Gérard Depardieu: Vergewaltigungsprozess gegen Frankreichs einstigen Filmstar beginnt

Gérard Depardieu: Vergewaltigungsprozess gegen Frankreichs einstigen Filmstar beginnt
Am Montag beginnt ein Prozess wegen des Vorwurfs der sexuellen Übergriffe durch zwei Klägerinnen während Dreharbeiten. Insgesamt beschuldigen mehr als 20 Frauen den Starschauspieler des groben Fehlverhaltens bis hin zur Vergewaltigung.

Er gehört zu den französischen Stars, die besonders hoch aufstiegen – und besonders tief fielen. Einst verehrt als einer der Ausnahme-Schauspieler des Landes, als unverwechselbare Ikone des Kinos, gerät Gérard Depardieu in einen immer größer werdenden Strudel aus Anschuldigungen. 

Es geht um anzügliche Kommentare und Gesten, sexuelle Belästigung und Nötigung, sogar Vergewaltigung. Inzwischen wurden die Vorwürfe von mehr als 20 Frauen bekannt. Zwei von ihnen bringen den 76-Jährigen am Montag und Dienstag vor Gericht.

Der zweitägige Prozess sollte eigentlich schon im vergangenen Oktober stattfinden, wurde aber aus gesundheitlichen Gründen verschoben. Nun soll Depardieu, der an Diabetes leidet und einen vierfachen Bypass hat, verhandlungsfähig sein.

Worum es im Fall Depardieu geht

Im Zentrum des aktuellen Falls stehen die Dreharbeiten zum Film „Les volets verts“ („Die grünen Fensterläden“) von Regisseur Jean Becker im Jahr 2021. Eine Dekorateurin beschuldigt Depardieu, sie „brutal gepackt“ und an Taille, Bauch und Brust berührt zu haben. 

Des weiteren wirft ihm eine Regieassistentin vor, er habe ihre Brüste und ihren Po betatscht. Dem Darsteller drohen bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldbuße von 75.000 Euro.

Um sich zu verteidigen, hat er sich mit Jérémie Assous einen Star-Anwalt ausgesucht, der bereits im Vorfeld von Lügen sprach: Die Dreharbeiten hätten mit rund 50 Anwesenden in einer kleinen Pariser Wohnung stattgefunden und dennoch gebe es keine Zeugen, die die Aussagen der Klägerinnen stützten.

Gérard Depardieu: Vergewaltigungsprozess gegen Frankreichs einstigen Filmstar beginnt

Gérard Depardieus Staranwalt Jérémie Assous.

Zwar habe sein Mandant „die Neigung, eine große Zahl an Grobheiten von sich zu geben“, ja, räumte Assous in einem Fernsehinterview ein. Das mache aus ihm aber keinen Kriminellen.

Ein "Enfant terrible", dem lange viel verziehen wurde

Demgegenüber gibt es inzwischen eine Reihe belastender Berichte, die die französische Investigativ-Online-Zeitung „Mediapart“ vor zwei Jahren veröffentlicht hat; die Zahl der Betroffenen ist seitdem noch gewachsen. Demnach berichteten die Frauen, die zwischen 2004 und 2020 an verschiedenen Filmsets mit Depardieu arbeiteten, dass er sie systematisch begrapscht und bedrängt, ihnen eine Hand in die Unterhose gesteckt, Schmatzgeräusche gemacht habe. 

Beschwerden wurden meist übergangen, für die Produzenten war „Gégé“, wie seine Anhänger ihn nennen, unverzichtbar: Manche Filme konnten nur aufgrund seiner Teilnahme gedreht werden, weil er die Massen in die Kinos lockte. In rund 250 Filmen spielte er mit, darunter Klassiker wie „Die Ausgebufften“, „Die letzte Metro“ und „Cyrano de Bergerac“. Auch gab er den Obelix in mehreren Asterix-Filmen.

Gérard Depardieu: Vergewaltigungsprozess gegen Frankreichs einstigen Filmstar beginnt

Gérard Depardieu als Obelix (links) in "Asterix & Obelix - Im Auftrag Ihrer Majestät".

Er galt wie eine Art nationales Juwel, ein besonders talentiertes „Enfant terrible“, dem man verzieh, wenn er betrunken einen Roller-Unfall baute oder in ein Flugzeug urinierte. Dasselbe galt, als ihm Kremlchef Wladimir Putin 2013 persönlich die russische Staatsbürgerschaft verlieh und Depardieu im selben Jahr als Reaktion auf eine Debatte um die Einführung einer Reichensteuer in Frankreich eine Villa in Belgien kaufte. 

Da er dort aber möglicherweise nicht lebte, ermitteln nun die Steuerbehörden.

Zehnjährige Nordkoreanerin als "Schlampe" bezeichnet

Seit 2018 beginnt sich der Wind gegen ihn zu drehen. In dem Jahr erstattete die Schauspielerin Charlotte Arnould Anzeige wegen zweimaliger Vergewaltigung. Ein erstes Verfahren wurde aus Mangel an Beweisen eingestellt, ein weiteres erneut eröffnet. 

Gérard Depardieu: Vergewaltigungsprozess gegen Frankreichs einstigen Filmstar beginnt

Die 29-jährige Schauspielerin Charlotte Arnould wirft Depardieu vor, sie zweimal vergewaltigt zu haben.

Ende 2023 sorgte eine Film-Reportage mit Ausschnitten einer Reise Depardieus nach Nordkorea für einen Aufschrei: Sie dokumentierte seine unablässigen obszönen Bemerkungen über Frauen und sogar über ein etwa zehnjähriges Mädchen auf einem Pferd. Reitende Frauen seien „große Schlampen“, sagte er etwa. 

Der Schauspieler selbst bezeichnete sich in einem offenen Brief selbst als Opfer einer „medialen Lynchjustiz“. Er habe „niemals, wirklich niemals“ einer Frau etwas angetan, versicherte er.

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