Iris Berben: "In Deutschland kannst du als Schauspieler kein Multimillionär werden"

Iris Berben
Die deutsche Schauspielerin Iris Berben ist derzeit mit Emilia Schüle und Moritz Bleibtreu in der Serie "Call My Agent: Berlin" zu sehen. Im interview mit Bild am Sonntag spricht das Trio auch über die Angst, ohne Rollen dazustehen. Auch sie kenne diese Angst, so Berben. "Wir machen gerade extrem unsichere Zeiten durch. Ich höre von sehr vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie keine Angebote bekommen. Dass sie nicht wissen, wie und ob es weitergeht. Es gibt viel Stillstand, viel Abwarten. Das alles führt dazu, dass es für uns alle keine Sicherheit mehr gibt." Social Media habe eine Mitschuld. Automatisch finanziell abgesichert soll man in der Schauspiel-Branche auch nicht sein. Bleibtreu im Bild-Interview: "Ich renne seit zwanzig Jahren durch die Gegend, und die Leute glauben, ich sei Multimillionär, weil ich im Fernsehen oder auf der Leinwand bin. Das bedeutet für viele immer noch: Ergo, der ist reich." "Ein Klischee!", entgegnet Berben. "In Deutschland kannst du als Schauspieler kein Multimillionär werden."
Berben kann selbst auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken: In den 1970ern spielte sie in der Serie "Zwei himmlische Töchter", in den 1980ern in der Comedyshow "Sketchup", später in den "Rosa Roth"-Krimis. Sie ist in Komödien wie der "Der Spitzname" zu sehen und hatte im internationalen Kino mit "Triangle of Sadness" einen wichtigen Moment: In der Satire über Superreiche spielt sie eine Frau, die nach einem Schlaganfall nur noch "In den Wolken" und manchmal "Nein" sagen kann. Berbens Sohn Oliver ist außerdem einer der wichtigsten Filmproduzenten Deutschlands.
Dass Iris Berben so bekannt ist, liegt aber nicht nur an den Filmen und Serien, die sie in mehr als 50 Jahre gedreht hat. Sondern auch an ihrem gesellschaftspolitischen Engagement. Eine Reise hat sie besonders geprägt. Nach dem Sechstagekrieg 1967 ging sie eine Weile nach Israel, verliebte sich in das Land und die Menschen. Der Kampf gegen Antisemitismus ist ihr bis heute wichtig. Noch im Jänner sah man sie im Bundestag mit der inzwischen verstorbenen Holocaustüberlebenden Margot Friedländer. Der Zentralrat der Juden verlieh ihr den Leo-Baeck-Preis. Auch als Präsidentin der Deutschen Filmakademie, der sie fast zehn Jahre vorstand, schlug Berben politische Töne an. "Ich bin fast manisch darin, Nachrichten zu schauen. Ich will wissen, was auf der Welt passiert", sagte Berben der dpa vor rund drei Jahren beim Filmfestival in Cannes.
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