Joan Collins (90): "Ich kann einen jüngeren Mann sehr empfehlen"
90? Ein Blick auf die Schauspielerin, deren Karriere vor 73 Jahren in London begann, und man kommt aus dem Staunen nicht heraus. Denn kein plastischer Chirurg der Welt kann allein für ihre Schönheit verantwortlich sein. Die kommt von innen.
Joan Collins hat mehr Persönlichkeit und Vitalität als die meisten Hollywoodstars zusammen. In den 1950er Jahren wurde sie von Hollywood entdeckt, doch ihr weltweiter Ruhm kam Anfang der 1980er mit "Dynasty – Der Denver Clan" wo sie in 185 Folgen zu sehen war.
Sie lebt in Los Angeles und ist seit 21 Jahren mit dem 32 Jahre jüngeren Percy Gibson verheiratet, ihrem fünften Ehemann. Und sie hat drei Kinder von zwei früheren Ehemännern. Ihre jüngere Schwester, die Bestsellerautorin Jackie Collins, ist vor acht Jahren gestorben.
Als Interviewpartnerin ist Collins ein Segen. Mit Wortwitz, Humor, Selbstironie und Ehrlichkeit findet sie zu allem die richtigen Worte:
KURIER: Sie haben Im Laufe Ihrer Karriere eine Menge sehr starker Frauen gespielt und gelten selbst als Powerfrau. Woher kommt diese Stärke?
Joan Collins: Von meinem Vater, der Theateragent war und sehr dagegen war, dass ich Schauspielern werde, weil er wusste, was für ein harter Job das ist, weil man ständig mit Ablehnung umgehen muss. Und damals galt auch, dass du als hübsches Mädchen mit 25 alt warst und von Männern oft schlecht behandelt wurdest. Er warnte mich. Ich begann mit 17 zu schauspielern, und meine erste Rolle war eine jugendliche Kriminelle. Meine zweite und dritte Rolle war jeweils auch eine jugendliche Kriminelle. Und dann ging ich davon nahtlos in böse Rollen über.
Sie galten früher als leicht reizbar. Warum, glauben Sie, hat man Ihnen das nachgesagt? Hat man Sie mit Alexis (Anmerk.: Denver Clan) verwechselt, wie die Leute das oft tun, wenn ein Schauspieler sehr lange und erfolgreich dieselbe Rolle spielt?
Ich habe oft die Fassung verloren, ich bin ungeduldig, und ich ertrage Inkompetenz nicht. Ich bin sehr durchorganisiert und kann sehr viele Dinge in einen Tag packen. Aber leicht reizbar? Das klingt nach einem Rennpferd.
Stimmt es, dass Sie Manager, Stylisten und vor allem PR-Agenten verabscheuen?
Ich mochte dieses ganze Star-Getue nie. Und ich habe es nie ernst genug genommen, dass ich all diese schleimigen Parasiten wie Manager und PR-Leute und Stylisten engagiert habe, die dir nur das Geld aus der Tasche ziehen und dir mit ihrer falschen Schmeichelei eine aufgeblasene Idee deiner eigenen Wichtigkeit geben.
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Sie wurden in England oft mit Elizabeth Taylor verglichen und sagten einmal, dass Sie viele Rollen nicht bekamen, weil Sie sie an Taylor verloren…
Vor allem "Cleopatra". Die haben mich dafür mehrmals getestet und mir Schauspielpartner gegeben, die sehr hölzern waren – sagen wir mal, sie mit Bäumen zu vergleichen wäre eine Beleidigung für Bäume. Und dann wurde die Produktion immer teurer und teurer, also beschloss das Studio anstatt mir, den größten weiblichen Star der damaligen Zeit zu engagieren. Elizabeth verlangte eine Million Dollar und bekam sie. Sie war die erste. Als ich jung war, wollten alle Mädchen so aussehen wie sie, die großen Augen, die dicken Brauen, das Muttermal und die schwarzen Haare. Jahre später traf ich sie und wir wurden Freunde. Ich habe Cleopatra nicht bekommen, aber sie bekam Richard Burton.
Sie haben noch etwas mit ihr gemeinsam – Sie hatten viele Ehemänner.
Ha! Das stimmt. Nach meiner Scheidung von Nummer 4 schickte sie mir eine Karte, auf der sie geschrieben hatte: "Ich bin dir immer noch vier voraus!" Und ich rief sie an und meinte: "Mach dir mal keine Sorgen, ich hole auf."
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Offensichtlich glauben Sie an die Ehe.
Ja, das tue ich. Ich war 18 und Jungfrau, als ich zum ersten Mal heiratete. Das war ein Fehler, denn ich kannte ihn nicht gut genug. Und mein schwedischer Ehemann, Peter Holm, den Michael Caine "der schwedische Komiker" nannte, weil er so viel Humor hatte, wie dieser Tisch hier, der war auch ein Fehler. Danach wollte ich nie wieder heiraten. Und ich pausierte zehn Jahre. Bis ich Percy traf, die Liebe meines Lebens. Wir waren Freunde, bevor wir Liebende wurden.
Gab es jemals einen Moment des Zweifels einen Mann zu heiraten, der 32 jünger ist?
Wir haben lange nachgedacht, und ich habe ihn gewarnt, dass ihn die Presse zerreißen wird. Aber für uns ist es nicht schwierig. Er ist Südafrikaner und Peruaner, ihm ist das gleichgültig. Können Sie sich vorstellen, in meinem Alter mit einem Gleichaltrigen verheiratet zu sein?! Ich kann einen jüngeren Mann sehr empfehlen.
Woher kommt Ihre Vitalität?
Vieles sind die Gene. Und die Lebensfreude, die auch der Grund für Sexappeal ist. Sexappeal kommt von innen. Wenn du dich selbst attraktiv findest, strahlt das nach außen. Wenn du dich als Frau alt fühlst, weil dir das die Gesellschaft einredet, dann verlierst du deine Anziehungskraft. Sexuell attraktiv und anziehend zu sein ist mehr Arbeit, je älter man wird. Aber sie ist es wert. Man muss Selbstservice betreiben. Wenn du ein Auto in der Garage stehen lässt und es nie zum Service bringst, wird es auch nicht gut fahren.
Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Leben schnell vergangen ist, weil Sie so viel gemacht und erlebt haben?
Ja. Die Zeit scheint zu verfliegen, besonders hier in Kalifornien. Charlie Chaplin hat mal gesagt, er kam mit 21 hierher, drehte sich einmal um und war plötzlich 50!
Gibt es etwas, das Sie bereuen?
Ja, ein paar Ehemänner! Aber sonst habe ich wunderbare Kinder, für die ich meine Karriere einige Jahre auf Eis gelegt habe, bis sie groß genug waren, dass ich wieder arbeiten gehen konnte. Es gibt nicht viel, was ich anders gemacht hätte, bis auf zwei meiner Ehemänner! Jetzt habe ich einen jüngeren Ehemann, was mich auch jung hält. Ich habe sehr viel joie de vivre (Lebensfreude)!
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