Der Schneegleiter hält Osttimors Fahne hoch
Repúblika Demokrátika Timór-Leste. So lautet in der Landessprache das Land, das auf Deutsch als Osttimor bezeichnet wird. Die einzige Grenze trennt das Land auf der Insel Timor von Indonesien. 1975 wurde Timor-Leste von Portugal unabhängig, erst 2002 gab es die internationale Anerkennung.
Portugiesisch und Tetum sind die Landessprachen. Und in Tetum existiert das Wort Skifahren nicht. Trotzdem tritt der erste Teilnehmer aus Osttimor an Winterspielen am Samstag just im Herren-Slalom an. Yohan Goutt Concalves ist 19 Jahre und in Frankreich aufgewachsen. Timor-Leste ist die Heimat seiner Mutter. "Sie hat immer Kontakt mit ihrer Familie gehalten, ich war jedes Jahr zumindest für einen Monat dort", sagt Yohan Goutt. Das war auch der Grund, warum er aus Timor-Leste Unterstützung bekommt. "Der Präsident sagt mir, dass sie mich unterstützen, weil ich nicht vergessen habe, woher ich komme." Seit Juni hat er rund 75.000 Dollar in die Vorbereitung investiert. Einen Teil hat er selbst gezahlt, ein Teil kam von einem privaten Sponsor aus Osttimor.
Pionier aus Frankreich
Das Land ist in etwa so groß wie die Steiermark und hat etwas mehr als eine Million Einwohner. Ein Großteil derer ist stolz auf Yohan Goutt, der täglich aufmunternde Mitteilungen aus der Heimat seiner Mutter bekommt. Ob das Rennen übertragen wird, stand kurz vor dem Start noch nicht fest. Der Präsident selbst wollte sich für eine Übertragung des denkwürdigen Moments einsetzen.
Bisher waren Sportler aus Osttimor nur bei Sommerspielen dabei, und das auch nur, weil sie eine Wild Card vom IOC bekommen haben. Yohan Goutt hingegen hat die Qualifikation aus eigener Kraft geschafft, hat bei FIS-Rennen die notwendigen Punkte gesammelt. Nach den Spielen wird er wieder in Paris Betriebswirtschaft studieren. Und dann sollten sie in seiner Heimat wissen, was er macht. In Tetum hat man ein neues Wort kreiert, das so viel aussagt wie: Schneegleiter.
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