Neue Biografie: Prinzessin Margaret lebte mit Fetaler Alkoholspektrum-Störung

Prinzessin Margaret, Queen Mum und Queen Elizabeth II. (2000)
Ihr Whisky-Konsum war legendär, ihr Jähzorn auch. Prinzessin Margaret wollte so gar nicht ins Schema passen, das das Protokoll am königlichen britischen Hofe vorgab. Schon als Schulkind soll sie grantig gewesen sein, als junge Frau neigte sie zur Revolte. Im Alter musste sie wohl ihrem Lebensstil Tribut zollen.
Prinzessin Margaret Rose wurde am 21. Aug. 1930 in Glamis in Schottland als zweite Tochter des späteren Königs Georg VI. von England geboren. Mit nur 71 Jahren starb sie 2002 nach ihrem vierten Schlaganfall. Ihre damals 101 Jahre alte, schwer kranke Mutter, die "Queen Mum", begleitete ihren Sarg zum Grab.
Margarets Gesundheit war schon lange stark angeschlagen, was auf ihren enormen Zigaretten- und Alkoholkonsum zurückgeführt wurde. Bereits 1985 wurde ihr wegen Krebsverdachts ein Lungenflügel entfernt, doch wenig später rauchte sie schon wieder 30 Zigaretten am Tag. 1998 folgte der erste Schlaganfall. Ein Jahr später verbrühte sich die Prinzessin in der Badewanne beide Füße. Die Verletzungen und ihre nur langsame Genesung sollen ihr seelisch und körperlich sehr zugesetzt haben. In ihren letzten Monaten war sie blind und depressiv.
"Die Ärzte irrten sich"
Ihr ausschweifendes Leben soll in der kommenden, nicht autorisierten Biografie "Princess Margaret and the Curse: An Inquiry into a Royal Life" beleuchtet werden. Die Autorin Meryle Secrest vertrete die "These, dass niemand die Wahrheit über die sagenumwobene, dem Untergang geweihte Prinzessin kennt", heißt es in der Beschreibung des Werks.
Demnach verstehe sie das Buch weniger als Biografie und mehr als Untersuchung. Darin sollen mögliche Auswirkungen des Alkoholkonsums ihrer Mutter Queen Mum - bürgerlich Elizabeth Bowes-Lyon - während der Schwangerschaft beleuchten werden. "(...) Als sie Königinmutter wurde, begann Elizabeth bereits um elf Uhr morgens zu trinken. Sie beklagte schon den Verlust ihrer 'Trinkfestigkeit', als sie während ihrer ersten Schwangerschaft mit der künftigen Queen Elizabeth im Jahr 1926 wegen schwerer Schwangerschaftsübelkeit nicht trinken konnte. Vier Jahre später, als sie 1930 mit Prinzessin Margaret schwanger war, war sie nicht mehr so gehandicapt. Die Ärzte waren damals der Meinung, dass es für eine werdende Mutter völlig ungefährlich sei, zu trinken, also trank sie. Doch die Ärzte irrten sich", heißt es.
Heute weiß man: Schwangere Frauen sollten auf keinen Fall Alkohol trinken, da sie sonst ihrem Kind unumkehrbaren Schaden zufügen können. Darauf wies etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Tag des alkoholgeschädigten Kindes im vergangenen Jahr hin. Alkohol sei ein Zellgift, das in jeder Phase der Schwangerschaft schade. Dabei reiche es schon aus, einmal zu viel Alkohol zu trinken. Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 10.000 Kinder mit Schädigungen durch Alkohol geboren, wie die Bundeszentrale mitteilte. Kinder mit der sogenannten Fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD) weisen Verhaltensauffälligkeiten wie Ruhelosigkeit, Reizbarkeit, Lern- und Sprachprobleme auf. Etwa 3.000 dieser Kinder haben die schwere Form, das Fetale Alkoholsyndrom (FAS). Dabei können Fehlbildungen des Skeletts, der Extremitäten und des Gesichts sowie Nierenschäden oder Herzfehler hinzukommen. Die Schädigungen sind nicht heilbar und beeinträchtigten die Betroffenen ihr ganzes Leben lang.
Die Zeitung Telegraph berichtet unter Berufung auf das am 9. September erscheinende Werk, dass Margaret an "Stimmungsschwankungen, Wachstumsstörungen, Schwierigkeiten beim Schreibenlernen und schmerzhaften Migräneanfälle" gelitten habe. Margaret mag oftmals unangepasst, ausschweifend oder provokant gewirkt haben. Ob sie wirklich mit einer Form des Fetalen Alkoholsyndroms lebte, wie Telegraph titelt, bleibt unklar.
Prinzessin Margaret galt lange als schillerndstes Mitglied der Königsfamilie. Die Tragödie ihres Lebens war, dass es ihr 1953 verweigert wurde, ihre große Liebe, den Fliegeroffizier Peter Townsend, zu heiraten. Da dieser geschieden war, drohten ihr ihre Mutter und Schwester Queen Elizabeth II. mit dem Entzug aller königlichen Privilegien.
Daraufhin stürzte sich Margaret ins Jet-Set-Leben. Aus der 1960 geschlossenen Ehe mit dem Fotografen Anthony Armstrong-Jones (später Lord Snowdon) gingen zwei Kinder, David und Sarah, hervor. Doch schon acht Jahre später kriselte es, und im Mai 1978 wurde die Verbindung geschieden. Es war die erste Scheidung im englischen Königshaus seit 450 Jahren.
Charles: Margaret "hat das Leben in vollen Zügen genossen"
Schon Anfang der 50er-Jahre, kaum dem Teenager-Alter entwachsen, sorgte sie mit einer Liebschaft mit dem bürgerlichen, deutlich älteren und noch dazu bereits geschiedenen Peter Townsend für Aufsehen - für damalige höfische Verhältnisse eine Ungeheuerlichkeit. Kritiker meinten, sie wolle mit dem Tabubruch lediglich Aufmerksamkeit erzeugen, um aus dem Schatten ihrer großen Schwester zu treten.
"Wir werden sie sehr vermissen. Sie hat das Leben in vollen Zügen genossen", hatte der heutige König Charles nach ihrem Tod über seine Tante gesagt.
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