Österreich geht gegen Slowenien unter

Eishockeyspieler der österreichischen Nationalmannschaft verlassen das Eis.
Nach dem 0:4 gegen Slowenien war Österreichs Abendgestaltung ein Hauptthema.

Manny Viveiros seufzte tief, seine Stirn lag in Falten, während er den Blick durch den Pressekonferenz-Raum schweifen ließ. Ratlos sah er aus, vor allem aber enttäuscht. "Ich kann es mir nicht wirklich erklären, warum wir so gar nicht ins Spiel gekommen sind. Ich habe keine Antwort heute", sagte Österreichs Teamchef nach der bitteren 0:4-Niederlage gegen Slowenien, die das rot-weiß-rote Olympia-Abenteuer beendete. Aus war der Traum vom historischen Aufstieg ins Viertelfinale.

Antworten fehlten auch auf die Fragen nach ausschweifenden Feiern nach dem Sieg gegen Norwegen am Sonntag in Krasnaja Poljana. Einige Teamspieler sollen bis in die frühen Morgenstunden unterwegs gewesen sein – 30 Stunden vor dem wichtigen Spiel gegen Slowenien. "Darüber habe ich keine Informationen", sagte Viveiros. Teamkapitän Thomas Vanek sagte: "Wir waren oben nur etwas essen. Jeder hat sich gut fokussiert, trainiert und eingestellt. Wir waren einfach die schlechtere Mannschaft." Auch der NHL-Stürmer selbst hatte schon bessere Partien gespielt, beim 0:2, das Urbas in Unterzahl erzielte, war er direkt beteiligt. "Er war in Ordnung", sagte Teamchef Viveiros über seinen Kapitän, klang dabei aber nicht ganz überzeugend.

Müde Beine

Feierabend hin oder her, das rot-weiß-rote Team wirkte am Dienstag in der Bolschoi-Arena vergleichsweise müde. Die Slowenen waren von Beginn an einen Schritt schneller, mit Kristan hatten sie zudem einen sicheren Rückhalt, der Chancen wie die von Grabner (9.) oder Lebler (47.) vereitelte. Die Österreicher machten es sich mit individuellen Fehlern und unnötigen Scheibenverlusten selbst schwer. Kopitar sorgte für das 1:0, nachdem er den Puck zwischen den Schonern von Mathias Lange ins Tor geschoben hatte (6.). Kovacevic (24.), Urbas (12./UZ) und Mursak (58./ Empty Net) legten nach.

"Natürlich haben wir uns mehr erwartet, aber Slowenien war besser", sagte Michael Grabner, der gegen Finnland und Norwegen insgesamt fünf Tore erzielen konnte. Thomas Vanek fand deutlichere Worte: "Im Großen und Ganzen haben wir uns gut präsentiert. Aber natürlich bin ich enttäuscht", sagte der Stürmer der New York Islanders, der bereits während der Partie auf der Bank vor sich hin geflucht hatte.

Zu Recht.

Slowenien – Österreich 4:0 (2:0,1:0,1:0)

Bolschoi-Arena, 6821, SR Jackson/Sindler (USA/Tch)

Tore: Kopitar (6./PP), Urbas (12./SH), Kovacevic (24.), Mursak (58./EN)

Österreich: LangeA. Lakos, Trattnig; R. Lukas, Pöck; S. Ulmer, Unterluggauer; F. Iberer, Altmann – Vanek, M. Raffl, Grabner; Th. Raffl, Hundertpfund, Nödl; Latusa, Koch, Lebler; Welser, Oberkofler, M. Iberer
Strafminuten: 6; 10

Das österreichische Eishockey-Team hat den Sprung ins Viertelfinale der Olympischen Spiele verspielt, dennoch die beste Platzierung seit 26 Jahren erreicht. Die ÖEHV-Auswahl beendete das Turnier auf Rang zehn vor der Slowakei (11) und Norwegen (12).

Das ist die beste Platzierung seit Calgary 1988, als die Mannschaft von Teamchef Ludek Bukac unter zwölf Teilnehmern Rang neun belegte.

Die Schweiz, im Vorjahr bei der WM in Stockholm und Helsinki sensationell Vize-Weltmeister, musste sich mit Rang neun begnügen.

Manny Viveiros: "Wir haben nicht gut gespielt, ich weiß nicht warum. Momentan habe ich keine Antwort warum. Wir hatten kein Feuer. Es war die Chance auf ein Viertelfinale bei Olympia, ich weiß nicht warum wir nicht besser gespielt haben. Es gibt keine Ausreden. An diesem Tag waren wir nicht dabei beim Spiel. Trotzdem bin ich stolz auf diese Mannschaft. Wir waren bei Olympia dabei und haben auch gut gespielt. Wir haben gegen jede Mannschaft gut gekämpft und gegen Norwegen super gespielt. Wir waren nicht gut heute, aber das ändert nichts an meinem Gefühl für diese Mannschaft."

Zur Frage, ob er davon gehört hat, dass einige Spieler am Sonntag im Österreicher-Haus lange gefeiert haben: "Wir wissen, dass sie sich im Österreich-Haus getroffen haben, zu spät war das von meiner Information nicht. Wir hatten am nächsten Tag in der früh Training, da war das kein Thema. Ich glaube nicht, dass das heute eine Rolle gespielt hat. Für uns war das kein Thema."

