Wie sehen Sie Ihre Arbeit nach all diesen Jahren, in denen Sie so viele verschiedene Rollen gespielt haben?
Es gibt immer noch Herausforderungen für mich. Herausforderungen sind etwas sehr Schönes. Denn ich liebe meinen Job. Ich kann in meinem Job alles herauslassen. In wie vielen Berufen kann man das schon sagen? Ich werde nie ein gewisses Lampenfieber ablegen, nie nicht nervös sein, wenn ein Regisseur ,Action!‘ ruft. Das spüre ich in meinem ganzen Körper. Das ist das Adrenalin, für das ein Schauspieler lebt.
Also keine Rede von Ruhestand?
Nein, ich sehe mich als Maler. Solange es Leute gibt, die wollen, dass ich ein Porträt von ihnen male, stehe ich ihnen in meinem Studio zur Verfügung.
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Sie haben in Ihrer Karriere sehr oft berühmte Juden gespielt …
Ich habe Simon Wiesenthal verkörpert, der den Nazi Eichmann in Buenos Aires gefunden hat, danach war ich Isaac Stern in Steven Spielbergs wundervollem Film ,Schindlers Liste‘ und dann natürlich Otto Frank, Anne Franks Vater. Ich hatte mit Simon, der ein wunderbarer Mensch war, viele Stunden verbracht, habe Mila und Poldek Pfefferberg getroffen, die auf dieser Liste von Oskar Schindler waren, und viele anderen Schindler-Juden. Und als ich in Amsterdam das Erbe von Anne Frank studierte, durfte ich auch Zeit mit Miep Gies verbringen, die sie versteckt hat und Annes bestem Schulfreund Jacob Van Larsen. All das, um zu sagen, dass, wenn man Überlebende, Freunde und Verwandte kennenlernt, dann spürt man nicht nur diese tiefe Traurigkeit und Trauer, sondern auch eine ganz besondere innere Würde. Und deshalb konnte ich gar nicht anders als all diese Rollen aus einer Bewunderung und Verantwortung für die Opfer und auch aus der Perspektive der Opfer zu spielen.
Gab es einen Mentor in Ihrem Leben?
Mehrere! Sir Richard Attenborough, der mich für ,Gandhi‘ engagierte, war einer. Und dann natürlich Martin Scorsese, Steven Spielberg, Roman Polanski. Und Isabel Coixet. Ich wurde durch sie ein Fan von weiblichen Regisseuren. Sie pushte mich an meine kreativen Grenzen. Frauen können das einfach viel besser.
Sie klingen sehr leidenschaftlich, wenn Sie über Ihren Beruf sprechen. Gilt das auch für Ihr Leben, Ihre Hobbys?
Ich bin gern im Garten, mit meinen Händen in der Erde. Und ich koche. Wahrscheinlich nicht sehr gut, aber ich liebe es. Meine Frau und ich versuchen, öfter auszugehen, ein bisschen mehr unter die Menschen zu kommen, aber wir sind wirklich gern allein miteinander. Und dann kommt auch noch dazu, dass ich mein Privatleben sehr schätze und daher auch sehr schütze.
Das ist mir auch als Schauspieler sehr wichtig. Ich möchte nicht, dass ich als Person so bekannt bin, dass mir die Leute meine Rollen nicht mehr abnehmen. Deshalb bin ich auch nicht in den sozialen Medien. Privatsphäre wird heute viel zu oft unterschätzt.
Es gibt da eine Geschichte, dass die Beatles Ihnen angeraten haben, Musiker zu werden, weil Sie so beeindruckt waren von Ihrem musikalischen Talent. Stimmt das?
Ja, das ist richtig. Ich war in einem Theaterstück, ,A Smashing Day‘. Die Jungs waren im Publikum. Es war kein Musical, aber ich sang ein paar Nummern zwischen den Umbauten für die nächste Szene. Nicht ganz jugendfreie Songs, die ich selbst geschrieben hatte. Ringo und John Lennon kamen danach backstage und schlugen vor, dass ich mich mit ihrem Manager treffe. Ich saß diesem Mann gegenüber, der eine riesige Zigarre rauchte hinter seinem riesigen Schreibtisch. Aber am selben Tag bekam ich eine Rolle in einem großen Film, und damit war meine musikalische Karriere auf Eis gelegt.
Schauen Sie sich manchmal Filme mit sich an?
Ich bin kein großer Fan von Retrospektiven, ich lebe gern im Moment. Im Allgemeinen habe ich keine Abende, wo ich meinen Freunden meine alten Filme vorspiele.
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