Christine Oster schenkt Zeit
Christine Oster schenkt ihren Kindern vor allem Zeit und ihre volle Aufmerksamkeit. Die Pädagogin im Kinderhaus Bambini in Wien-Liesing betreut dort die Jüngsten: die 1,5- bis 2-5-Jährigen.
Ausreichend Zeit bekommen die Kinder schon während der Eingewöhnung: „Mir ist wichtig, dass die Eltern möglichst stressfrei mit ihren Kindern den Einstieg bewältigen. Die Kleinen spüren nämlich, wenn ihre Mama oder ihr Papa unter Druck sind.“ Zwischen drei und acht Wochen dauert die Eingewöhnungsphase, das heißt bis die Kinder zu Christine Oster ein solches Vertrauensverhältnis haben, dass sie den ganzen Tag bei ihr im Kinderhaus verbringen und von ihr Trost annehmen, wenn ein paar Tränen fließen.
Vertrauen
Die Pädagogin sieht es als ihre Aufgabe, von Beginn an eine vertrauensvolle Beziehung zum Kind aufzubauen. „Nur wenn es Vertrauen in die Kindergärtnerin hat und es sich sicher fühlt kann es Neues und die Welt um sich herum entdecken“, meint Oster.
Und zu entdecken gibt es im Montessori-Kinderhaus genug.
Eine der Entwicklung angepasste „vorbereitete Umgebung“ für die Krippenkinder macht das möglich. Einladendes Freispielmaterial wie: Würfel, Kugeln, Spulen , Taschen, Dosen aus allen Materialien außer Glas findet sich dazu im Spielraum. Auch Bewegungselemente wie ein Dreiecksständer, ein Tunnel, Podeste oder Rampen motivieren zur Entdeckungsreise für die freie Bewegungsentwicklung.
Das Kind übt dabei, den Körper einzusetzen: Auf Schrägen gehen, sich hochziehen oder Hürden überwinden: „Das Kind hat so Freude am eigenen Tun. Es spürt sich und seine Grenzen, wenn es z.B. noch nicht schafft, die Schräge zu überwinden. Es probiert es aber trotzdem immer wieder aus.“
Entdeckung des Ich
Das Kind lernt sich, seine Bedürfnisse, seine Grenzen, seine Gefühle kennen. Es entdeckt das Ich – in diesem Alter ein entscheidender Entwicklungsschritt. Christine Oster begleitet das Kind mit ihrem Blick, indem sie es aufmerksam beobachtet. Sie bestätigt so das Tun der Kinder und vermittelt so: „Es ist in Ordnung, so wie du das machst“. So entsteht Selbstvertrauen. Und Oster beschreibt das Tun des Kindes mit Worten – denn der Erwerb der Sprache erfolgt jetzt intensiv.
Hektisch ist die Pädagogin nie: „Wenn ich eine Frage stelle, lasse ich dem Kind Zeit mit der Antwort. Sie sollen sich nicht gehetzt fühlen.“ Auch bei der Pflege des Kindes – beim Wickeln – lässt sich Oster Zeit: „Die Kinder spüren dann, dass ich ihnen in dem Moment meine volle Aufmerksamkeit widme. Auch das schafft Vertrauen.“ Oster lebt damit, was die Kinderärztin Emmi Pikler für die Kinder gefordert hat: „Gebt mir Raum und lasst mir Zeit.“ Oster ist darin ausgebildet.
Wenn sich die Elementarpädagogin etwas wünschen dürfte, dann wäre es, dass der Betreuungsschlüssel kleiner ist: „Damit es sich mit den Förderungen ausgeht, muss eine Pädagogin sechs Kinder betreuen. Optimal wäre ein Schlüssel 1:4.“
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