Weinstein-Prozess: "Erwarten Urteil am Montag"

Harvey Weinstein in einem dunklen Anzug und blau gemusterter Krawatte.
Rechtsexperten halten es für möglich, dass die Geschworenen bald ihre Entscheidung bekannt geben.

Die Geschworenen im Prozess um Harvey Weinstein gehen am heutigen Montag in die zweite Woche ihrer Beratungen. Rechtsexperten gehen davon aus, dass ein Urteil nun unmittelbar bevorsteht.

Am Freitag sandte die Jury eine Nachricht an den Richter des Obersten Gerichtshofs von Manhatten, um zu erfragen, ob sie in den zwei Hauptanklagepunkten zu verschiedenen Schlüssen kommen dürften. In untergeordneten Punkten sei man sich jedoch bereits einig geworden.

Bedeutsame Anfrage?

Für den ehemaligen Staatsanwalt Michael Bachner deutet diese Anfrage darauf hin, dass ein Urteil nun unmittelbar bevorstehen könnte. "Es klingt für mich danach, basierend auf der Nachricht und der Tatsache, dass sie in einigen Punkten ein Urteil gefällt haben. Ich denke, man sollte am Montag mit einem Urteil rechnen", sagte er gegenüber der New York Post. "Es wird entweder ein Teilurteil, bei dem die Jury in einzelnen Punkten nicht zu einem Ergebnis kommen konnte, oder es wird ein vollständiges Urteil geben."

Weinsteins Vertreter wies indes darauf hin, dass es von Juryseite üblich sei, per Notiz rechtliche Möglichkeiten zu erfragen. Dies müsse nicht auf ein baldiges Urteil hindeuten. "Sie haben eine hypothetische, akademische Frage gestellt, die nicht auf die eine oder andere Weise auf eine endgültige Entscheidung hinweist. Wir prüfen jede mögliche Option", so Krisen-PR-Manager Juda Engelmayer.

Am vergangenen Dienstag zogen sich die Geschworenen nach mehrwöchigen Zeugenbefragungen für ihre Beratungen zurück. In den vergangenen Wochen hatte die Staatsanwaltschaft in dem Verfahren versucht, mithilfe von insgesamt sechs Hauptzeuginnen in teils drastischer Detailtiefe ein Muster Weinsteins offenzulegen - das eines Mannes, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung, schwere sexuelle Nötigung und räuberischen sexuellen Übergriff. Weinstein droht bei Schuldspruch eine lebenslange Haftstrafe.

#MeToo

Die Anschuldigungen gegen Weinstein, im Herbst 2017 von der New York Times und dem Magazin New Yorker veröffentlicht und später mit dem Pulitzer-Preis gekrönt, traten die MeToo-Bewegung los. Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichten in denen der Weinstein-Opfer wieder und begannen, sie unter dem Schlagwort "Me too" zu sammeln. Aus dem Internet erwuchs daraus eine mächtige Bewegung gegen Machtmissbrauch, gegen Gewalt gegen Frauen und für Gleichberechtigung.

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