TV-Dokureihe rollt Daniel Küblböcks Wandlung zu Lana Kaiser auf

Daniel Küblböck (später: Lana Kaiser")
Diese Worte bleiben hängen. "Ich fühle mich nicht männlich. Ich fühle mich nicht weiblich", sagte Daniel Kaiser-Küblböck (1985-2018) in einem alten Interview. Dann schiebt das Gesangstalent nach: "Ich fühle mich – gut." Küblböck war einer der wohl meist-polarisierenden Stars im deutschen Fernsehen Anfang der 2000er. Eine ARD-Dokureihe befasst sich nun mit Küblböcks Leben.
Der aus Niederbayern stammende Küblböck wurde als Teenager durch die damals extrem populäre RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) berühmt. Doch kurz vor dem Verschwinden von einem Kreuzfahrtschiff im Jahr 2018 machte Küblböck sich unter dem selbst gewählten Namen Lana Kaiser sichtbar, als trans Frau.
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.)Doku zeigt das Leben von Küblböck mit vielen Wegbegleitern
Das greift nun die Dokureihe "Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser" in drei Folgen auf. Sie ist ab Dienstag (26. August) in der ARD Mediathek zu sehen. Im TV läuft einen Tag später (27. August) der erste Teil der Doku: An diesem Tag wäre Küblböck 40 Jahre alt geworden.
Zahlreiche Wegbegleiter, Vater Günther Küblböck, Ex-Partner, Freundinnen und Freunde erzählen die Geschichte von Daniel beziehungsweise Lana aus verschiedenen Blickwinkeln. Hinzu kommen altes Videomaterial und Auszüge aus Küblböcks Autobiografie (2003), die Küblböck selbst eingesprochen hatte. Sehen Sie hier den Trailer:
Zwischen Liebe und Hass: Massiver Medienrummel
Es ist ein bewegender Ritt durch die Lebensgeschichte. Küblböck starb im Alter von 33 Jahren und wurde 2021 für tot erklärt. Thematisiert wird, wie Küblböck eine schwere Kindheit durchlebte, und 2003 bei "DSDS" (mit keiner sonderlich guten Stimme, aber viel Eigenwilligkeit) entdeckt wurde, auf dem dritten Platz landete und wie sich Medien und Fans massiv auf den neuen Star stürzten.
Wie Küblböck 2004 in die erste Staffel des RTL-Dschungelcamps einzog und im gleichen Jahr einen schweren Autounfall mit einem Gurkenlaster baute. Oder wie sich das Image wandelte und der TV-Star später bei einer Berliner Schauspielschule aufgenommen wurde.
"Narrative in Medien über queere Menschen waren schon schwierig"
Bei all dem wird vor allem klar: Die Öffentlichkeit begegnete homosexuellen Menschen Anfang der 2000er noch mit vielen Vorurteilen. Influencer Riccardo Simonetti, selbst schwul, beschreibt es in der Doku so: "Die Narrative, die in den Medien bedient wurden, waren schon schwierig. Wenn eine queere Person im Fernsehen zu sehen war, dann war das immer der 'schrille Paradiesvogel'."
Küblböck erfand sich ständig neu, viele sehen den Star im Rückblick als ein Vorbild für die LGBTQIA+-Bewegung, also etwa für lesbische, schwule, bisexuelle, queere, trans- und intergeschlechtliche Menschen. Als queer bezeichnen sich nicht heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.
Küblböck abgestempelt
Für die oft aufgedrehte, polarisierende Art wurde Küblböck während und nach "DSDS" einerseits heiß geliebt, andererseits aber auch mit viel Hass konfrontiert. Die Community sei leider nicht so da gewesen, sagt die Dragqueen und Wegbegleiterin Olivia Jones an einer Stelle in der Doku. Sie habe Küblböck eher etwas abgestempelt "als Klischee-Schwulen".
Als Küblböck später auf die Schauspielschule in Berlin ging, schildern viele Wegbegleiter eine Art Wesensveränderung. Dort lief es nicht nach Plan.
Wandel zu Lana in Berlin
Ex-Freund Manuel Pilz erzählt, Küblböck habe sich mit wenig Vorlauf "völlig gewandelt", sei immer mehr geschminkt hinausgegangen. Küblböck sei es sehr wichtig gewesen, nur noch mit dem Namen Lana angesprochen zu werden.
Dann habe Küblböck sich spontan zu einer Kreuzfahrtreise entschieden. Auf dem Meer vor Neufundland (Kanada) verschwand der Star 2018 und wurde als vermisst gemeldet, die Behörden gingen von Suizid aus. Das bleibt aber ein Randaspekt in der Doku.
Was bleibt stattdessen von dem Leben? Die Dokureihe beschreibt Küblböck als eine Identifikationsfigur, die sich schon früh nicht in Schubladen hat stecken lassen wollen. Influencer Simonetti sagt: "Für mich ist die Geschichte von Lana immer eine Empowerment-Geschichte".
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