ORF-Talk-Ikone Vera Russwurm verrät die Geheimnisse ihrer langen TV-Karriere

Vera Russwurm
Die Talk-Ikone reflektiert über ihre TV-Karriere, spricht über ihr neues Projekt und verrät ihre Lebensphilosophie.

Jahrzehnte lang hat die promovierte Medizinerin Vera Russwurm die heimische TV-Landschaft maßgeblich geprägt. Im August 1978 hat sie beim Fernsehen begonnen, nur zwei Monate später auch ihr Medizinstudium, denn an eine TV-Karriere hat sie lange nicht geglaubt.

Damals habe es keine jungen Moderatorinnen gegeben, überhaupt kaum Frauen im Fernsehen, wie sie in der KURIER TV-Sendung "Herrlich ehrlich – Menschen hautnah" erzählt.

Das ganze Interview

"Daher war es wie ein Wunder, dass ich mit 24 meine erste große Hauptabendshow als Showmasterin präsentiert habe. Da war ich die jüngste Showmasterin überhaupt. Aber lange Zeit habe ich das nicht als Beruf gesehen, sondern als eine ganz interessante Sache, die unglaublich Spaß gemacht hat. Ich habe von Anfang an die Kamera und das Publikum geliebt."

Nie Druck gemacht

Sie habe überhaupt keine Hemmungen gehabt, auch zum Beispiel Zeltfeste zu moderieren. "Da lernt man, mit Publikum umzugehen", erzählt sie lachend. Sie war immer entspannt und hat sich keinen Druck gemacht, da sie ja damals nach wie vor der Meinung war, später einmal als Ärztin zu arbeiten.

Russwurm hat aber nicht nur moderiert, sondern auch Bücher geschrieben – einen Roman und einen Erfolgsratgeber. Der wichtigste Ratschlag daraus? "Glaub an dich selbst! Ich hatte das große Glück, in einem Elternhaus groß zu werden, wo mich beide Eltern immer sehr motiviert haben: Du schaffst das schon. Sie haben mir immer ein gutes Selbstwertgefühl mitgegeben."

KURIER-Redakteurin Lisa Trompisch mit Vera Russwurm

KURIER-Redakteurin Lisa Trompisch mit Vera Russwurm

Und wie es Russwurm geschafft hat, es gab fast nichts, außer Nachrichten, was sie nicht moderiert hat – besonders hervorzuheben sind dabei ihre Talk-Formate.

Ihre Lebensphilosophie ist, sich gedanklich auf das zu konzentrieren, was einem tagtäglich Gutes passiert. Zu diesem Thema hat sie für nächstes Jahr ein Buchprojekt im Kopf.

"Mein Mann und ich (Anmerk.: sie ist seit 1984 mit Metropol-Chef Peter Hofbauer verheiratet – er war bei der Jugendsendung "Okay" ihr Co-Moderator) haben es uns auch zur Angewohnheit gemacht, am Abend keine Probleme zu wälzen. In einem Leben, arbeitend und drei Kinder, gibt’s einfach die üblichen Probleme, die man so hat und über die man reden muss. Und das tun wir auch, aber nicht vor dem Einschlafen."

Peter Hofbauer und Vera Russwurm

Peter Hofbauer und Vera Russwurm

Ihre letzte Folge "Vera" flimmerte im Dezember 2023 über den Bildschirm. Es war einfach an der Zeit aufzuhören, so die Talk-Ikone dazu. Sie habe dadurch Menschen aus allen sozialen Schichten kennengelernt. Von Königin Rania, über Michail Gorbatschow (2022) bis hin zu einem Mann, der frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde und darüber sprach, wie das Leben nach der Haft weitergeht.

Lebensgeschichten

"Ich habe so viele Geschichten gehört und mich interessieren diese Lebensgeschichten auch wirklich. Und ich glaube, das ist auch das Geheimnis, warum das über 30 Jahre weder für die Zuschauer noch für mich langweilig geworden ist. Ich habe aber auch gesagt, dass ich jetzt ein Alter erreicht habe, wo es dann gut ist. Man sieht mich zwar offenbar noch gerne am Schirm, aber ich möchte nicht mit 70 hinausgetragen werden." 

Überhaupt müsse man zur Kenntnis nehmen, dass Männer länger am Schirm arbeiten dürfen, und können als Frauen. "Man braucht sich nur umschauen. Das ist keine Anklage, sondern eine Feststellung." (Was sie zu den derzeit kursierenden Vorwürfen, der ORF würde sich verstärkt von Frauen über 50 trennen, sagt, sehen sie in der Sendung "Herrlich ehrlich – Menschen hautnah").

70 Jahren Fernsehen

Langweilig wird ihr aber nicht, hat sie doch aktuell ein großes TV-Projekt am Start. "Darauf freue ich mich sehr. Das hat mit meiner Talkshow überhaupt nichts zu tun, es geht um 70 Jahre Fernsehen in Österreich. Daran arbeiten wir jetzt gerade sehr intensiv. Meine Augen sind schon rechteckig vor lauter Schauen. So viel ferngesehen habe ich wirklich mein Leben lang nie in dieser Dichte, weil es auch so Spaß macht, Kollegen zu sehen. Viele von ihnen habe ich ja persönlich noch gekannt. Manchmal kommt bei dem Schauen und Suchen Melancholie auf. Dann wiederum ein schönes Zurückerinnern, was man alles miterlebt hat und miteinander gemacht hat." Ausgestrahlt wird die Show am 2. Dezember.

Davor bekommt Russwurm aber noch am 24. Oktober das Goldene Ehrenzeichen für die Verdienste um das Land Wien verliehen. Eine besondere Ehre, "denn Wien ist meine Heimatstadt, hier bin ich groß geworden. Dass ich von Wien einmal so ausgezeichnet werde, kommt für mich völlig verblüffend, weil das mit Fernsehen und meiner Arbeit eigentlich nichts zu tun hat. Das ist eine Wertschätzung meiner Person als Ganzes."

Ob Talk-Formate heutzutage überhaupt noch zeitgemäß sind, warum der ominöse Horla bei Vera Russwurm und ihrem Ehemann Peter Hofbauer Streit vermeiden und entspannend auf die Beziehung einwirken kann, und ob sie heute als junge Journalistin noch einmal zum Fernsehen gehen würde, sehen Sie im Video oben.

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