Tom Selleck: Wissen Sie, dieses Filmbusiness kann einen verrückt machen. Auf der Farm jäte ich Unkraut, pflanze Bäume und grabe Löcher. Das ist alles sehr real und holt mich von allem anderen runter auf die Erde. Es ist eine sehr gute Balance für mich, auch wenn ich nicht wusste, was ich mir da antun würde. Nach „Magnum“ dachte ich, eine Farm wäre eine gute Idee. Und das war es auch, meine Tochter ist hier aufgewachsen, weit weg vom Rummel anderer Showbusiness-Kinder. Sie ist mit Pferden und Hühnern großgeworden und mit kleinen Arbeiten und Verantwortungen, die das alles mit sich bringt. Meine Frau managt alles, was mit der Farm zu tun hat.
Stimmt es, dass Sie Avocados gar nicht mögen?
Ja! Ich verkaufe sie lieber!
Woher kommt die Landliebe? Sind Sie aufgewachsen?
Gar nicht. Wir sind aus Detroit nach L.A. umgezogen und haben in einem 110m2 Reihenhaus im San Fernando Valley gelebt. Ich bin eigentlich ein Stadtkind. Ich glaube es waren die Westerns der 1970er Jahre, in denen ich mitspielte, durch die ich das Land lieben lernte. Ich machte einen Film namens „The Sacketts“ mit Glenn Ford und Sam Elliott, und später „Monte Walsh“ und konnte vorher nicht mal reiten. Als ich den Wrangler Award von der Cowboy Hall of Fame bekam, war ich überglücklich, akzeptiert zu werden. Ist bis heute mein Lieblingspreis.
Ihre Tochter zieht Pferde Hollywood vor…
Ja, meine Tochter begann mit vier Jahren zu reiten. Sie hat ihr Bein gebrochen, ihr Schlüsselbein und ihr Handgelenk und ist trotzdem immer gleich wieder aufs Pferd gestiegen. Schauspielerin wollte sie nie werden. Sie wurde stattdessen Dressurreiterin und gewann unzählige Wettbewerbe. Ich bin sehr stolz auf sie, sie qualifizierte sich sogar für die Olympischen Spiele. Aber Reiten ist ein teurer Sport, ein Dressurpferd, das gut genug ist für Grand Prixs kostet eine siebenstellige Summe.
Wollten Sie immer Schauspieler werden?
Es war eine logische Sache für mich, weil ich in L.A. aufgewachsen bin. Als ich begann, gab es noch diese Fixverträge von den Studios. 20th Century Fox nahm mich unter Vertrag, für 35 Dollar die Woche. Nach eineinhalb Jahren feuerten sie mich, weil ich nur einen Filmjob bekommen hatte. Aber der war immerhin in „Myra Breckenridge“ mit Cary Grant und Mae West. Mae West hat mich unter ihre Fittiche genommen. Ich hatte nur eine Szene, ich spielte den ‚Jungen Draufgänger Nummer 3‘. Ich musste vorsprechen für die Rolle, in ihrer Garderobe. Das zweite Vorsprechen war bei ihr zuhause. Sie hatte Bedenken, mir die Rolle zu geben, weil ich ihr zu groß war. Sie sagte, „kannst du die Beine spreizen und so dastehen, damit du kleiner wirkst?“ Sie hat mich voll ausgecheckt, und ich war total verschreckt. Aber ich habe sie vergöttert, sie war die witzigste Person, die ich je kannte.
Sie wurden mit „Magnum“ berühmt, und seit die Serie endete, gibt es immer wieder Gerüchte, dass es einen Film geben wird. Aber Sie waren immer dagegen, nicht wahr?
Ich kann es mir leisten das abzulehnen. Ich möchte Magnums Vermächtnis so lassen, wie es ist. Ich wollte und werde nie einen Film machen, wo die einen 17-jährigen prä-pubertierenden Burschen als jungen Magnum besetzen, und ich mache dann als geriatrischer Altsack einen blöden Gastauftritt, nur um dem Publikum gegenüber zu rechtfertigen, dass es okay ist, wenn das Filmstudio eine alte Hitserie ausbeutet.
Sie haben schon einige Male Väter gespielt. Was haben Sie mit diesen Charakteren gemeinsam?
Nicht alle Väter im Film und TV sind gute Beispiele. Ich meine, Homer Simpson ist ein Idiot. Es gibt viele idiotische Väter. So was wollte ich nie spielen. In „Blue Bloods“ ist Frank Reagan ein Patriarch mit Fehlern, dem aber das Wohl seiner Familie am wichtigsten ist. Ich habe Glück, ich könnte 20 Jahre in Therapie gehen und trotzdem nichts finden, was ich meinen Eltern vorwerfen könnte. Ich imitiere in dieser Rolle nicht meinen Vater, aber ich musste an ihn denken, weil er immer so bodenständig war, weil er seinem Wort treu blieb, und das hat er mit der Figur gemeinsam.
Wie sehr hat sich das Fernsehen seit „Magnum“ verändert?
Es gibt mehr Reality Shows. Ich kann da nur mit den Augen rollen. Weil die haben mit Realität nichts zu tun. Die engagieren schlechte Schauspieler für wenig Geld. Und Ruhm ist bei denen das Ziel, nicht ein Beiprodukt der Arbeit. Das ist einfach lächerlich.
Hat man Ihnen nicht "Indiana Jones" vor Harrison Ford angeboten?
Ja, und ich hatte gerade den Piloten für „Magnum“ gemacht. Die Produzenten konnten sich nicht mit CBS einigen, weil die mich nicht freigeben wollten. Dann ging die Rolle an Harrison Ford. Und er war so perfekt dafür.
Sie wurden als Sexiest Man gefeiert, bevor es diese Bezeichnung gab. Hat Ihnen Ihr Aussehen in Ihrer Karriere geholfen oder geschadet?
Beides. Ich bin den Besetzungsregisseuren aufgefallen, aber niemand konnte sich mich für die schwer dramatischen Rollen vorstellen. Sie müssen bedenken, dass ich dieselbe Generation bin wie Al Pacino und Dustin Hoffman. Die hat keiner je für ihr Aussehen engagiert, nur für ihr Talent.
Warum machten Sie nie mehr Komödien nach „Drei Männer und ein Baby“, „In und Out“ und die Gastrolle in „Friends“?
Das steht noch immer auf meiner Liste. Gute Komödien sind nur leider schwer zu finden.
Sonst noch einen Zukunftswunsch?
Ja, ich wäre gern in einer Serie wie „Yellowstone“.
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