizer witterten offenbar Spionage durch die Österreicher und Cheftrainer Martin Künzle machte den "Fall" auch bei der Mannschaftsführersitzung zum Thema. Denn der Aufwärmraum und der Bereich des Absprungs dürfen von Betreuern nicht betreten werden. Eine Ausnahme bildet der ÖSV-Physiotherapeut Herbert Leitner, der Thomas Morgenstern wegen dessen Fingerbruchs beim Schließen der Bindung unterstützen darf. Das genehmigten die Coaches nun auch für die Großschanzenbewerbe.
Giger rechtfertigte sich gegenüber der APA damit, dass er als Privatmann Fotos von zwei Athleten auf dem Balken geschossen habe. "Ich habe mich nirgends eingeschmuggelt. Da sind viele Leute gestanden und da haben mehrere Fotos gemacht. Dann hat Gratzer gesagt, dass ich weg muss und ich bin gegangen", erklärte Giger. Er habe sich auf die Stufen hinter die wartenden Vorspringer gesetzt und habe sicher niemanden behindert, beteuerte Giger.
Via seinem Blog meldete sich Gregor Schlierenzauer am Freitag zur Diskussion um seinen Heimtrainer doch noch zu Wort: Ihm sei zugetragen worden, dass es nach der Pressekonferenz vom Donnerstag offenbar hitzig in den österreichischen Medien zugehe.
"Ich für meinen Teil konsumiere während Wettkämpfen keine Medien, weder hier, noch sonst wo. Natürlich stehe ich bei offiziellen Terminen Rede und Antwort, das gehört zum Geschäft dazu. Wenn ich etwas gefragt werde, bleib ich bei der Wahrheit, was dann aus den Aussagen produziert und von außen hinein interpretiert wird, hat für mich keine Relevanz", stellte Schlierenzauer klar. Schon gar nicht kurz vor den nächsten Bewerben auf der Großschanze.
"Ich bin hier, um mich der olympischen Herausforderung zu stellen und auch wenn es mir nach wie vor nicht einfach von der Hand geht, lebe ich meinen Traum", schrieb Schlierenzauer, gab aber zu: "Klar hätte ich gerne meinen Trainer dabei gehabt, aber ich habe die Entscheidung der Teamführung, den Apparat schlank zu halten akzeptiert und nichts anderes zu Protokoll gegeben. Damit ist alles gesagt, jetzt, hier und heute geht es für mich einzig und alleine um den Sport, alles andere müssen und werden wir nach der Saison analysieren."
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