Ambivalente Halbzeitbilanz der Putin-Spiele

Wladimir Putin und Dmitri Medwedew bei einer Sportveranstaltung in Sotschi.
Olympias Macher schwärmen von der Organisation und ausgezeichneten Bedingungen.

Wladimir Putin kann von seinem teuren Spielzeug nicht genug bekommen: Nach einem Meeting mit dem deutschen Bundesaußenminister Steinmeier und diversen anderen Polit-Terminen in der Nähe von Moskau jettete er sofort zurück nach Sotschi. Stolz präsentiert der Kremlchef dem Rest der Welt seine Spiele an der Schwarzmeerküste. "Es ist eine große Ehre, die Olympischen Winterspiele auf dem höchstmöglichen Level zu veranstalten und das neue, moderne Russland vorzustellen", sagte Putin.

IOC-Präsident Thomas Bach und Sotschis Olympia-Macher schwärmen gerne von hochklassigen Wettkämpfen, Weltklasse-Sportstätten und Athleten-Begeisterung. "Die Spiele sind sehr gut organisiert, die Bedingungen für Athleten hervorragend", sagte Bach in einer Halbzeitbilanz. "Ich habe bisher noch keine einzige Klage von Athleten gehört."

Über die anderen Wahrheiten, die sich hinter den Glitzerfassaden der Neubauten im Olympia-Park verstecken, sprechen die Russen kaum. Umweltfrevel, Korruption, Diskriminierung, Ausbeutung der Wanderarbeiter und das Anti-Homosexuellen-Gesetz machen Sotschi 2014 für die BBC zur teuersten Sünde der olympischen Geschichte.

Olympia-Blase

"Diese Dinge sind real und existieren weiterhin. Wir sehen sie nur nicht, weil wir uns in einer Blase befinden. Sie wollen uns komplett von all dem abschirmen", sagte Snowboarder Michael Lambert aus Kanada.

"Es ist ein wenig surreal", wunderte sich Russlands Tennis-Ikone Maria Scharapowa im Staatsfernsehen. Als Kind hat sie vier Jahre in dem Kurort verbracht. Heute prägen neue Straßen, eine fast 50 Kilometer lange Bahnlinie in die Bergregion Krasnaja Poljana und futuristische Eispaläste das Bild der Schwarzmeerstadt. Dem globalen Fernsehpublikum garantieren die Prachthallen und Palmen pittoreske Panoramen.

Putin gibt sich gern großzügig in diesen Tagen. Beim Thema Nachhaltigkeit der Spiele ist es mit der Lockerheit aber vorbei: Nach der Milliarden-Investition für die Erneuerung Sotschis schloss er eine weitere finanzielle Unterstützung aus: "Bei aller Liebe zu Sotschi – jetzt muss sich die Stadt mit anderen Mitteln entwickeln."

Kommentare