KURIER: Bei "The Piano Lesson" schrieb Sohn Malcolm das Drehbuch und führte Regie, Sohn John David spielt eine der Hauptrollen, Mutter, Vater und die Töchter fungierten als Produzenten. Wie war es mit so vielen Familienmitgliedern zu arbeiten?
Denzel Washington: Der eigentliche Produzent ist heute nicht hier. Das ist ihre Mutter, Pauletta. Sie ist die wahre Produzentin. Sie sagte zu mir: "Malcolm hat ein paar Ideen. Du solltest mit ihm sprechen und ein paar Dinge zusammenstellen", und so hat es angefangen. Und dann diskutierten wir, wer Regie führen sollte und entschieden, dass wir einen jüngeren Regisseur wollen. Nicht mich. Der Regisseur dieses anderen kleinen Films, in dem ich gerade zu sehen bin…
"Gladiator 2"?!
Ja, Ridley Scott, er sagt immer, 80 % des Erfolges eines Films liegt in der Besetzung. Und das inkludiert den Regisseur.
Sie lieben es auch, mit guten Freunden zu arbeiten – Samuel L. Jackson ist Co-Produzent. Wie lange kennen Sie einander?
Wir gehen zurück ins Jahr 1980. Vielleicht sogar noch weiter. Er ist also nicht wie ein lange verlorener Bruder, sondern wie ein alter, alter Freund und Bruder, der bei unserem Film alles überwacht hat. Und weil er wusste, dass wir alle seinen Segen brauchten, hat er es uns leicht gemacht und gemeint, wir sollen einfach machen.
Sie haben in Ihrer Karriere auch Theater gespielt. Was ist schwieriger für Sie?
Gar nichts. Ich finde diesen Unterschied zwischen Bühnenschauspiel und Leinwandschauspiel, den einige Kollegen immer wieder ansprechen, lächerlich. Es gibt keine Unterschiede. Sei echt, spiele die Wahrheit. Das ist das ganze Geheimnis. Alles andere erledige ich als Regisseur dann beim Schnitt.
"Endstation Sehnsucht"?
Ach ja, das. Ich denke bei Endstation Sehnsucht nie daran, dass es mal ein Theaterstück war. Man denkt nur an den Film, oder? Und an Marlon Brando…
Sie halten nichts von Stars, die sich zu ernst nehmen, nicht wahr?
Die Leute in unserem Geschäft haben diese Attitüde, dass Filmemachen so schrecklich schwierig ist. Was für ein Unsinn. Deinen Sohn in den Krieg zu schicken ist schwierig. Filme sind ein Geschenk. Dieser Job ist ein Geschenk. Nehmt Euch bitte weniger wichtig.
Ist Schauspiel Kunst oder Handwerk?
Wer sagt, dass es Kunst ist?! Nur extrem prätentiöse Egomanen würden es als Kunst bezeichnen. Schauspielen ist Handwerk, und es wäre gut, wenn mehr Schauspieler ihr Handwerk auch lernen würden.
Wie wichtig ist Ihnen die Balance zwischen Karriere und Familie?
Meine Familie ist mein Leben. Mein Vater war ein Produkt seiner Generation, als Männer nie Gefühle zeigten. Mein Vater hat mich nie umarmt, nie geküsst. Nicht, weil er ein kaltherziger, gemeiner Mensch war, sondern weil Männer das einfach nicht machten. Diese Art von emotionaler Wärme wurde in seiner Generation unterdrückt. Ich habe zum Glück das Gegenteil gelernt.
Was wünschen Sie sich für Ihre Kinder?
Ich wollte nie, dass sie in dieses Business gehen, aber ich wünschte mir immer, dass sie ihre Träume wahr machen. Und der Traum meines ältesten Sohnes John David war es Regisseur zu sein. Meine Tochter Katia wollte Cutterin werden, jetzt ist sie Produzentin. Wer bin ich, ihnen das ausreden zu wollen? Alle meine Kinder haben ein größeres Filmwissen als ich. Mein jüngster Sohn Malcolm ist ein wandelndes Kinolexikon und meine jüngste Tochter Olivia hat schon in der Schule Theater gespielt. Zum Glück ist sie sehr gut!
Sie sind seit 41 Jahren verheiratet – was ist das Geheimnis?
Pauletta erträgt mich! Früher sagte sie immer, dass ich zwischen Filmen nicht länger als drei, vier Wochen auszuhalten bin, aber jetzt hat sie sich dran gewöhnt, dass ich mir vier, fünf Monate freinehme.
Man sagt Ihnen nach, dass Sie Method Acting praktizieren ...
Für mich ist Schauspielen eine Brücke zu unseren Vorfahren, das geht zurück bis nach Afrika. Es ist etwas Greifbares, Spirituelles, Reales, das ich fühlen kann, wenn ich spiele. Ich erinnere mich, wie ich meiner Mutter zu Beginn meiner Karriere, als ich anfing, es als Schauspieler zu schaffen, von diesem Gefühl in mir erzählt habe. Sie sagte: „Junge, all diese Vorfahren haben für dich gebetet. All die Seelen, die für dich geopfert wurden.“ Und dann fängst du an, darüber nachzudenken. All jene, die so aussehen wie wir, die es nie geschafft haben, die aufgehängt wurden, die erschossen wurden, die getötet wurden, ganze Generationen, die nur ums Überleben gekämpft haben. Und all das steckt in uns. Wir gehen da tief rein, und das ist auch beängstigend. Es ist in uns und kommt auf eine Weise heraus, die man nicht berechnen kann. Es ist kein "Method Acting", es ist spirituell.
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