Helge Schneider (70): "Die Zeiten ändern sich, ich mich nicht"

NDR-Talkshow
Kultkauz, Katzeklo und Klimperclown – Helge Schneider wird heute, Samstag, 70 Jahre alt.

Niemand wollte mit ihm spielen hatte er doch rote Haare auf seinem Eierkopf, erinnert sich Helge Schneider im Kinofilm „The Klimperclown“, den er zu seinem heutigen 70er vorsichtshalber selbst gedreht hat, an die Jugend in Mühlheim an der Ruhr – so durchwachsen wie die zerzausten Zotteln.

Der, laut Eigendefinition, „Erzähler, Musiker und Auftreter“ trägt auch heute lediglich „bei besonderen Anlässen höhere Schuhe und einen Haarteil“, aber damals ging er jedem und ihm jeder und alles gegen den Strich. Statt Arzt, Förster oder Boxweltmeister brachte er es nur zum Maurer, Gärtner und Bauarbeiter.

Denn, wie er in diversen Interviews über all die Jahre gestand, kiffte er mit 13, flog mit 17 vom Gymnasium und führte sich „auch daheim unmöglich auf“. Er kam „nur zu Weihnachten mit leeren Plastiktüten, stopfte die Geschenke rein und verschwand wieder. Ich war echt das Letzte“.

„Kater des Erfolgs“

Mit 23, so Schneider, habe er das Hanf nicht frei-, sondern ganz aufgegeben. Den gröbsten Unfug leistete er sich nach ersten Jazz-Gigs im Düsseldorfer „Downtown“, als er in die Briefkästen der politischen Parteien vis-à-vis pinkelte (was heute nur ein Skandal für die Yellow Press wäre).

Helge Schneider auf einer öffentlichen Toilette

Wollte Arzt oder Förster werden, flog aber bekifft von der Schule und pinkelte oft in  Briefkästen.

Improvisationen sprudeln seit jeher nur so heraus: „Das kann man – im Gegensatz zu Talent – erlernen, wenn man Geduld hat.“ Der endgültige Durchbruch ereilte die Universalbegabung – fast sieben Instrumente plus Seele, Kehle und florierender Grimassenschneiderei – dank einem gewissen Fritz. Der längst verblichene schwarze Kater inspirierte ihn 1993 zur Blödel-Ballade „Katzeklo“, mit der er Thomas Gottschalk und gut 16 Millionen Wetten, dass..?-Zuschauer von der Couch riss. Als seine fünf Kinder von vier Frauen jeweils noch klein waren, riefen sie ihn angeblich allesamt „Papa Katzeklo“.

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Die Idee zu „Katzeklo“ verdankt der musikalische& modische Außenseiter Schneider seinem lang verblichenen Kater Fritz: „Er hat mir eine Villa geschenkt.“ 

Mit dem „platten Erfolg“, wie Schneiders Kritiker den Kassenschlager bespöttelten, erwarb er Haus, Segen und Fluch zugleich. Nicht selten begrüßen ihn auch Volljährige noch mit „Herr Katzeklo“.

Das kratzt ihn kaum: „Ich habe mal Frank Sinatra live gesehen. Da saß ein Paar, das wollte nur ,New York, New York‘ hören. Die sind sofort danach gegangen. Ist nicht so schlimm, sind auch Leute, die das, was man macht, lieben.“

„Die Zeiten“, sagt er zum 70er, „ändern sich, ich mich nicht.“ Er schreibt Krimis, er dreht Filme, er gewinnt Preise (vom „Goldenen Schlitzohr“ bis zum „Recklinghäuser Hurz“). Ja: Wer so viel auf dem Kasten hat, passt in keine Schublade.

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