Freddy Quinn räumt mit seinen größten Lebenslügen auf

Freddy Quinn
Der Schlagersänger hat seine Memoiren vorgelegt und behandelt darin auch ein besonders düsteres Kapitel seiner Geschichte.

"Mein Leben war eine Illusion", schreibt der gebürtige österreichische Schlagersänger Freddy Quinn (93) in seiner Biografie "Wie es wirklich war" (erscheint am Donnerstag).

So inszenierte er sich etwa selbst oft als Seemann, obwohl er nie wirklich zur See gefahren ist. Außer einmal mit Anfang 20, da arbeitete Quinn auf einem Schiff. "Mein aufregendes Seefahrerleben bestand zu 99 Prozent aus Kartoffelschälen. Ich kam zwar einmal bis nach Mexiko, aber das war eher eine Fährfahrt, weil ich die ganze Zeit in der Kombüse saß", schreibt er in der Biografie, aus der die Bildzeitung zitiert.

Ansonsten machte sich die Geschichte vom Seefahrer einfach gut für sein Image. "Im Showgeschäft darf es nicht zu kompliziert sein (...) Der Seemann wurde mir übergestülpt wie ein Kostüm, das nicht richtig passte. Aber, und das muss ich zugeben, ich habe es auch eine Zeit lang gern getragen (...) Ich hatte Erfolg. Das fühlte sich gut an. Ein bisschen Seemannsgarn, ein bisschen Fernweh, ein bisschen Melancholie (...) Das Image hat mir Türen geöffnet, mir Erfolg beschert."

Denn seine zahlreichen Reisen bewältigte Freddy Quinn dann doch lieber mit festem Boden unter den Füßen. "Ich bin zwar viel gereist in meinem Leben, aber meistens war das auf dem Landweg per Autostopp. Ein Seemann? Nein, das war ich nie. Beim besten Willen nicht. Trotzdem haftet dieses Image an mir wie ein alter Kaugummi unter der Schuhsohle."

Was ihn aber richtig störte, war, dass seine langjährige Partnerin Lilli Blessmann (gest. 2008) nach außen hin immer nur als seine Managerin auftreten durfte. Denn eine fixe Beziehung hätte nicht zu seinem Image gepasst. "Die Ansage der Plattenfirma war klar: keine Frauen. Ich musste ungebunden sein."

Erst nach Jahrzehnten durfte er sie als die Frau an seiner Seite präsentieren. Auch seine heutige Ehefrau Rosi (die beiden heirateten 2023) wurde zu Beginn für seine Haushälterin gehalten.

"Es hat sich schon schön angefühlt, den ganzen Quatsch als Quatsch zu benennen", zieht er ein Fazit über seine Biografie.

Diese beinhaltet aber auch dunklere Kapitel, etwa die Frage nach seinem echten Vater. Im Zuge der Recherchen stießen Quinn und sein Co-Autor Daniel Böcking auf ein besonders grausames Familiendrama. Denn 1965 hatte der 17-jährige Rainer Warchalowski seinen Bruder Winfried, seine Mutter Paula und seinen Vater Emil ermordet.

"Emil, das dritte Opfer dieses furchtbaren Familiendramas, das erschlagen in einer Truhe lag, war womöglich mein wahrer Vater. Der Mörder wäre demnach mein Halbbruder", schreibt Quinn jetzt in seinen Memoiren.

Denn dafür gäbe es einige Hinweise - etwa einen Anruf in den 1980er-Jahren, den Qinn erhielt. "Damals meldete sich ein Mann bei mir, der behauptete, mein Halbbruder zu sein. Wir sprachen kurz (...), ich witterte jemanden, der einfach nur Geld von mir wollte und mir deshalb eine Lügengeschichte auftischte. Zeitlich passte es ungefähr in die Zeit, in der der Mörder aus der Haft entlassen worden sein müsste."

Doch erfahren wird er es dennoch nie. "Es ist niemand mehr da, den ich fragen könnte (...) Ich habe meinen Frieden damit gemacht, meinen echten Vater nicht kennengelernt zu haben (...) Aber sehr, sehr viel spricht dafür, dass mein Vater von meinem Halbbruder am 19. Dezember 1965 ermordet worden ist."

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