Matjaz Kopitar: (Teamchef Slowenien): "Vor dem Turnier war das eine 'mission impossible' für beide Mannschaften, dass sie im Viertelfinale spielen. Für beide Länder war es ein großes Spiel, für beide historisch. Unser Torhüter hat heute alles abgewehrt. Ich hoffe, mit diesem Sieg bekommen wir fünf Eisrinks mehr. Das ist die Message für die Leute, die verantwortlich sind."

Thomas Vanek: "Es ist enttäuschend, wir sind zwei Mannschaften auf dem gleichen Level. Sie haben taktisch clever gespielt, haben die Führung bekommen, wir hatten auch Chancen. Wir haben das erste Tor nicht gemacht, dass wir mehr Druck auf sie machen können. Wir haben uns im Großen und Ganzen (bei Olympia) gut verkauft. Mit so einer Chance, ins Viertelfinale zu kommen, ist es jetzt enttäuschend. Persönlich bin ich nicht zufrieden, ich hätte mehr machen können. Es ist auch für mich enttäuschend."

Zu den Meldungen, dass einige Spieler am Sonntag im Österreicher-Haus lange gefeiert haben: "Wir waren oben essen, sind dann mit dem Bus runtergefahren. Ich will darüber nicht reden. Jeder war (heute) fokussiert. Wir haben gestern gut trainiert, wir waren taktisch eingestellt, heute waren wir einfach die schlechtere Mannschaft."

Michael Grabner: "Wir haben heute nicht unser Potenzial ausgespielt. Wenn du die Chancen nicht verwertest, kannst du kein Spiel gewinnen. Wir wussten, dass es ein hartes Spiel wird. Wir haben uns heute mehr erwartet. Sie haben defensiv gut gespielt. Es war schwer, Chancen herauszuspielen. Hoffentlich sind wir bei den nächsten Olympischen Spielen wieder dabei."

Thomas Koch: "Chancenlos waren wir nicht, der Verlauf des Spiels war blöd. Wir haben Chancen vorgefunden, aber Kristan (Anm: slowenischer Torhüter) ist heute am Kopf gestanden und hat jede Chance zunichtegemacht. Je länger das Spiel gedauert hat, desto mehr Selbstvertrauen haben sie bekommen, haben sich hinten hineingestellt und auf Konter gespielt. Die Slowenen sind eine gute Mannschaft. Wir haben mehr riskieren müssen, leider ist nichts reingegangen."

Mit viel Mühe haben die russischen Eishockey-Superstars die größte Blamage ihrer olympischen Geschichte abgewendet. Die "Sbornaja" gewann am Dienstag das Play-off gegen personell geschwächte Norweger glanzlos mit 4:0 und steht damit im Viertelfinale. Dort wartet am Mittwoch (13.30 Uhr MEZ) Finnland.

Die einzige Überraschung im Play-off lieferte Lettland. Die Balten warfen Vize-Weltmeister Schweiz mit 3:1 aus dem Turnier. Als Belohnung gibt es für Lettland am Mittwoch (18.00 Uhr MEZ) ein Duell mit Titelverteidiger Kanada. Tschechien gewann das Bruderduell mit der Slowakei nach 4:0-Führung knapp mit 5:3 und bekommt es im Kampf um den Halbfinaleinzug mit den USA zu tun (18.00 Uhr MEZ). Das Viertelfinale komplettieren Österreich-Bezwinger Slowenien und Schweden, die um 9.00 Uhr MEZ aufeinandertreffen.

Alexander Radulow war am Dienstag Matchwinner für das Team von Olympia-Gastgeber Russland. Bei zwei Einzelaktionen traf der Stürmer von ZSKA Moskau zum 1:0 (25.) und bereitete das zweite Tor von Ilja Kowaltschuk vor (38.), ehe er auch zum 3:0 ins leere Tor traf (59.). Alexej Tereschtschenko stellte in der Schlussminute den Endstand her. Damit vermieden die Russen das schwächste Olympia-Abschneiden, das weiterhin Rang sechs von Vancouver 2010 ist.

Die Russen treffen nun auf den Angstgegner Finnland. Das Suomi-Team hat zuletzt vier von sechs Olympia-Duellen gegen die Russen gewonnen. "Wir werden vorbereitet sein", kündigte Alexander Owetschkin aber an.

Frühe Entscheidung

Das Nachbarschaftsduell zwischen Tschechien und der Slowakei schien früh entschieden. Ales Hemsky im Powerplay (7.) und Roman Cervenka (8.) brachten den Olympiasieger von 1998 mit einem Doppelschlag innerhalb von 29 Sekunden mit 2:0 in Führung, David Krejci (18./PP) und noch einmal Cervenka (36.) erhöhten auf 4:0. Doch die Slowaken gaben sich nicht geschlagen und kämpften sich zurück. Marian Hossa mit zwei Treffern (39., 48.) und Tomas Surovy (49.) sorgten noch für ein spannendes Finish.

Schweizer Abschlussschwäche

Die mit 15 Vize-Weltmeistern angereiste Schweiz, zuletzt sowohl 2006 in Turin (6.) als auch 2010 in Vancouver (8.) im Olympia-Viertelfinale, stolperte über ihre schwache Torausbeute mit nur drei Treffern in vier Spielen. Lettland ging durch Tore von Oskars Bartulis (9.) und Lauris Darzins (12./PP) mit 2:0 in Führung. Martin Plüss gelang der Anschlusstreffer (36.), doch Darzins fixierte mit einem Schuss ins leere Tor den Endstand (60.). In der Gruppenphase hatte die Schweiz gegen Lettland noch 1:0 gewonnen.

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