Hildegard Knefs 100. Geburtstag: Hollywood, Chansons und Skandale

Eine ältere Frau mit Hut und Sonnenbrille steht lächelnd vor einer Wand mit mehreren Modezeichnungen.
Heute, Sonntag, wäre die Schauspielerin und Chanson-Ikone 100 Jahre alt geworden.

Mit 16 sagte ich still: Ich will. Will alles – oder nichts.„ Was Hildegard Knef 1968 im Chanson “Für mich soll’s rote Rosen regnen„ besungen hat, kann man auch wunderbar auf ihr Leben ummünzen. Sie wusste auch schon in jungen Jahren, was ihr wichtig war.

Geboren 1925 im schwäbischen Ulm, zog ihre Mutter, nachdem der Vater an Syphilis gestorben war, ein Jahr nach ihrer Geburt mit ihr nach Berlin. Knefs Filmleidenschaft zeigte sich früh, auch wenn ihre Jugend vom Krieg überschattet wurde. In ihrer Autobiografie “Der geschenkte Gaul„ (1970) beschrieb sie eindrücklich und beklemmend die Zeit im Bunker.

Nach dem Krieg wird sie im Film “Die Mörder sind unter uns„ (1946) zur Symbolfigur des neuen deutschen Kinos. 

Mit ihrer Rolle in “Die Sünderin„ löste sie 1951 einen Skandal aus. Der Film behandelte Tabuthemen wie Sexualität, Nacktheit und Suizid, was stark provozierte. Knef wurde persönlich attackiert und die katholische Kirche rief sogar zum Filmboykott auf.

Eine Frau mit welligem Haar liegt nachdenklich auf einem Bett mit gemustertem Bezug und blickt zur Seite.

Mit ihrer Rolle in „Die Sünderin“ löste Hildegard Knef einen Skandal aus.

“Die katholische Kirche hat sich da sehr vorgetan mit einigen Pfarrern, die Stinkbomben in Kinos schmissen oder es wurde Kuhdung vor Kinotoren abgeladen, Plakate wurden abgerissen und Filmschaukästen zerschlagen. Alles war völlig irre„, erinnert sich ihr letzter Agent und Nachlassverwalter Thomas Jost in der Arte-Dokumentation “Hildegard Knef – So oder so ist das Leben„ (zu sehen am 29. Dezember in ORF 2 um 22.30 Uhr).

Knef selbst nahm das aber alles gelassen. “Ich habe mich nicht ausgezogen, um jemanden zu schockieren. Ich habe einfach nachgespielt, was im Drehbuch stand„, sagte sie. 

“Für sie könnte man eigentlich auch das Wort Ehrgeizismus erfinden. Sie wollte nach oben, sie wollte es schaffen und sie war dafür bereit, fast jeden Preis zu zahlen„, so taz-Publizist Jan Feddersen.

Hollywood & Broadway

Knef zog es dann nach Hollywood, dort bekam sie anfangs aber nur kleinere Rollen. Sie wollte bewusst ihre Identität und Haltung nicht den Erwartungen der Studios unterordnen. 1955 debütierte sie am Broadway in New York in dem Musical “Silk Stockings„ von Cole Porter. Ein Wendepunkt ihrer Karriere.

Chanson

Zurück in Deutschland erfand sie sich neu, begann Chansons zu singen. Ihre Lieder wie “Ich hab’ noch einen Koffer in Berlin„ (1962), “In dieser Stadt„ (1966) oder “Von nun an ging’s bergab„ (1967) waren autobiografisch, ehrlich, oft mit melancholischen Texten, die sie zu 130 ihrer 320 veröffentlichten Titel selbst schrieb. 

“Musik ist doch etwas ganz Wesentliches in meinem Leben„, sagte sie immer wieder. “Die Knef„ habe auch nie den Ehrgeiz gehabt, gut zu singen. Ihr Markenzeichen wurde nicht die technische Brillanz, sondern ihre rauchige, eindringliche Stimmfärbung.

“Sie ist die größte Sängerin ohne Stimme„, sagte einst US-Jazz-Ikone Ella Fitzgerald (1996) über sie. “Ich weiß nur für mich, dass ich also sehr viel Verschiedenheit in meinem Leben hatte. Und dass meine Karriere, wenn Sie jetzt beruflich sprechen, mal sehr oben war und auch mal sehr unten war. Was ich auch je begann, das hab ich gern getan. Ich hab es nie bereut„, so Knef selbst in der Arte-Doku. Morgen, Sonntag, wäre die große deutsche Diva 100 Jahre alt geworden.

Kommentare