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KURIER: Sie haben durch die "Fast & Furious"-Filme den Ruf der Actionheldin. Bekommen Sie auch genauso viel bezahlt wie Ihre männlichen Kollegen?
Michelle Rodriguez: Nein, und vielleicht ist das, weil ich mich dafür nie so eingesetzt habe wie für Respekt, Ethos und Arbeitsmoral. Ich habe viele Schlachten geführt in Meetings, über die Drehbücher, und dass meine Rolle so geschrieben wird, dass ich dazu stehen kann. Und das ist mir wichtiger als Geld, denn ich verstehe Medienpower. Ich weiß, was es heißt, eine symbolhafte Figur da oben auf der Kinoleinwand zu sehen oder eine, die runtergemacht wird. Und deshalb ist es mir wichtiger, dass man eine starke Latina sieht, die den Männern gleichgestellt ist. Und dafür kämpfe ich schon meine ganze Karriere. Wir werden ohnehin immer in eine Schublade gegeben; das sexy Girlie im engen, knallroten Kleidchen, billig, immer zu viel Make-up. Dieses Image war das letzte, das ich auch noch unterstützen wollte. Das ging so weit, dass ich mich weigerte, ein Abendkleid zu einer Premiere anzuziehen.
Waren Sie als Kind schon eher burschikos?
Ja, und ich bin es bis heute. Erst langsam erkenne ich den Wert von Frauenfreundschaften und finde das sehr interessant. Denn ich bin immer nur mit den Burschen rumgehangen. Das hat mit meiner Kindheit zu tun. Wenn du nicht tough warst, wurdest du überrollt. Die Energie um mich war sehr wetteifernd. Und ich mochte Autos, Waffen, Rennen, also hatte ich mit den Burschen immer etwas gemeinsam, und habe auch die Eifersucht unter Mädchen nie ausgehalten.
Was schreckt Sie?
Die falschen Wege, die ich im Leben einschlagen hätte können. Das wurde mir klar, als ich „Widows – Tödliche Witwen“ angeboten bekam. Die Rolle machte mir Angst. Eine Frau, die viel zu früh Kinder hatte, einen Loser heiratete und für immer in Armut leben wird. Ich kenne solche Frauen, und ich stufte sie immer als schwach ein. Die Rolle war eine Challenge für mich, denn ich habe so lange meine maskuline Seite ausgelebt in meinen Filmen. Ich habe meinen Platz im Leben erkämpft und verdient, indem ich mir nie etwas vorschreiben ließ und mein eigenes Schicksal kreiert habe. Aber hier musste ich die andere Seite in mir zeigen und mir wurde klar, warum ich meine Mutter respektiere und all die Frauen, die unterdrückt werden, und dennoch die Last tragen, wenn kein Mann da ist. Ich habe die Weichheit schätzen gelernt. Wir waren arm, und meine männliche Seite war wie eine Rüstung, die mich beschützte. Mit dem Alter werde ich nun weicher, weiblicher. Denn ich habe erkannt, dass auch darin Power liegt.
Was bringt Ihre Feminität heraus?
Ungerechtigkeit, Leid, Politik. Wenn ich Schmerz sehe, tritt meine softe Seite zutage. Und wenn ich Schönheit sehe. Natur, Kunst, Tiere.
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