Krönung: Charles' "nicht verhandelbare" Seelengefährtin

Queen Camilla
Camilla wird am 6. Mai an der Seite von Charles III zur Königin gekrönt.

Wenn Camilla am Samstag an der Seite von Charles III zur Königin gekrönt wird, ist dies nicht nur ein weiterer wichtiger Tag in der Geschichte des britischen Königshauses, sondern auch ein persönlicher Sieg für den Monarchen. Schließlich war er schon lange fest entschlossen, sie zu seiner Königin zu machen - und erfuhr dabei viel Gegenwind.

Noch vor wenigen Jahrzehnten, in den für das britische Königshaus turbulenten 90er-Jahren, wurde Camilla einfach nur als "die andere Frau" in Charles' damaliger Ehe mit Prinzessin Diana abgetan und teilweise verteufelt. Jahrelang waren Camilla und Diana Rivalinnen - und lange schienen die Briten die Abneigung der Prinzessin für die von ihr als "Rottweiler" verhöhnte Nebenbuhlerin zu teilen.

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Nur langsam konnten sie sich nach Dianas Scheidung und ihrem tragischen Unfalltod im August 1997 für die "Neue" an der Seite des Thronfolgers erwärmen. Lange galt Camilla den Briten un Britinnen nur als Ehebrecherin und Zerstörerin des angeblichen "Traumpaars" Charles und Diana.

Camilla und Charles lernten sich bereits Anfang der 70er-Jahre bei einem Polospiel kennen und verliebten sich. Doch die selbstbewusste Tochter des britischen Offiziers und Weinhändlers Bruce Middleton Hope Shand und Enkelin des dritten Barons Ashcombe galt als nicht ausreichend standesgemäß für einen künftigen britischen König.

Zweite Ehe für beide

1973 heiratete Camilla schließlich statt des Prinzen dessen Freund Andrew Parker Bowles, einen Offizier der britischen Armee. Das Paar hat zwei Kinder: den heutigen Food-Kritiker Tom Parker Bowles, dessen Patenonkel Charles ist, und die Kuratorin Laura Lopes.

1981 folgte die "Traumhochzeit" von Prinz Charles und Prinzessin Diana. Die Gefühle des Thronfolgers für seine Jugendliebe aber blieben - und wenige Jahre nach der Hochzeit nahmen Charles und Camilla ihre Affäre wieder auf. 1993 beendete dann ein von den Medien veröffentlichter Mitschnitt eines intimen Telefonats auf äußerst peinliche Weise endgültig alle Zweifel an der Art ihrer Beziehung. Über vier große Krönungs-Pannen lesen Sie in der folgenden Galerie zum Durchklicken:

Krönung: Charles' "nicht verhandelbare" Seelengefährtin

Die Krönung, die nie stattfindet

Der Onkel von Queen Elizabeth II, Edward VIII, wurde zwar mit dem Tod seines Vaters 1936 automatisch König, zur Krönung kam es jedoch nie. Er entschloss sich, vorher abzudanken, damit er seine große Liebe, die amerikanische Prominente Wallis Simpson, heiraten konnte. Als geschiedene Frau aus nicht adeliger Herkunft kam sie für den Palast als Königsgemahlin damals nicht in Betracht. Stattdessen wurde im Jahr 1937 sein Bruder als George VI zum König gekrönt. Die kleine Elizabeth, damals Lilibet genannt, nahm als Elfjährige an der Krönung ihres Vaters teil.

King Edward VII (1841 - 1910)

Blinddarmentzündung und fast blinder Erzbischof

Der Sohn von Queen Victoria und Urgroßvater von Queen Elizabeth II, Edward VII (Bild), hatte kurz vor seiner Krönung im Jahr 1902 das Pech, an einer Blinddarmentzündung zu erkranken. Die Krönung musste verschoben werden und der König mit Bauchfellentzündung auf den Operationstisch. Als die Zeremonie Monate später nachgeholt wurde, setzte ihm der fast blinde Erzbischof von Canterbury die Krone verkehrt herum auf den Kopf - nachdem er sie beinahe hatte fallen lassen. Diese Krönung wurde dennoch zur Blaupause für spätere Zeremonien, zu denen die Prozession vom Buckingham-Palast zur Abbey und zurück sowie der Auftritt auf dem Balkon des Schlosses gehören.

