Wie Riccardo Simonetti mit Hass umgeht und was er zu Thomas Brezina sagt

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Bei der legendären Magnum-Party in Cannes glänzte die deutsche TV-Persönlichkeit mit Stil und Substanz.

Der Entertainer, Autor, Moderator und LGBTQIA+-Aktivist ist eine schillernde Figur der deutschen TV-Landschaft und gern gesehener Red-Carpet-Gast – so auch in Cannes, wo ihn der KURIER im Zuge der legendären Magnum-Party zum Interview getroffen hat. 

Magnum Cannes

„Ich liebe Cannes, vor allem während der Filmfestspiele. Ich habe das Gefühl, man trifft hier mehr Hollywoodstars als in Hollywood. Für mich ist es jedes Jahr ein Riesenprivileg, hier zu sein“, so Riccardo Simonetti (32).

Einzig mit dem heuer strengeren Dresscode, „aus Anstandsgründen“ sind nämlich Nacktheit auf dem Roten Teppich sowie auf dem gesamten Festival nicht erlaubt, auch „voluminöse Kleidungsstücke, insbesondere solche mit großer Schleppe“ sind nicht mehr gestattet, hat er so seine Probleme.

„Das finde ich schon ein bisschen schwierig. Ich finde, dass man eine gewisse Art von Etikette einhalten soll, aber gerade in Cannes, wo jede zweite Frau oben ohne am Strand liegt, sollte man auf dem Roten Teppich Individualität zelebrieren, denn natürlich profitiert das Filmfestival extrem davon, dass schöne Outfits getragen werden. Und dass man dann auf einmal keine langen Schleppen mehr tragen soll und nicht mehr transparent, das finde ich irgendwie einen Schritt in die falsche Richtung.“ 

Überhaupt würde sich derzeit vieles wieder rückschrittlich entwickeln. „Ich glaube, dass wir gerade wieder einer massiven Welle von Homophobie ausgesetzt sind. Vor zehn Jahren sah die Situation bestimmt anders aus. Vielleicht war es rechtlich noch nicht so, wie es jetzt ist, aber trotzdem hab ich das Gefühl, in der Gesellschaft gab es weniger Hass.“

Diesem Hass war kürzlich auch der österreichische Star-Autor Thomas Brezina ausgesetzt. Er postete ein Video mit seinem Ehemann Ivo, mit dem er jungen Menschen eigentlich nur Mut machen wollte, geduldig zu sein, wenn es um die Liebe geht.

Das Video verursachte einen wahren Shitstorm. „Ich kann nicht fassen, dass 2025 so etwas noch passiert. Hass, Beleidigungen, Homophobie wie aus einer vergangenen Zeit“, so Brezina entsetzt dazu. Auch Simonetti ist immer wieder diesem Online-Hass ausgesetzt.

So löste sein Gastauftritt in der Kindersendung „Sesamstraße“ eine Reihe schwulenfeindlicher Kommentare aus. 

Auch ein Instagram-Video von seiner Hochzeit mit seinem Lebensmenschen Steven erntete zahlreiche Beschimpfungen, wie er erzählt. „Das war einer der schönsten Tage meines Lebens und ich kann die Kommentare gar nicht mehr durchlesen, weil es so viele negative Kommentare sind, und das ist einfach auch ein Zeichen, über solche Themen auch zu sprechen und Sichtbarkeit zu verbreiten“, so der Influencer.

Lisa Trompisch mit Riccardo Simonetti

Lisa Trompisch mit Riccardo Simonetti in Cannes

„Man denkt dann so: Thomas Brezina und ich haben bestimmt ein schönes Leben und wir leben in einer privilegierten Bubble, wo man so sein kann, wie man ist, aber man sieht ja trotzdem, wie die Reaktionen der Menschen darauf sind. Ich glaube, viele Menschen sind unzufrieden mit vielen Situationen, die ich auch oft nachvollziehen kann. Und dann sucht man natürlich Sündenböcke und Schuldige, denen man die Verantwortung dafür geben kann, dass in ihrem Leben was schiefläuft.“ 

Auch die Politik sei da mitschuldig. „Ich finde, die PolitikerInnen machen es ja vor. Trump pickt sich Transmenschen heraus, als wären sie der Staatsfeind Nummer 1. Das gibt der Gesellschaft auch einen Freifahrtsschein, Hass weiter zu verbreiten, und das finde ich schon sehr bedenklich.“ 

Er hofft aber, dass das, was er mit seinen Büchern, Charity-Projekten und seinem selbstbestimmten Auftreten vorlebt „irgendwo ankommt und die richtigen Gedanken auslöst.“

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