Interne Machtkämpfe: Die bitteren letzten Tage der Kultband "Boyzone"

Interne Machtkämpfe: Die bitteren letzten Tage der Kultband "Boyzone"
Die Doku "Boyzone: No Matter What" beschreibt den Aufstieg und Fall der irischen Boyband.

Die irische Boyband "Boyzone" war in den 1990ern besonders im Vereinigten Königreich und in Irland mit sechs Nummer-1-Hits sehr erfolgreich, aber auch im restlichen Europa konnte sie sich einen Namen machen.

In den deutschsprachigen Ländern feierte "Boyzone" mit "No Matter What" sowie den Cover-Songs "Words" und "Father and Son" ihre größten Erfolge. Bis 2007 haben Boyzone über 15 Millionen Tonträger verkauft. Im Oktober 2019 gaben Ronan Keating, Keith DuffyMikey Graham und Shane Lynch im Londoner Palladium ihr letztes Konzert.

Das einstige Mitglied der Band Stephen Gately verstarb am 10. Oktober 2009 während eines Urlaubs auf Mallorca an einem Lungenödem.

Eine neue Dokuserie, die den Aufstieg und Fall der Band beschreibt, enthüllt nun die internen Machtkämpfe, die "Boyzone" vor dem Band-Aus plagten.

"Boyzone: No Matter What" enthält bisher unveröffentlichtes Filmmaterial von Manager Louis Walsh und den Bandmitgliedern sowie Interviews mit den engsten Vertrauten der musikalischen Truppe.

Ronan Keatings Streit mit Manager

Die "Thank You & Goodnight: The Farewell Tour" war die achte und letzte Konzerttournee der irischen Boyband. Ronan Keating hatte bereits seit 2000 eine erfolgreiche Solokarriere begonnen.

In der Sky-Show, die am 2. Februar ausgestrahlt wird, greift er vor allem Manager Louis Walsh an.

1999, als Keating noch Mitglied von "Boyzone" war, nahm er eine Version von "When You Say Nothing at All" für den Film "Notting Hill" auf, die auf Platz eins der britischen Charts landete. Dies veranlasste ihn dazu, eine Solokarriere anzustreben - weswegen die Band nach seinem Ausstieg dann eine längere Pause einlegte. 

Damals beschloss Ronan Keating zunächst, Walsh als seinen Manager zu behalten. Die Richtung, in die dieser seine Karriere drängen wollte, gefiel dem Sänger allerdings nicht. Keating wollte seinen Musikstil ändern und seine eigenen Songs schreiben. Doch sein Manager soll sich quer gestellt haben.

An Walsh lässt Keating in der Doku kein gutes Wort.

"Er hat es einfach falsch gemacht. Er hat die falschen Entscheidungen getroffen", wirft der ehemalige "Boyzone"-Star seinem Ex-Agenten vor. Walsh sei mehr daran interessiert gewesen, in Shows wie "Pop Idol" und "The X Factor" aufzutreten, als ihn zu managen.

"Louis wurde eine TV-Persönlichkeit – er bekam diese Chance, weil er der Manager von Boyzone war", wirft Keating Walsh vor. "Die Dinge begannen sich zu fügen und man merkte, dass Louis kein großartiger Manager ist. Ich gab ihm mehrere Gelegenheiten, die Dinge in Ordnung zu bringen."

Eigenen Angaben zufolge habe Keating von seinem früheren Manager nur wenig bis keine Unterstützung erhalten: "Ich hatte nur eine Chance auf meine Karriere und ihm war das scheißegal, ich stieß auf taube Ohren." 

Doch auch Walsh kommt zu Wort und schildert den Streit mit Keating aus seiner Perspektive. "Er sagte, er wolle kein Karaoke-Künstler werden, sondern seine eigenen Lieder aufnehmen und schreiben und ein richtiger Künstler sein – das hat mich schockiert", erinnert er sich.

Walsh spricht über den Moment, als Ronan Keating ihn als Manager feuerte und die Art und Weise, wie er damals über das ehemalige Boyband-Mitglied gegenüber der Presse sprach.

"Es gab eine Trennung, ich habe ihn talentlos genannt und so, in der Presse. Bereue ich es? Ja, ein bisschen", gibt er zu. Dennoch betont Walsh:  "Ich habe ihm immer die Wahrheit gesagt."

Keating scheint seinem Ex-Manager indes bis heute nicht verziehen zu haben: "Er wusste, wie er mich verletzen konnte, bösartige, verdammt zickige, schreckliche Dinge. Er hat versucht, mich und meine Karriere zu ruinieren."

Interne Spannungen brachten Boyzone zu Fall

Neben dem Streit mit seinem Manager zerstritt sich Ronan Keating gegen Ende seiner Zeit bei der Boyband auch mit den restlichen "Boyzone"-Mitgliedern. Schon bevor Keatings Solo-Karriere startete, sollen diese eifersüchtig gewesen sein und das Gefühl gehabt haben, ihr Kollege werde von Walsh bevorzugt.

Die Spannungen zwischen den Mitgliedern nahmen vor der Band-Pause erheblich zu. Dazu Louis Walsh: "Als die Band größer wurde, wurde es schwieriger, sie bei Laune zu halten, weil sie mehr und mehr Freizeit wollten."

Doch auch die einzelnen Bandmitglieder selbst haben ihre letzte Zeit als "Boyzone" in keiner guten Erinnerung - von einem "toxischen" Umfeld ist in der Doku die Rede.

"Auf dem Höhepunkt war es eine zermürbende Zeit, es gab keinerlei Gnade. Wir waren müde, wir waren am Ende", erinnert sich Shane Lynch.

"Wir waren alle körperlich, geistig und emotional erschöpft", fügt Mikey Graham hinzu.

Das Arbeitspensum wurde den einzelnen Mitgliedern irgendwann einfach zu viel. Laut Ronan Keating soll die Band in sechs Jahren nicht mehr als drei Wochen freigehabt haben. 

"Wir hatten zu viel Zeit miteinander verbracht und damit kamen Beziehungsschwierigkeiten zwischen uns auf", erklärt er. "Vielleicht war das der Anfang der Risse."

Walsh hingegen macht den jeweiligen Größenwahn der einzelnen Bandmitglieder für den Untergang von "Boyzone" verantwortlich. "Sie hatten alle ein Ego und wollten alle berühmter sein, als sie waren", lautet sein Fazit.

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