Sie galt und gilt als "Wild Child“, als ein bisschen gefährlich und unkontrollierbar. Und ihre wahre Liebe gehört nicht der Schauspielerei, sondern der Musik.
KURIER: Wenn heute die Sprache auf Brad Pitt kommt, reagieren Sie recht gelangweilt. Warum?
Juliette Lewis: Weil alle immer nur über die eine Person in meinem Leben reden wollen. Dabei habe ich ein Leben gelebt, war verheiratet, hatte andere Beziehungen. Mein Ex-Mann (Profi-Skateboarder Steve Berra – Anm.) und ich sind heute beste Freunde.
Wie würden Sie sich beschreiben?
Ich bin sensibel, was die Gefühle anderer angeht. Besonders in Gesellschaft. Ich mag es nicht, wenn sich die anderen nicht wohl fühlen. Ich erzähle gern mal eine Anekdote, aber ich stehe nicht gern im Mittelpunkt. Das klingt jetzt so, als könnte ich nicht für mich einstehen, aber das stimmt nicht, wenn es um berufliche Dinge geht. Wenn ich künstlerisch an etwas glaube, dann fährt die Eisenbahn drüber.
Was machen Sie als Ausgleich zur Arbeit?
Natur ist meine Connection zum Universum, zur Seele, zum Himmel. Wenn ich merke, dass ich zu viel arbeite, versuche ich immer auch regelmäßig wandern zu gehen. In Kalifornien gibt’s ja wunderbare Orte dafür.
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Wer hat Sie beruflich geprägt?
Scorsese. Er hat mich gelehrt, meinen Instinkten zu vertrauen, auch mal riskante Rollen anzunehmen und riskante Filme zu machen. Es geht nicht an mir vorüber, dass ich unglaubliches Glück hatte, und es ist mir eine Ehre und ein Privileg, dass ich mit so vielen ausgezeichneten – und damit meine ich auch mit Preisen ausgezeichneten – Filmemachern arbeiten konnte. Das ist etwas ganz Besonderes.
Welche Art von Rolle interessiert Sie?
Ich habe mich immer zu dunklen Rollen hingezogen gefühlt, zu kaputten Charakteren und habe das immer als besonders heilend empfunden. Man muss nicht immer happy sein. Für mich war es immer schwierig, verletzte Menschen zu verstehen, die dann Dinge tun, die unsere Gesellschaft nicht erlaubt. Also habe ich, um sie zu verstehen, beschlossen, mich in genau solche Leute hineinzuversetzen. Natürlich nicht im Leben, ich wollte ja nie selbstzerstörerisch sein, aber vor der Kamera. Ich finde, das ist einer der größten Vorteile meines Jobs: ich kann Dinge tun und Menschen darstellen, die mich und andere unrund machen.
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Was kam zuerst? Die Schauspielerei oder die Musik?
Die Musik war immer in meiner DNA. Dass ich Schauspielen als ersten Job hatte, war ein Zufall. Heute kann ich ohne Probleme die Schauspielerei mal ein paar Jahre sein lassen, aber die Musik geht mir ab, wenn ich einen Film drehe und nicht dazu komme Songs zu schreiben und aufzutreten. Da fehlt mir einfach was.
Und dabei hatten Sie Lampenfieber, live auf der Bühne zu stehen, oder?
Schreckliches Lampenfieber, ich hatte Angst vor dem Publikum. Panikattacken, die mich komplett eingeschränkt haben. Und was habe ich getan? Ich bin von der Bühne ins Publikum gesprungen, auf tausend Leute drauf, und das war die Rettung für meine Angst. Und das beschreibt mich wohl am besten: wenn ich vor etwas Angst habe, dann renne ich darauf zu. Nicht davon weg.
Wie würden Sie heute Ihr Lebensmotto beschreiben?
Ich habe da mal ein Zitat gelesen: "Wenn du im Leben praktisch und normal bist, kannst du in deiner Arbeit gefährlich und furchtlos sein."
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