0:6-Debakel gegen Kanada

Eishockeyspieler kämpfen vor dem Tor um den Puck.
Österreichs Eishockey-Team hat gegen den Olympiasieger nicht den Funken einer Chance.

Immerhin, das Rennen um den ersten Jubel geht an Österreich. „Immer wieder, immer wieder,...“, tönt es am Freitagabend durch die riesige Bolschoi-Arena. Der Mann mit dem rot-weiß-roten Riesen-Schlapphut hat sichtlich seine Freude am eigenen Gesang. Leider kann er diesen noch mit niemandem teilen, denn die riesige Eishalle ist menschenleer. Noch.

Eine Stunde später sieht das anders aus. Von den 12.000 Sitzplätzen sind nur wenige frei geblieben. Da wird gejubelt, getanzt und geklatscht – leider selten von österreichischen Fans. Denn das Team von Manny Viveiros verliert im zweiten Spiel gegen Titelverteidiger Kanada klar mit 0:6. „Wir haben hart gekämpft, aber es ist schwer so eine Offensive zu stoppen. Das ist wie wenn im Fußball Österreich gegen Spanien spielt“, sagte Michael Grabner nach der zweiten olympischen Prüfung. „Es hat nicht gereicht, gegen so eine Super-Truppe“, musste auch Kapitän Thomas Vanek zugeben.

Sturm und Drang

Die Sirene war noch nicht einmal verhallt, da war der kanadische Hochgeschwindigkeitszug schon voll in Fahrt. Die Herren in den schwarzen Dressen wirbelten übers Eis, ließen die Österreicher einfach stehen. Der Klassenunterschied war überdeutlich. Spielerisch gelangten Stars wie Sidney Crosby oder John Tavares vor das Tor von Bernhard Starkbaum.

Und der erste Treffer ließ nicht lange auf sich warten: In der sechsten Minute eröffnet Drew Doughty den Torreigen mit einem Schuss aus der Distanz. Ein Gewaltschuss von Weber (12.) führt zum 2:0-Stand nach dem ersten Drittel – das Ergebnis las sich noch relativ versöhnlich.

Die Herzen manch eines russischen Fans hat das rot-weiß-rote Team schnell erobert. Da werden Fahnen geschwenkt für Österreich. Oder besser gesagt gegen Kanada. Die Welle macht die Runde durch die mächtige Arena, während sich der Olympiasieger warm schießt. Drei Mal trifft Jeff Carter (23., 25., 35.). Ryan Getzlaf legt auch noch in Unterzahl nach (37.). Nach sechs Treffern stellte Viveiros um und bringt den Deutschland-Legionär Mathias Lange im Tor. Mit der Gesamtleistung war der Coach zufrieden: „Wir haben aggressiver als beim 4:8 gegen die Finnen gespielt – gegen das wahrscheinlich beste Team der Welt. Ich bin stolz.“

Der Vergleich

Trotz des 0:6 blieb Österreich besser als es die Statistik befürchten ließ. In den drei Olympia-Duellen zuvor gegen das Mutterland des Eishockey lag das Torverhältnis bei 1:43. Auch andere Zahlen untermauern den Größenunterschied: Kanada hat 625.152 registrierte Spieler, Österreich 11.372. Es gibt allein 5,4-mal so viele Herren-Schiedsrichter (31.804) als in Österreich männliche Spieler (5867). Diese können ihrem Sport in 2631 Hallen nachgehen. In Österreich gibt es lediglich 45.

Am Sonntag (9 Uhr) geht es gegen Norwegen weiter. „Auch das wird schwer. Die sind in der Defensive ein Bollwerk“, weiß Verteidiger Matthias Trattnig.

Übrigens: In Norwegen gibt es auch nur 44 Hallen.

Manny Viveiros: "Ich war heute zufrieden mit dem Spiel, ich glaube wir waren heute klar besser als gestern. Wir hatten einen guten Start, wir waren aggressiver gegen wahrscheinlich die beste Mannschaft der Welt. Wir haben ein paar Fehler gemacht, und wenn du Fehler gegen Team Kanada machst, ist es ein Tor. Ich bin stolz auf die Mannschaft."

Mike Babcock (Teamchef Kanada): "Österreich ist eine Mannschaft, die mit viel Energie spielt. Wenn so eine Mannschaft zwei Tage hintereinander spielt, ist es hart für so eine Mannschaft. Wir versuchen besser zu werden, je länger das Turnier dauert umso schwerer wird es."

Thomas Vanek: "Wir haben gekämpft bis zum Schluss, das ist ein gutes Zeichen von unserer Mannschaft. Sie (Kanada) sind Favoriten in diesem Turnier, wir haben unser bestes gegeben, haben nie aufgegeben, ein paar Chancen herausgearbeitet. Wir haben ganz okay gespielt, aber natürlich machen wir Fehler, das sind gute Spieler und die nützen das."

Gerhard Unterluggauer: "Wir haben zwar 0:6 verloren, aber zeitweise nicht so schlecht gespielt. Wir haben gegen die stärkste Mannschaft gespielt, gegen die du derzeit in der Welt spielen kannst. Es hat mich gefreut, dass ich heute spielen durfte. Dass wir da nicht auf Augenhöhe spielen ist logisch, das sind lauter Superstars. Wir haben uns heute gut verkauft. Das eine oder andere Tor hätten wir schießen können und defensiv vielleicht zu einfach Tore hergegeben."

Tabelle:
1. Finnland 2 2 0* 0** 0 14:5 6
2. Kanada 2 2 0* 0** 0 9:1 6
3. Norwegen 2 0 0* 0** 2 2:9 0
4. Österreich 2 0 0* 0** 2 4:14 0
* Sieg nach Verlängerung/Penaltyschießen
** Niederlage nach Verlängerung/Penaltyschießen
Spielplan:
13.2. Finnland Österreich 8:4
Kanada Norwegen 3:1
14.2. Kanada Österreich 6:0
Norwegen Finnland 1:6
16.2. Österreich Norwegen 9.00 Uhr
Finnland Kanada 18.00 Uhr

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