Queen Victoria

Disput über Ring mit schmerzhaften Folgen

Die fünf Stunden dauernde Krönungszeremonie für Queen Victoria (Bild) im Jahr 1838 musste zwischenzeitlich unterbrochen werden. Der Grund: ein Disput über die Frage, an welchen Finger der Krönungsring gesteckt werden soll. Das Schmuckstück wurde eigens für Victoria hergestellt, weil sie so kleine Hände hatte, dass der als "Hochzeitsring von England" bezeichnete traditionelle Ring nicht angepasst werden konnte. Der neue Ring wurde zwar für ihren kleinen Finger hergestellt, am Ende aber auf den Ringfinger gestreift. "Ich hatte die größte Mühe, ihn wieder herunterzubekommen", schrieb die damals erst 19-jährige Königin später und fügte hinzu, es habe letztlich unter "großen Schmerzen" geklappt.

King George I

Aus Deutschland importierter König versteht kaum ein Wort

Der aus Hannover stammende König George I konnte kaum ein Wort Englisch, als er 1714 zum britischen König gekrönt wurde. Der Gottesdienst wurde deshalb auf Latein abgehalten. Schaulustige riefen teils Slogans wie "Raus mit dem Fremden". Ein Demonstrant wurde festgenommen, weil er einen Stock mit einer drauf gesteckten Rübe schwenkte, mit der er den König als Bauerntölpel verspottete.

1995 ließen sich Camilla und Andrew Parker Bowles scheiden, ein Jahr später folgten Charles und Diana. Viele Briten machten Camilla damals für das Scheitern der Ehe des Thronfolgers mit der glamourösen und beliebten Prinzessin verantwortlich. Nach deren Unfalltod 1997 kam eine rasche Hochzeit des Paares daher nicht in Frage. Doch Charles ließ wissen, dass seine Beziehung zu Camilla "nicht verhandelbar" und sie selbst ein "zentraler Teil" seines Lebens sei.

Elizabeth schätzte Camilla

Langsam und mit Hilfe einer geschickten Pressearbeit des Hofes gewöhnten sich die Britinnen und Briten an Camilla als Partnerin an der Seite ihres Thronfolgers. Als das Paar im April 2005 endlich heiratete, jubelten ihm 20.000 Menschen in den Straßen von Windsor zu. Das Siegel royaler Zustimmung schließlich erhielt Camilla im vergangenen Jahr kurz vor dem Tod von Königin Elizabeth II, als diese erklärte, es sei ihr "aufrichtiger Wunsch", dass die Schwiegertochter nach ihrem Tod den Titel einer "Königingemahlin" tragen solle. Mit der Krönung wird sie nun Queen Camilla.

Stütze für Charles

Obwohl Camillas Beliebtheitswerte in Umfragen weiterhin niedriger sind als die der meisten Royals, wird sie vom Volk zunehmend als warmherziger Mensch mit Bodenhaftung wahrgenommen. "Sie hat ein sehr starkes Pflichtgefühl", sagt der Royals-Experte Richard Fitzwilliams. "Ohne jeden Zweifel sieht sie ihre Rolle darin, Charles zu unterstützen, und sie sind Seelenverwandte - gleiches Alter, gleicher Sinn für Humor, gleicher Freundeskreis - lauter Dinge, die er und Diana nicht gemeinsam hatten."

Ihre Stellung an der Seite des Regenten nutzt Camilla, um sich für Ziele einzusetzen, die ihr am Herzen liegen. Dazu gehört die Leseförderung, Unterstützung für Opfer von Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch und die Förderung der Kunst. Seit mehr als 20 Jahren ist sie zudem Vorsitzende der Königlichen Osteoporose-Gesellschaft - sowohl Camillas Mutter als auch ihre Großmutter erlagen den Folgen der Krankheit.

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