Sissi Pröll: "Ich habe mich nie als First Lady gefühlt"

Sissi Pröll
Zusammenfassung
- Sissi Pröll, seit 14 Jahren Präsidentin des Vereins "Hilfe im eigenen Land". Sie würde sich mehr Menschlichkeit wünschen.
- Ihre Kraft zieht sie aus ihrer langjährigen Partnerschaft mit Erwin Pröll und ihrem Glauben, während sie sich immer unabhängig und eigenständig gefühlt hat.
- Der Verein "Hilfe im eigenen Land" unterstützt Menschen in Not mit direkten Spenden und feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen.
Wenn jemand Elisabeth zu ihr sagt, dann weiß sie sofort, „der hat keinen näheren Bezug zu mir. Ich bin einfach von Geburt an Sissi genannt worden, obwohl ich Elisabeth getauft bin, und ich fühle mich auch als Sissi“, so Sissi Pröll, deren Mutter eine große Verehrerin von Kaiserin Sisi war.
„Mit Leib und Seele“ war sie einst Kinderkrankenschwester auf der Leukämiestation im St. Anna Kinderspital. „Im Vergleich zu jetzt, wo ja viele Kinder genesen, war damals die Sterberate bei 90 Prozent. Das war wirklich eine sehr schwierige Zeit für mich“, so Pröll in der KURIER TV-Sendung „Herrlich ehrlich – Menschen hautnah“ (jeweils am Sonntag um 18:30 Uhr).
Die ganze Sendung:
Herrlich ehrlich: Sissi Pröll
„Später hab ich mich dann der Geburtshilfe verschrieben, nachdem meine vier Kinder erwachsen waren, und das hat mich wahnsinnig bereichert, weil man ja am Glück der anderen mitnaschen kann und selbst wahnsinnig viel Glück dabei empfindet – besonders dann, wenn man dabei ist, wenn die eigenen Enkelkinder zur Welt kommen.“ Drei ihrer sechs Enkelkinder hat sie nach der Geburt als Erste versorgt.
Ihre Kraft bezieht sie aus ihrer Beziehung mit ihrem Mann, dem ehemaligen NÖ-Landeshauptmann Erwin Pröll, denn, „durch diese Partnerschaft, die uns ja in ganz jungen Jahren zusammengebracht hat und aufgrund der Schwierigkeiten, die man gehabt hat, ist natürlich die Stärke noch viel mehr geworden. Ich bin fest davon überzeugt, dass das auch starkmacht, wenn man zusammenhalten muss und auch im späteren Leben gemeinsame Schicksale bewältigen müssen.“
Seit 54 Jahren sind die beiden verheiratet, 40 Jahre davon hat die Politik das gemeinsame Leben bestimmt.

Lisa Trompisch im „Herrlich ehrlich“-TV-Studio mit Sissi Pröll.
Der Status der First Lady von Niederösterreich war anfangs schon auch eine Bürde, wie sie erzählt. „Ich war 29, als mein Mann in die Politik gekommen ist, und das ist schon extrem jung. Am Anfang war das für mich schon eine große Herausforderung. Aber man wächst auch in diese Position hinein und ich hab mich nie als First Lady gefühlt, sondern eher als wunderbare Begleiterin meines Mannes. Nicht, dass ich in der zweiten Reihe stehen musste, aber mein Mann war die Hauptperson und ich bin gerne mit ihm mitgegangen, um ihm beizustehen und vieles mit ihm erleben zu können, was uns jetzt, wo wir zusammen das Älterwerden erleben, zugutekommt.“

Sissi und Erwin Pröll
2017 hat sich Erwin Pröll aus der Politik zurückgezogen und ein bisschen hat sich Ehefrau Sissi schon vorm „Pensionsschock“ gefürchtet.
„Aber es ist wunderbar gegangen, mein Mann hat sehr viele Hobbys. Ich selbst war und bin ein sehr eigenständiger Mensch. Wir haben aber gemeinsame Interessen, die wir jetzt ausleben können. Und ich glaube, durch diesen Zusammenhalt in jungen Jahren und durch diese Stärkung der Gemeinschaft, wird das Leben im Alter auch ein anderes. Es fokussiert sich auf andere Dinge, aber man erinnert sich an Gemeinsames, das man erlebt hat, und es bereichert wahnsinnig.“
Keine politische Ambition
Und wenn ab morgen alles wieder von vorne anfangen würde, würde sie nichts anders machen, wie sie betont.
Sie selbst hatte aber nie politische Ambitionen, aber „ich habe immer meine eigene Meinung vertreten und ich habe auch nicht alles goutiert, was gemacht wurde. Da hab ich auch so meine eigene Meinung kundgetan, was auch nicht immer sehr gut angekommen ist, aber ich finde, dass das ganz wichtig ist, dass man auch seine eigene Meinung zu verschiedenen Dingen sagen soll.“
Hilfe im eigenen Land
Seit 14 Jahren ist Sissi Pröll Präsidentin des Vereins „Hilfe im eigenen Land“, der heuer sein 60-jähriges Bestehen feiert. „Dieser Verein hilft Menschen, die unverschuldet von einem Tag auf den anderen in ein völlig anderes Klima kommen, in eine andere Situation. Und ich glaube, dass unser Verein, der ja so klein aufgestellt ist, wirklich die Möglichkeit hat, sehr viel zu helfen. Das ist nicht so, dass in den Verwaltungsapparat viel Geld fließt, ganz im Gegenteil, wir sind ehrenamtlich aufgestellt und das macht die Möglichkeit, dass wir die Spenden 1:1 an die Menschen geben und die Menschen damit auch glücklich machen und ihnen wieder Menschenwürde geben.“
Allein 2024 konnten 1,4 Millionen Euro an in Not geratene Menschen ausgezahlt werden. „Wir helfen rasch, wir helfen nachhaltig, was auch wichtig ist“, so Pröll. „Ich hoffe, dass ich es noch lange machen kann, meine Empathie rüberzubringen und Spenden zu lukrieren.“
Für die Zukunft würde sie sich „einfach, mehr Menschlichkeit“ wünschen. „Das ist das, was im Vordergrund steht, auf den Menschen achten, auf den Menschen zugehen. Und einfach den Menschen wahrnehmen in seiner Persönlichkeit und seinem Anliegen.“
Viel Kraft bezieht sie auch aus ihrem Glauben, denn „für mich ist das Gebet jeden Tag etwas Wichtiges – ob ich aufstehe oder mich niederlege. Ich bitte und ich danke. Ich glaube, das ist bei mir auch eine sehr starke Hilfe.“
Mehr zum Verein und ihren persönlichen Ansichten sehen Sie im Video oben.
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